08.05.2013

Die kleinen Dinge

Als ich zum ersten Mal den alten Jia besuchte, jenen Mann in der Höhle oberhalb des Zixiaogong, der inzwischen als Bienendaoist bekannt geworden ist, fragte ich ihn, was er den Tag über so mache. "Die kleinen Dinge" war seine Antwort und ich glaube, ich war etwas enttäuscht darüber, nichts zu hören von Meditation, Gebet oder sonstigem heiligen
Zeugs.
Heute waren wir noch einmal unten in der Stadt, um lecker zu essen, Kleinigkeiten einzukaufen und einfach das zu genießen und zu bewundern, was anderen zu laut, zu dreckig oder zu chaotisch ist. Es ist die Gesamtheit der kleinen Dinge, um die sich niemand kümmert, die aber in den nächsten Jahren verschwinden werden. Die kleinen Läden mit der alten Nähmaschine vor der Tür und die verfallenden Werkstätten, in denen Schrott zu Brauchbarem zusammengeschweißt wird. Die Nähmaschinen werden von Modefilialisten und die Werkstätten von Computer-shops ersetzt werden. Die Löcher im Asphalt werden verschwinden und genauso die alten Leute, die vor der Bank of China Karten spielen oder Majong. Es werden Leute kommen, die viel Geld in diese Stadt stecken und noch viel mehr
rausholen wollen. Sie werden sich um die kleinen Dinge kümmern. Weil sich bis jetzt niemand darum gekümmert hat.
Eines Tages wird auch der alte Jia verschwinden und die Leute mit dem vielen Geld werden einen Schauspieler dort hinsetzen, der aussieht wie der alte Jia oder wie man sich den alten Jia vorstellen soll. Der Schauspieler wird sich nicht um die kleinen Dinge kümmern, sondern nur mit den Touristen posieren für die Fotos in den elektronischen Geräten aus den Shops unten in der Stadt. Wenn wir Glück haben, dann ist die Höhle des Schauspielers aber auch unten in der Stadt und die Touristen können sich den mühsamen, kurvenreichen und Übelkeit verursachenden Weg rauf in die Berge sparen und wir können uns hier oben in Ruhe den kleinen Dingen widmen.

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