05.08.2013

Bunte Tiere

Die den Himmelsrichtungen zugeordneten Tiere sind der Drache im Osten, der Vogel im Süden, der Tiger im Westen und die Schildkröte, um die sich eine Schlange windet im Norden.
Für den Tiger des Westens wird die Farbe weiß angegeben und daran wurde bisher auch kein Zweifel angemeldet. Der Vogel des Südens ist rot. Scharlachrot, um genau zu sein. Aber es ist nicht, entgegen anders lautender Meldungen, der Phönix, sondern eben der Scharlachrote Vogel.

Der Phönix stiftet schon genug Verwirrung mit der dämlichen Übersetzung von Feng oder Fenghuang, dem chinesischen Namen des Fabeltieres, welches nichts, absolut nichts mit dem Phönix der hellenistischen Mystik gemein hat. Der chinesische Phönix erneuert sich nicht aus der Asche, weil er auch nicht vorher verbrennt, sondern wurde nur wegen des ähnlich klingenden Namens "Feng" von irgendwelchen Pseudosinologen so bezeichnet. Wahrscheinlich hat auch hier wieder mein Liebling Richard Wilhelm die Finger im Spiel.
Nochmal, der scharlachrote Vogel im Süden ist nicht Fenghuang. Die mit einer Schlange umwickelte Schildkröte heißt Xuan Wu und ist dunkel (Xuan), manchmal schwarz, manchmal auch dunkelblau genannt. Den Drachen im Osten habe ich in meinem neuen, wieder aufgelegten Taijiquan Buch* als blau bezeichnet. In dem von Richard Bertschinger übersetzten Cantong Jing, wird er ständig grün genannt. Das führt aufmerksame Leser natürlich in Verwirrung, sie mögen sogar denken, es handele sich um verschiedene Drachen, zumal er sich im Cantong Jing sogar in einen roten verwandelt. Des Rätsels Lösung liegt in der Originalbezeichnung Qing 青, dem Radikal 174, welches blau, grün, blaugrün, türkis bedeuten kann. 

Alles wieder klar?




* Tai Ji Quan, das Dao der Bewegung ISBN 978-3732252732
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