Lernen ist nicht möglich ohne die Vorstellungskraft. Im System der 5 Wirkphasen ist es der Erde-Aspekt des Geistes und wird in der daoistischen Philosophie Yi genannt. Man muss das, was man sieht oder hört sinnvoll speichern und verstehen. Man muss es erinnern können, um es zu wiederholen. Das ist der Vorgang des Lernens.
Lernen kann allerdings auch verhindert werden durch die Vorstellungskraft, nämlich dann, wenn sie sich vor die Erfahrung schaltet, wenn man glaubt schon zu wissen, was man lernen soll. Oder wenn man sich vorstellt, es nicht lernen zu können, ohne es versucht zu
haben.
Der Lehrer zeigt etwas und der Schüler denkst dabei, aha, schon verstanden, aber in wenigen Minuten, weiss er nicht mehr den geringsten Teil davon.
Oder: Der Lehrer zeigt etwas und der Schüler denkt dabei, ojeh, das versteh ich nun überhaupt nicht. Dann ist schon die Türe zu.
Es braucht Offenheit. Die Bereitschaft, etwas aufzunehmen. Wer glaubt, zu verstehen, ist nicht offen, da ist die Türe zu.
"Wir geben nichts, wir kaufen nichts, wir haben schon eine Religion." Ist die Türe zu, gibt es keine Chance.
Vor der Erde kommt das Feuer, die Erde wird von Feuer genährt. Deshalb habe ich gesagt, die Erde frisst das Feuer, bzw. Yi frisst Shen. Genau das aber geschieht, wenn das Erfahrene nicht im Feuer geläutert wird. Das klingt etwas dramatisch, ist aber letztlich sehr zutreffend.
Wahrscheinlich werden wir in der Informationskultur mit dermaßen übermäßig vielen Eindrücken gefüttert, dass wir nicht mehr bereit sind, daraus echte Erfahrungen zu sammeln, die uns bereichern könnten. Die Tasse ist randvoll.
Wir lassen nichts mehr an uns ran und letztlich perlt es von uns ab wie von einem Lotus-Anstrich. Dabei bekomme ich immer wieder zu hören, man könne alles lernen. Das nenne ich eine Pipi-Langstrumpf-Philosophie: Ich mach mir die Welt, widdewiddewie sie mir gefällt.
Na dann lernt doch Levitation, Telekinese und Gedankenübertragung. "Wenn nur genug von uns etwas für wahr halten, dann ist es für alle wahr."
Was übrig bleibt ist Ironie.
Was fehlt, ist das Herz. Lernen setzt voraus, etwas von ganzem Herzen zu wollen, sein Herz dafür zu öffnen. Dann können Informationen zu Eindrücken werden und Eindrücke werden erfahrbar und formen das Wesen.
Mit offenem Herzen ist man durchdrungen und wird eins. Das ist Lernen.
Schön gesagt!
AntwortenLöschen"Was fehlt, ist das Herz. Lernen setzt voraus, etwas von ganzem Herzen zu
wollen, sein Herz dafür zu öffnen. Dann können Informationen zu
Eindrücken werden und Eindrücke werden erfahrbar und formen das Wesen.
Mit offenem Herzen ist man durchdrungen und wird eins. Das ist Lernen."