10.05.2013

DAO Tee

Mein ausgesprochener Lieblingstee ist der sogenannte Prince Tea oder Dao Tea. Dabei handelt es sicch um einen Oolong, also halbfermentierten Tee, dessen Blätter in einem Ginseng Puder zu kleinen, unregelmäßigen "Köttelchen" gerollt werden. Der Tee lässt sich gut bis zu sieben, acht Mal aufgießen und wird nicht bitter, selbst wenn die Blätter lange in
der Kanne bleiben.

Ich kaufe ihn gerne im Tai Zi Po, dem Tempel an jenem Platz, wo der junge Prinz des Jingle Königreichs studierte, ehe er, vor seiner nachstellenden Mutter* fliehend in die Höhle oberhalb des Zixiaogong zog. Andere Geschmäcker behaupten, der Tee aus dem Nan Yan Tempel sei besser, obwohl es meines Wissens und meiner Google Recherche nach nur eine Zentrale Teeproduktion in den Wudangbergen gibt. Es ist dies die Baxianguan** Tea Plantation of Wudang Mountain.
Sie besteht aus tausenden (eigene Webseite) bzw. hunderten (Augenschein) größeren und kleinen Teegärten, umgeben von dichtem Wald. Seit 2000 hat das Anbaugebiet eine EU Qualifizierung als organischer Tee. Seit 2009 gilt es auch als ein immaterielles Kultur- Erbe.***
Zunächst lässt man die Teeblätter nach der Ernte etwas trocknen, danach werden sie einige Zeit leicht gerieben und locker geschüttelt, so dass der austretende Saft in Verbindung mit dm Sauerstoff oxidiert. Im nächsten Schritt werden die Blätter erhitzt um ihre grüne Farbe zu erhalten. Der Oxidationsprozess, früher fälschlich als Fermentation bezeichnet, wird dadurch gestoppt. Der Oolong**** Tee tendiert mehr zum grünen als zum schwarzen Tee.
Dann werden die Blätter sehr fest gerollt und anschließend wird das Ginseng-Puder "einmassiert". Es dauert über 30 Stunden, diesen Tee herzustellen. Der Tee ist nach dem Aufguss golden und klar, hat einen angenehmen Duft, der auch nach dem siebenten Aufguss noch gleich stark vorhanden ist.
Dem Dao Tee wird eine besondere Wirkung gegen Übergewicht zugesprochen, auch sind seine Inhaltsstoffe sehr reichhaltig und der Gesundheit dienlich.

Historie:

Vor ungefähr 5000 Jahren, als sich der heilige Bauer und Herrscher Shen Nong um Kranke kümmerte, da untersuchte er die verschiedenen Pflanzen und entdeckte in den Wudangbergen den Tee.
Vor etwa 2800 Jahren schrieb ein Gelehrter der Zhou Dynastie das Buch der Lieder, in dem sieben Verse über Qinbas Wudang Tee vorkommen.
59 v.u.Z. wurde Tee als Getränk zum ersten Mal schriftlich erwähnt, wurde schon als Ware auf dem Markt angeboten und zeremoniell zubereitet.
Dem Cha Jing, dem klassischen Buch vom Tee zufolge, von Lu Yu um 780 veröffentlicht, wurde wilder Tee zuerst in der Gegend um Ba-Shan gefunden.

Im Tai Zi Po hat mein ein Zwischengebäude, welches den Tempelbezirk mit der ehemaligen Pilgerherberge verbindet, zur Teestube umgewidmet. Früher war hier auch ein fleißiger Maler und Kaligraph zu Hause, der aber inzwischen wieder in seine Heimat zurück gegangen ist. Eine junge Chinesin, die vielleicht den Rang einer Geschäftsführerin hat, begrüßt mich dort schon seit Jahren. Sie ist immer geschäftsmäßig freundlich, obwohl sie weiß, dass kein großes Geschäft zu machen ist. Ich habe sie ebenfalls vor Jahren weit unter den angeschriebenen Preis gehandelt.
Entsprechend gekürzt ist das ganze Verköstigungs- und Verkaufsritual. Es ist jedenfalls immer sehr erfrischend, dem lustigen Geplantsche zuzuschauen, in dem sich die daoistische Teezeremonie von der ach so manieriert japanischen unterscheidet.


*because your mother's gonna love you till you don't know what to do (F. Zappa - Motherly love)
**Acht Unsterblichen Tempel

***wenn das nicht wieder Fragen von Georg aufwirft

**** Oolong, eigentlich Wulong = Schwarzer Drachen

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