Die freundliche Zusammenkunft am Mittwoch hat offensichtlich tiefen Eindruck hinterlassen. Heute morgen werden wir zum Training von einer großen Runde erwartet. Der Verwaltungschef Herr Liu, verstärkt von Lyssa als Übersetzerin, Meister Zhong, unsere Lehrer, der Chef de Cuisine sowie – drei „Seniorstudents“ aus der Vorführungstruppe – Song, Li 2 und Zao. Herr Liu hält eine längere ausführliche Ansprache, aus der Lyssa als wesentliche Punkte übersetzt, dass nun die drei jungen Herren beim Unterricht unterstützen und außerdem jeder herzlich eingeladen ist, den Küchenchef in sein Reich zu begleiten um sich selbst von der dortigen Sauberkeit zu überzeugen. Ich glaube, das möchte ich bitte nicht, ich habe bisher alles bestens vertragen – mehr muss ich nicht wissen. Herr Liu bedankt sich artig für die vielen Hinweise, die er bekommen hat und will sich um möglichst rasche Umsetzung bemühen. Schließlich ist ja das Ziel, die Akademie zur besten Schule weit und breit zu machen.
Das Training beginnt. Man merkt sofort: ein ganz neuer Ton! Bei den Kicks erfolgt nicht nur eine schlaffe Ansage, sondern eine ausführliche Erklärung der Bewegung, viele Korrekturen und auch viele, viele Wiederholungen. Dass Guan richtig sauer ist, merkt man spätestens als er Nat, der kurz mit Igor schwätzt, lautstark anpfeift. Hier wird trainiert! Lachen könnt ihr in der Pause. Hier herrscht jetzt Disziplin! Und überhaupt – gerade Reihen, volle Konzentration, kein Rumspielen. Danach unterteilt er die Großgruppe eine Leistungsgruppen, ich darf mit den großen Jungs spielen, die sich auch an den schnellen Bewegungen versuchen. Jeder bekommt eine Aufgabe aus seiner Form, und diese laufen wir nun. Immer und immer wieder.
Zhong stellt sich vor mich: Vormachen. Kritischer Blick. Gestern Abend hatten wir noch kurz gechattet. Segnung oder Fluch? Früher hätte man sich vielleicht auf eine Tasse Tee zum Plaudern getroffen. Andererseits kann ich kaum mit ihm reden. Per Computer klappt die Kommunikation ganz gut. Dumm nur, dass es schon 22.00 h war und ich eigentlich hätte schlafen sollen. So hätte Guan ohne weiteres sehen können, dass ich noch online bin – Sch....Technik – wer muss da noch auf dem Gang patroullieren, ob jemand noch sein Licht an hat? So wie Guan im Moment drauf ist, hätte das mindestens eine dumme Bemerkung gegeben. Und ihm zu sagen, dass sein Chef mich animiert hat, wäre auch irgendwie blöd...
Sei's drum – er hatte gestern angekündigt, mich zu korrigieren und das tut er jetzt auch. Er lässt mich 20, 30 mal wiederholen, besonders die Sache mit dem bösen Blick kriege ich nicht hin, muss immer lachen. Zhong macht vor – Mann, kann der Mann funkeln! Ich muss noch mehr lachen, er mit – so wird das nichts. Nach vielen Bemühungen meckert er zumindest nicht mehr ganz so wortreich. Gut, nächste Bewegung. Was bin ich so froh, heute nicht in Guans Nähe zu trainieren...
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