27.10.2011

Macht der Gewohnheiten


"Gemäß den Lehren des Buddha sind die Trübungen, die uns von wahrer Freiheit abhalten, von vierfacher Art. Erstens, so wie man sein eigenes Gesicht nicht sehen kann ohne eine spiegelnde Oberfläche, die es reflektiert, kann auch der Geist sich nicht selbst wahrnehmen und ist daher grundlegend unwissend in dem Sinne, daß er seine eigene wahre Natur nicht erkennt. Zweitens, aufgrund dieser Unwissenheit entwickelt der Geist die gewohnheitsmäßige Tendenz zur dualistischen Relativität eines Ich und eines vom Ich getrennten anderen. Drittens, ohne Gewahrsein dieser Unwissenheit und der daraus resultierenden Macht der Gewohnheiten reagiert der Geist, sobald er diesen dualistischen Projektionen ausgesetzt ist, mit emotionalen Trübungen und erzeugt Beunruhigung, Abneigung und/oder Anhaftung. Viertens, diese emotionale Verwirrung erzeugt sich anhäufende karmische Ergebnisse, die in physischen, verbalen und mentalen Reaktionen mainfest werden, die ihrerseits die karmischen Konsequenzen der Unwissenheit weiter verstärken."

Kalu Rinpoche, Geflüsterte Weisheit, 

18.10.2011

Grundgedanken des chinesischen Qi Konzepts

Qi wird als eine universelle Energie angesehen, die sich sowohl in unstofflichen, feinstofflichen und in grobstofflichen Erscheinungen offenbart. Die Qualitäten unterscheiden sich nur durch unsere Wahrnehmungsfähigkeit, nicht in der Wirklichkeit, d.h. sie zeigen ihre Wirkung gleichzeitig auf allen Ebenen. Beeinträchtigungen können auf allen Ebenen erfolgen und zeigen ihre Wirkung früher oder später auf den anderen.

Das Qi – Konzept durchzieht alle Lebensbereiche und kulturellen Entwicklungen Chinas. Einigermaßen bekannt gemacht hat sich der Westen bisher mit einigen Aspekten der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) und der geomantischen Praxis des Feng Shui. In letzterem wird die richtige Wahl und Gestaltung des Lebensraumes verantwortlich gemacht für eine günstige Qualität des Qi, die TCM bemüht sich, durch frühzeitige Diagnose und mittels ihrer 5 therapeutischen Maßnahmen die Qualität des Qi im menschlichen Organismus in einem gesunden Fließgleichgewicht zu halten oder dieses wieder herzustellen. Die 5 therapeutischen Maßnahmen, die Säulen der TCM sind:
  • Diätetik
  • Arzneimittelkunde
  • Qi Gong (Imaginations-, Atem- und Bewegungsübungen)
  • Tuina (Manuelle Therapie)
  • Akupunktur und Moxibastion (Beeinflussung mittels Stechen von Nadeln oder Hitzeeinwirkung auf bestimmte Punkte der Energieleitbahnen)

Die Diagnose erfolgt durch Betrachten, Hören und Riechen, Befragen und Fühlen. In diesen einfach klingenden Methoden hat die TCM eine enorme Differenzierung erreicht, die einen sorgfältig verfeinerten Überblick verschiedener Muster ermöglicht.
Auch wenn die Ergebnisse der Diagnose unseren Ohren fremd klingen mögen; z.B. Nieren Yin Mangel mit emporloderndem Feuer, so können darauf durchaus sehr wirksame therapeutische Maßnahmen getroffen werden.

Wie schon oben erwähnt, offenbaren sich Beeinträchtigungen der energetischen Zustände auf den verschieden dichten Ebenen. Der TCM-Arzt unterscheidet nicht zwischen somatischen und psychischen Krankheiten. Für ihn sind sie nur unterschiedliche Erscheinungsformen eines gemeinsamen Musters. So kann eine von Außen herbeigeführte organische Schädigung, beispielsweise eine Verbrennung, langfristig eine Instabilität im betroffenen Energiebereich und damit ein emotionales Ungleichgewicht hervorrufen. Ebenso kann eine lang anhaltende emotionale Störung zu organischen Symptomen führen. Wohlgemerkt: kann, muss nicht. Das System ist ständig bemüht, das Gleichgewicht, also die Überlebensfähigkeit, selbst zu regulieren. Wir sollten deshalb einem Menschen, dem es gelungen ist, trotz vieler Widrigkeiten und Schicksalsschlägen ein respektables Leben zu führen, die gleiche Bewunderung entgegenbringen, mit der uns eine am schroffen Abhang sich klammernde, von Wind und Wetter geformte Kiefer erfüllt.

Yin und Yang

Grundsätzlich ist die TCM bemüht, ein Gleichgewicht herzustellen, und dies möglichst ohne Hinzufügen äußerer Mittel. Auch in der Arzneimittelgabe wird in erster Linie eine Unterstützung des Systems verstanden, selbstständig sich zu regulieren. Ein harmonisches Gleichgewicht wird dargestellt im Symbol des Taiji.



Dieses Bild der beiden in sich verschlungenen Tropfen zeigt uns, dass dort, wo das eine seine Fülle erreicht, das andere seinen Anfang nimmt. Beide bringen sich gegenseitig hervor, bedingen sich einander und enthalten auch jeweils ein Element des anderen. Nichts ist nur Yin oder nur Yang.
Ein Ungleichgewicht zeigt sich in den Zuständen von Fülle und Leere, Hitze und Kälte, Feuchtigkeit/Nässe und Trockenheit sowie Innen und Außen. Je nachdem wie diese Zustände kombiniert sind, herrscht ein Yin oder ein Yang Zustand. Nach der Yin-Yang Lehre besteht dort, wo sich das Symptom einer Fülle zeigt an anderer Stelle eine Leere oder eine Mangel. Diese aufzuspüren und das Übermaß dorthin abzuleiten ist erstes Ziel der TCM.

Die 5 Wandlungsphasen




Neben weiteren Differenzierungen, aus denen sich die diagnostischen Muster ergeben und die wir hier zunächst nicht behandeln wollen, spielt die Lehre von den 5 Wandlungsphasen eine bedeutende Rolle. Diese Theorie besagt, dass alle Prozesse jene besagten Phasen durchlaufen, falls sich kein Hindernis in den Weg stellt. Störungen innerhalb einer Phase haben Auswirkungen auf alle anderen Phasen, können aber auch von allen anderen Phasen aus zur Regulation beeinflusst werden. Die Bezeichnungen der Wandlungsphasen erinnern an die altgriechische Elementenlehre, es besteht aber kein Zusammenhang. Die chinesische Betrachtung ist eher zeitlich als räumlich orientiert.
Die 5 Wandlungsphasen werden benannt mit: Holz; Feuer; Erde; Metall; Wasser. Dargestellt werden sie in einer kreisförmigen Anordnung, sie bringen sich, wie die Jahreszeiten, mit denen sie auch verglichen werden, gegenseitig hervor. Diese Verbindung wird auch Mutter – Kind Beziehung oder Zyklus der Ernährung genannt. Die im Innern des Kreises sternförmig angeordneten Pfeile zeigen die gegenseitige Beeinflussung im Sinne einer Kontrolle oder Unterdrückung an.
Betrifft nun ein schädigender Einfluss eine der Phasen – z.B. mangelnde Flüssigkeit im Systemhaushalt beeinträchtigt das Wasser – wird sich dieser Mangel als nächstes beim Holz auswirken, dem die Nahrung fehlt. Hält der Mangel an, verliert das Wasser seine kontrollierende Funktion auf das Feuer, welches nun ungehemmt noch mehr Holz verzehrt und verstärkt Erde produziert. Diese wirkt weiterhin unterdrückend auf das Wasser ein, sie wird vom schwachen Holz nicht gebremst, so dass sich das Ungleichgewicht permanent weiter verschiebt.
Wir werden in einem solchen Fall also zunächst ein Symptom im Holz bemerken, in der Praxis bedeutet dies mangelnde Bewegungsfähigkeit, dann im Feuer, steigende Temperatur und letztlich in der Erde, Wahnvorstellungen bzw. Fieberhalluzinationen. In diesem Beispiel ließe sich natürlich durch einfache Flüssigkeitszufuhr das Problem mühelos beheben. Bei tiefer liegenden Ursachen ist es leider nicht immer so leicht.
Wird fortgesetzt

