12.10.2008

Yürgen, Wudang 12.10.08

Die Sonne scheint!
Viktoria ist natürlich etwas sauer, da sie morgen abreist, aber natürlich kann sie sich auch für heute freuen und immerhin wird das ihr letzter Eindruck von Wudangshan sein.
Es gibt noch eine Episode nachzutragen:
Wir hatten verabredet, am Dienstag um 10 Uhr in Xiangfan abgeholt zu werden. Also saßen wir erwartungsvoll nach dem ersten richtig chinesischen Frühstück in der Hotelhalle rum und warteten. Als um 11:00 Uhr noch niemand aufgetaucht war, schaltete ich dann doch mal mein Handy ein und siehe da, eine sms von Lilo. Oha! wir sollten unbedingt bei ihr anrufen sobald wir in Xiangfan angekommen seien. Das war gestern.
Sofort die Nummer gewählt, sogar Anschluß und Lilo anscheinend erleichtert:"Ja wo steckt ihr denn?" Na was hatte sie denn erwartet? Jetzt klärte sich, verständlicherweise wollte man in Wudang erst abfahren zur Abholung, wenn sicher sei, die abzuholenden Personen seine auch dort. "Ja, wir sind hier, wir warten, bis bald."
Wir hatten demnach noch mindesten zwei Stunden Zeit und konnten auf einen Erkundungsstreifzug durch die nähere Nachbarschaft ziehen. Ein Markt für Schuhe, alles Markenartikel für kleines Geld. Ein Lebensmittelmarkt im nächsten Hof, eine wunderschöne Kalligrafie an einer Hauswand, sozusagen direkt über den Mülltonnen; China eben.
Nach zwei Stunden waren wir wieder zurück: 13:00 Uhr. 14:00 Uhr. 15:00 Uhr Anfrage bei Lilo, ja die sind abgefahren. Mehrere Versuche, Grace auf ihrem Handy zu erreichen; erfolglos. 16:00 Uhr Katastrophenphantasien! Nochmal Lilo angerufen, Panik geschoben. Eine junge Frau mit Handy am Ohr betritt die Hotellobby:" Yes I can see him now." Das muss Grace sein, es ist Grace, aber inzwischen war Geli auf die Idee gekommen, sich den Bahnhof mal anzusehen. Hatte extra ihr Handy mitgenommen, aber ich bekomme keinen Anschluß. Laufe rüber. Du kommst in einen chinesischen Bahnhof nur rein, wenn du eine Fahrkarte hast, aber Geli hat es geschafft, ohne ein Wort Chinesisch zu können, zu erklären, dass sie sich das Gebäude mal gerne anschauen wolle. Ich sehe sie da drinnen und dem Himmel sei Dank bewegt sie sich Richtung Ausgang. Die Fahrt kann endlich losgehen.
Wir kommen gerade rechtzeitig in Wudangshan an, um mit dem letzten Bus noch hoch zu fahren. Es ist nicht mehr genug Zeit, statt dem einfachen Ticket ein 1Jahresticket zu kaufen. Will Grace dann am nächsten Tag für uns erledigen.
Hat sie dann aber vergessen. "Sorry, I forget." Inzwischen wissen wir, dass es sich dabei um ihre Lieblingsfloskel handelt. Nach drei Tagen erklärt sie uns, wir müssten selbst runterfahren, denn inzwischen (wahrscheinlich extra für uns) wird ein Foto in das Ticket eingescannt.
Dann meint der Wachhabende am Drehkreuz auch noch, nachdem er sich sehr lange und aufmerksam diese merkwürdigen Tickets mit Foto angeschaut hat, wir sind anscheinend die ersten mit dieser Neuerung, wir müssten aber auch noch mal neuen Eintritt zahlen, denn wir hätten nun das Gelände verlassen und würden mit dem Jahresticket (was eigentlich nur eine Erweiterung des eigentlichen Tickets ist) quasi neu einreisen. So ginge das aber nicht.
Ich habe es geschafft, ganz ruhig und unaufgeregt zu erklären, dass es am Einreisetag zu spät gewesen sei für das Prozedere. Wir dürfen passieren und kommen zu spät zum Training. Freundliche Ermahnung von Shifu Guan, immer Bescheid zu sagen wohin man gehe / fahre / reise und wann man gedenke zurück zu sein. Wird alles ins Klassenbuch eingetragen. Ordnung muss sein im Chaos.

Das Vormittagstraining im Tempel wurde wieder einmal von einer Videokamera irgendeines der vielen chinesischen Fernsehgesellschaften bestimmt. Sowas läuft wahrscheinlich unter Pleiten Pech und Pannen. Wie Langnasen Wushu spielen.
Für den Nachmittag wurde dann folgendes Programm bekannt gegeben: halbe Stunde Fußball, dann gehen wir irgendwo hin, wenn ichs richtig verstanden habe zu den Gräbern rechts vom Zixiaogong meditieren und dann Training.

Soeben wurde mein Zimmer aufgemöbelt. Erst brachten die Jungs einen langen, niedrigen Tisch, den sie vors Fenster stellten, dann den dazugehörigen Hocker, auf den Tisch. Den hab ich natürlich gleich runter genommen, wurde aber sofort eines Besseren belehrt. Man setzt sich auf den Tisch und der Hocker auf dem Tisch ist der richtige Tisch. Per Gestik die Erklärung der Funktion. Drauf sitzen, trinken und die Landschaft genießen.

Also wir sind an den Gräbern vorbeigezogen ein Trampelpfad durch den Wald. Irgendwo in dieser Wildnis musste der Meister mit einigen der chinesischen Schülern unbedingt unreife Kiwis ernten, die an alle verteilt wurden. Anschließend gings noch ein Stück weiter, auf einen Felsen hochgeklettert und Landschaft genießen. Ich hab da mal nichts gesagt, dass ich das auch von meinem neuen Tisch vorm Fenster auch kann und der Anblick war auch wirklich grandios.
Zurück und rein in den Tempel - vorher unbedingt die Hosen sauber machen - ach guckt mal, da ist gerade Kungfu Show. Der Nachwuchs zeigte dem erlauchten Publikum, was er demnächst alles noch besser kann. Aber holla - der nächste Auftritt Großmeister Guan Yongxin zeigt,ich vermute, die Sanfeng Shiba Taiji_Form.
So und nun geh ich zu meinem Meditationsnickerchen. Ich sitz ja gerne, aber nach so einem Tag, ob Training oder Wandertag, da bin müde. Zu müde, um mit geschlossenen Augen wach zu bleiben.

Bis morgen

1 Kommentar:

  1. Anonym1:30 PM

    ach wie schön, der Wahnsinn nimmt doch nie ein Ende...ich liebe dieses Land!

    AntwortenLöschen