Die Insel liegt im Dunkel. Die letzte Nacht vor unserer Reise nach Wudangshan. Gestern habe ich gezählt, es ist meine dreizehnte Reise dort hin. Wie viel Veränderung ich dort schon erlebt habe, wie viel ich mich verändert habe. Es gibt Reisen, die gehen in's Ungewisse und man braucht Mut dazu, wenn man nicht weiß, wohin es einen führt. Wenn man nicht weiß, was am Ende der Reise rauskommt, wenn es denn ein Ende gibt.
Morgen also geht es wieder los, geht es über Frankfurt, Beijing nach Xiangfan, wo uns ein kleiner Bus erwarten sollte, der uns nach Wudangshan bringt. Genauer nach Laoying, der kleinen, wachsenden Stadt am Fuß der Berge. Sie entstand, als der Yongle Kaiser (1402–1424) in seinem Größenwahn, nachdem er die Hauptstadt nach Beijing verlegt hatte, nun eine zweite verbotene Stadt in den Wudang Bergen errichten ließ. Laoying war das Dorf der zweihunderttausend Handwerker und Soldaten, die hergeschickt worden waren, um Tempel zu errichten, Treppen in die Berge zu schlagen und Brücken zu bauen. Alles zu Ehren des Großen Gottes Zhen Wu, dem Vollkommenen Krieger, um dessen Schutz der Kaiser flehte, denn er hatte den Thron unrechtmäßig bestiegen.
Ohne ihn, den Ursupator, der um sein Leben fürchtete und sich neben den Klöstern und Tempelanlagen auf dem Tian Zhu eine Fluchtburg bauen ließ, wäre Wudangshan nicht, was es heute ist. So finden wir in jedem lauernden Tiger einen versteckten Drachen.*
*Der lauernde Tiger symbolisiert Gefahr, der Drache bringt Glück.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen