Die meisten Schulen hier haben wohl eine "daoistische Woche" mit Mittwoch Nachmittag und Donnerstag als Wochenende, sprich trainingsfrei. Damals, als Meister Zhong noch die alte Akademie leitete, wurde es auch so gehandhabt. Nun, in seiner eigenen Schule, hat er ein Zehntage-System eingeführt. Neun Tage Training, ein Tag frei. Ich glaube nicht, dass er je von meiner Dezimal Zeit erfahren hat, die ich leider nicht intensiv propagiert habe.*
Morgen ist unser freier Tag, sehnsüchtig erwartet. Überraschend teilt uns Meister Zhong nach dem Vormittagstraining mit, auch der heutige Nachmittag sei frei. Freude in allen Augen und mein Vorschlag, in die Stadt zu fahren, wird von allen angenommen. Unten angekommen verteilen sich die kleine Gruppen rasch und wir, Susanna und ich, streben zum Supermarkt, sichern die letzten beiden Pakete Sesamkekse und zwei Päckchen Nescafe Mokka (ja, ich wollte eigentlich nie wieder ein Nestle Produkt kaufen). Nachdem wir noch ein paar versprochene Erledigungen hinter uns gebracht haben, folgen wir dem Gerücht, wo jemand von jemad gehört haben soll, es gebe eine richtige Espressomaschine in der Stadt. Tatsächlich finden wir ein Youth-Hostel mit Bar und Lavazza. Hier in Wudangshan, mitten in China, im Reich des grünen Tee. Es ist so eine Chill Lounch, mit Wifi, Billardtisch und mürrischer Bedienung. Es ist eine Atmosphäre, wie ich sie überall auf der Welt finden könnte, die sich auch überall auf der Welt verbreiten wird, wie wir sie auch schon letztes Jahr in Beijing gefunden haben und die nichts mehr mit China zu tun hat. Um dies zu haben, muss ich nicht weit reisen. Wenn ich weit reise, nehm ich nicht meinen Gartenzwerg mit, dann will ich ein anderes Land erleben. Aber die Kolonialisten haben das noch nie gewollt. Der Kaffee war gut, aber teurer als auf Teneriffa. Was jedoch nicht der Grund ist, hier nicht noch mal hin zu gehen.
Dann lieber Jiaozi essen und anschließend im inzwischen eingetroffenen Regen am Jianhe (Schwertfluss) entlang bis zur Hauptstraße, wo wir uns doch lieber für ein Taxi entschieden.
Welch ein Genuss, wieder hier oben zu sein, in der Ruhe der Wälder. Wenn auch ohne frisch aufgebrühtem Kaffee.
*Die Dezimal-Zeit hat einen Zehnstundentag, jede Stunde hat 100 Minuten a 100 Sekunden. Tatsächlich ist dann jede Sekunde unwesentlich länger als die jetzige Sekunde. Weiterhin hat die Woche 10 Tage, 100 Tage, also 10 Wochen bilden eine Jahreszeit. Wenn wir mit dem solaren System konform bleiben wollen, welches 365 Tage hat. nehmen wir dem Winter 35 Tage weg. Er ist den meisten Menschen sowieso zu lang.
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