02.10.2011

Oktober 2011

Liebe Freunde,

es gibt hier ein Bier, ganz lecker, nicht zu schwer oder zu würzig, also genau richtig nach einem heißen Tag. Es heißt Dorada, wie ein schmackhafter Fisch, den es preiswert frisch zu kaufen gibt. Dorado heißt golden, goldfarben, dorada im feminin. Nach der Goldgrube im goldischen Mainz will ich nicht so gerne vom Golde lassen. Dachte zunächst an carta dorada - goldener Brief, aber dann kam es ganz unvermittelt Radio Dorado, das klingt für mich rund. Nicht wegen des Rundfunks, denn es bleibt beim Rundbrief. Aber Radio kommt vom Radius, dem Strahl, der im Kreis das Äußere mit der Mitte verbindet. Und das ist uns doch das Wichtigste im Taijiquan, im Qigong und der stillen Meditation.
Also herzlich willkommen bei Radio Dorado, dem goldenen Strahl aus Teneriffa.

Euer
Yürgen Oster



In dieser Sendung:
Neue Webseiten
Ausbildungen Qigong und Taijiquan
Seminare auf Teneriffa
Seminare in Deutschland
Filmtipp
Reisen nach Wudangshan


Neue Webseiten

Zunächst der Hinweis auf die neue Seite des Mainzer Vereins Weißer Kranich e.V. Es ist alles etwas übersichtlicher ohne das gewohnte Erscheinungsbild gravierend verändert zu haben.

Auch meine Seite ist in der Grundstruktur gleich geblieben. Das Dropdown-Menu, welches bei einigen Internet Explorer Versionen nicht funktionierte, habe ich auch eliminiert und dafür nun seitlich eine weitere Navigation eingerichtet. Bis ich die Seite komplett mit Sprachauswahl aufgebaut habe, sind die Seminare in Teneriffa sowohl auf Spanisch als auch auf Deutsch beschrieben.
Immer noch nicht IE tauglich ist die neue Hintergrundfarbe, ein sanfter Sandton, aber wer unbedingt beim IE bleiben will, hat es nicht besser verdient. Die Seite ist natürlich auch weiterhin unter www.oster-dao.de aufrufbar.

Dringend ebenfalls einer Überarbeitung bedarf die Seite der DAO akademie. Die Umstellung der Ausbildungen auf ein modulares Seminar-System erfordert doch einiger Zeit und ich möchte mich hier dafür entschuldigen, dass es so lange dauert.


Ausbildungen Qigong und Taijiquan

So lange also die Seite der DAO akademie noch nicht alles deutlich und ausführlich erläutert, muss ich wohl an dieser Stelle versuchen, das neue System verständlich zu erklären.
Bisher wurde eine Ausbildung linear durchgeführt; fing an einem Termin an und lief über ca. 3 Jahre mit weiteren festen Terminen und endete dann mit einer abschließenden "Prüfung".

Nun kannst du frei wählen unter den angebotenen Seminaren der DAO akademie Ausbilder. Du stellst dir somit die Inhalt und Zeiten deiner Ausbildung selbst zusammen. Damit die Ausbildung sinnvoll bleibt, sind ein paar Vorgaben zu erfüllen.
Es bleibt dabei, dass Vorkenntnisse in Taijiquan oder Qigong nachzuweisen sind.
Das Studium muss eine Schwerpunkt enthalten, eine bestimmte Form wird ausgiebig gelernt mit ca. 50% der Stundenzahlen.
Das Studium muss darüber hinaus auch Übungen in weiteren Formen bzw. Methoden enthalten, mit ca. 25% der Stundenzahlen.
In dem Studium sind weitere 25% der Stunden Themen wie Didaktik, Kursaufbau, Gruppendynamik etc. zu widmen. Nachweisbare Vorkenntnisse in diesen Bereichen werden anerkannt.

