12.06.2009

Lilos 12.Tag - The Torture Never Stops

Nach der Treppentour gestern möchte ich heute morgen eigentlich lieber gar nicht aufstehen. Der Hunger treibt mich dann aber doch aus dem Bett. Im Speiseraum begegnet mir Ramona, sieht auch nicht wirklich besser aus als ich. Schweigend verzehren wir unseren lecker Reisbrei, den ich mir heute mit einer Extraportion Schokoladencreme versüße. Die Vorfreude auf das bevorstehende Training lastet schwer auf uns. Wir schleichen mit ramponierten Beinen Richtung Tempel. Das wird nicht lustig.
Auf die Frage, ob wir uns am Wochenende gut erholt hätten, knurre ich nur kurz. Um Mitleid zu erhaschen, sind wir hier definitiv am falschen Ort. Beim Springen, das ich aus Sicherheitsgründen nur andeute, fragt Li Shifu, ob ich mich verletzt hätte. Ja, habe ich. Er nimmt’s zur Kenntnis - und weiter im Programm. Den Anpfiff von Meister Zhong vor ein paar Tagen hat er sich wohl zu Herzen genommen, jedenfalls gibt’s heute keine neue Bewegung sondern Arbeit am Detail. Die schlampig dahin gehuddelte Drehung sollen wir gefälligst ordentlich ausarbeiten. Wieder und wieder. Und aus der Hocke in einen hohen Spanntritt. Und Haltung. Nach etwa 50 Wiederholungen sind meine Beine so erschöpft, dass gar kein Raum mehr für sonstige Schmerzen ist. Ist ja auch was wert. Am Ende des Trainings schlurfe ich die Treppen des Tempels herunter - Tatsache: die Knieschmerzen sind weg. So einfach ist es manchmal.

Am Nachmittag ist wie üblich Meditation angesetzt. Finde ich mittlerweile gar nicht so schlecht, so kann ich in der schlimmsten Mittagshitze auf der Matte rumgammeln, keiner scheucht mich, wenn ich fertig meditiert habe stehe ich einfach auf, alles völlig stressfrei. Heute hat Guan ein Überraschung für uns. Wir bleiben nicht im stickigen Ballsaal sondern raus, auf die Terrasse. Da steht ein großer Baum in einem Bottich, da will er hin. Kritischer Blick in die Runde. Ganz schön viele sind wir mittlerweile. Da es aber einige Meditationsflüchtlinge gibt, sind wir im Moment nur 21 Leute, die beschäftigt werden wollen. Guan fängt an Dreiergruppen zu bilden. Vier dieser Gruppen werden um den Baum herum platziert. Die restlichen drei Gruppen bilden eine Reihe vor dem Baum. Guan hat sich auch genau überlegt, wen er zu wem stellt. Mysteriös. Nun sollen wir unsere Hände nach vorne öffnen, so dass wir Verbindung mit den anderen beiden der Gruppe aufnehmen. Etwas unbequem das Ganze, geht aber. In dieser Haltung stehen wir nun eine halbe Stunde. Ich spüre hin und wieder, das Guan vorbeikommt und seine Hände in den Kreis, den wir gebildet haben, führt. Qi-Räuber!

Als das Ganze aufgelöst wird, fragt Guan nach unseren Erfahrungen. Ja, war wirklich sehr interessant, man hat sehr deutlich gespürt, wie am Anfang Energie geflossen ist und am Ende die Konzentration bei meinen beiden Mitstreitern doch ziemlich deutlich nachgelassen hat. Nun will ich aber doch wissen, was es mit dieser merkwürdigen Aufstellung auf sich hat. Guan erklärt, das wir hier die sieben Sterne abgebildet haben. Aha. Nun will ich auch noch wissen, nach welchen Kriterien er die Leute zusammengewürfelt hat. Da lächelt er: “it’s a secret!” Und das wird es wohl auch bleiben.

1 Kommentar:

  1. Ich sag's ja immer wieder - ich brauch nicht nach Wu-dang! X- mal war ich auf Wehrübung und da ging's ähnlich zu. Jedenfalls war die Verpflegung besser (also kein Milchries mit Schokoladensoße)und im Besitze eines Jeeps mit Fahrer konnte man sich aus dem Lande ernähren. Andererseits bin ich leider mit einer Wahnsinnsneugier geschlagen, skurillen Lebenssitua-tionen nicht abhold und die Aussichtr mit meiner lieben Kollegin nicht nur Straftaten aufzuklären sondern auch nach China zu reisen - das hat scon was!

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