27.04.2010

Splitter

Wir waren gerade im Tempel eingetrudelt, jeder dehnte und streckte sich nach seiner Facon und meine schnellen Jungs von der 28er Form, Udo und Pit, wollten die neuen Schritte noch mal mit mir durchgehen. Die beiden fahren nämlich am Donnerstag wieder ab und wollten gerne die Form ganz lernen, Haben von Guan ein Instant - Programm aufgedrüchtr bekommen. Ja und mit denen wollte ich die Schritte durchgehen, gestern war das. Windig war das. Und genau deshalb saust plötzlich ein Stück Dachziegel mitten unter uns. Knallt auf den Boden und zerspringt in hundert Stücke. War jeder froh, dass er genau da gerade nicht gestanden hat.  Hat sich aber auch jeder gleich einen Scherben eingesammelt als Andenken. Wie man so mit dem Leben davon kommt.

Pit, unser Artist, hat heute Geburtstag. Was wünscht er sich? Dass er es schafft die halbe Treppe vom Weihrauchbrenner bis runter auf den Hof, in dem wir trainieren, auf Händen zu gehen. Er hat mehrere Anläufe genommen und er hat es nicht geschafft. Das will ich gleich vorneweg verraten. Aber er macht es großartig und die Stufen sind auch verdammt hoch. Wenn er merkt, dass er am Ende ist, dann fällt er nicht den Rest der Treppe runter, so wie es mir ginge, falls ich überhaupt auf meinen Händen gehen könnte und dann auch noch ein paar Stufen abwärts. Ich würd mir mörderisch die Fresse polieren, wenn ich das mal salopp ausdrücken darf. Bei mir bekäm der Zahnarzt wieder zu tun und der alte Doktor Wang dürfte mir sicher auch einiges an Nadeln und Kräutern verabreichen. Nein, der Pit senkt sich dann sanft ab und legt seinen Körper elegant auf der Treppe ab. Ach, und alle applaudieren, auch wenn er es nicht bis unten geschafft hat. Weil er der einzige ist, der es wagt und überhaupt schaffen könnte.
Es gab auch wieder einen unglaublich rosa-violetten Kuchen zum Geburtstag und einen dicken Blumenstrauss. 

Es gibt dann auch die drei Damen aus einem osteuropäischen Land. Ehrlich gesagt, blick ich da allmählich nicht mehr durch in unserem europäischen Osten. Das zerfranselt doch immer mehr in eine mittelalterische Kleinstaaterei. Ich kann das alles nicht auseinander halten was auf wenien, lakien, lavien, oder ähnlichem endet, gerade mal so groß ist wie das Saarland und unabhängig.
Die drei kennen sich jedenfalls aus mit Gesundheit. Stimmt nicht. Die kennen sich aus mit Krankheit und probieren auch alles aus, was es so geben könnte. Eis zu essen hier in China, vor allem in den abgelegenen Bergen, sozusagen in der Wildnis, halte sie für absolut gefährlich. Dennscheress. Wo doch die Kühlkette jederzeit unterbrochen werden kann. Aber wir konnten erst heute Frau Qu klar machen, dass Bier kalt sein muss. (Qu, mit Q und nicht mit X, falls ich das in einem früheren Eintrag mal so geschrieben haben sollte) Und immer wollen wir auch kein Bier trinken und das ist sicher auch dennscheress. Die Damen müssen es wissen, denn sie haben auch immer was. Im Hals, an den Ohren, dem Rücken, Magen, Darm. Weswegen sie gerne zum Doktor Wang gehen. Der beguckt sie dann wahrscheinlich durch seine Glasbausteine und schreibt ihnen einen Kräutersud auf. Das macht sie glücklich und das ist doch die Hauptsache. 
Ich will übrigens nicht den Eindruck erwecken, ich halte es für zwingend notwendig, für diese Lebenshaltung aus einem zersplitterten ehemaligen Ostblockstaat zu kommen. Auch wiedervereinte Deutsche halte ich für dazu fähig.

Derzeit kommen ständig neue Leute, schneller, als ich fähig bin, sie kennen zu lernen. Wie jene Friederike, die letztes Jahr schon mal hier war. Auch irgendwie aus dem Osten aber eigentlich in Nordafrika zu Hause. Die hatte mir kaum zugeraunt wie toll sie es findet, wieder hier zu sein, da war sie auch schon wieder weg. 

Gestern hab ich den alten Jia besucht. Das ist der Bienendaoist (Suchbegriff für Youtube), naja, der lebt oberhalb des Zixiaogong in der Höhle des Prinzen - Taizitong - und ist der hiesige Vorzeigeeinsiedler. Aber wirklich ein lieber und kluger Kerl. Als ich ankam, hatte ihm seine Gouvernante frische Wäsche gebracht und er zog sich gerade um. Damit fertig, noch nicht mal ganz, erkannte er mich und lachte freundlich. Ich meine, als Vorzeigeeinsiedler lacht man berufsmässig freundlich, aber er erklärte seiner Gouvernante, ich sei schon oft da gewesen. Dann haben wir uns gegenseitig nach dem Stand der Gesundheit befragt, haben uns gegenseitig auf dei Knie gekloppt, ich hab nen Apfel, ein paar Kekse und noch eine Apfelsine bekomme, damit ich endlich wieder abhaue. Was hätten wir uns auch weiter sagen sollen, außer dass ich noch gerne etwas da oben gesessen hätte und die Stimmung genossen. Bin ich wieder runter, man will ja nicht stören.

2 Kommentare:

  1. Oh, ich hätte von dem lecker Qu-Eis Denscheress (ist das ausländisch für La Du Zi?) kriegen sollen? Is wohl so wie mit allem: man muss schon dran glauben!

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  2. Anonym4:09 PM

    liebe kleien xiaomaus, denscheress ist nicht so was wie dünnschiss, obwohl es zu dem ergebnis kommen könnte, sondern mein offenbar gescheiterter versuch dangerous in die osteuropäische aussprache zu transkripieren.

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