Die Struktur ermöglicht auch cross over Ausbildungen, zum Beispiel die 25% anderer Formen bei einer Qigong-Ausbildung könnten auch im Taijiquan erworben und dann bei einer Taijiquan-Ausbildung angerechnet werden.

Fas alle meine Seminare sind damit ab sofort als Ausbildungsmodule anrechenbar.


Seminare auf Teneriffa

In einem Monat startet das erste Seminar. Ausgebucht! Anmeldung hierzu nur auf Wartelist möglich.

Für das Seminar im Februar gibt es schon einige Anmeldungen und Anfragen, weswegen wir darüber nachdenken, gleich im Anschluss (18. - 25. Februar 2012) ein zweites Seminar anzubieten. Interessenten für diesen Termin sollten sich bitte recht bald melden, damit wir die Finka für diese Zeit buchen können.

Taiji-Grundlagen
Kurze Wudangform mit 18 Bildern
11. - 18. Februar 2012

Die 5 Schritte und 8 Handpositionen des Taijiquan, die Grundlagen jeder Form, bilden das Herzstück dieses Seminars. Eingefasst werden diese Techniken in die kurze Sanfeng Form mit 18 Bildern.
mehr:http://wudang-dao.com/ger_ten2.html

Auch für das April-Seminar gibt es schon Anmeldungen, was mich natürlich sehr freut und zeigt, das der Schritt hierher richtig war.

Qigong 18 Wege vom Berg Wudang
03. - 10. April 2012

Die Qigong-Übungen der daoistischen Mönche der Wudangberge dienen der Gesundheit und Langlebigkeit. Die Reihe der 18 Wege wird seit fast 400 Jahren in der Familie Fei aus Nanjing weiter gegeben.
mehr.


Und jetzt blicken wir weit voraus, fast ein ganzes Jahr. Aber es lohnt sich, hin zu schauen:

17. - 22 September 2012
Taihequan
Wudang Meister Guan Yongxing

Die heiligen daoistischen Wudangberge wurden bis zum 3. Jahrhundert Taiheshan genannt, was bedeutet: Berge der Höchsten Harmonie.

Taihequan ist eine kurze Form der inneren Kampfkünste, wenig bekannt und nur in den Wudangbergen zuhause. Es eignet sich auch bei geringen Vorkenntnissen als Einstieg und ist andererseits eine überraschende Ergänzung zu schon bekannten Formen und Stilen.
Anders als im Taijiquan wird im Taihequan die Bewegung von den Oberschenkeln geführt. Es ist eine weiche aber auch kraftvolle Methode.

Meister Guan Yongxing aus Fuyang, Provinz Henan, begann im Alter von 11 Jahren mit seiner Kungfu Ausbildung. Im Jahr 2000 kam er nach Wudangshan, um seine Technik in den Kampfkünsten und sein Wissen über daoistische Selbstkultivierung zu vertiefen.
Seit 2007 ist er Haupttrainer der Wudang Taoist Kung Fu Academy. Mit seinem großen Einfühlungsvermögen und den profunden Wissen über die daoistischen Künste kann er auch den unterschiedlichen Vorkenntnissen seiner Schüler gerecht werden.

Wir sind natürlich sehr froh, Meister Guan auch auf Teneriffa begrüßen zu dürfen. Voranmeldungen nehmen wir gerne entgegen.


Seminare in Deutschland


Filmtipp

"Die Unsterblichkeit ist nicht jedermanns Sache." Kurt Schwitters
Recht hat er. Für Daoisten ist Unsterblichkeit hingegen ein anzustrebendes Ziel. Erreicht ma es, ist wohl tatsächlich nur noch der Weg das Ziel.
Einen sehneswerten, meditativen Bericht produzierte Jochen Richter in der Reihe Glaubenswege, in denen auch Sufismus, Judaismus, Christentum, Buddhismus und Hinduismus vorgestellt werden. Jetzt auf Youtube zu sehen


Reisen nach Wudangshan

Lilo war gerade dort und hat wieder berichtet auf unserem Reiseblog
Die nächste Reise biete ich an im April 2012.
Beschreibung


Zum Schluss

Die Webcam - wen's interessiert, wie das Wetter bei uns ist, Auch nicht immer nur Sonnenschein: