08.10.2010

Du musst den Wurm scharf machen, nicht das Blatt.

ihr habt da in Deutschland wohl auch einen schönen Herbst, wir hier in Wudangshan eher einen sehr schönen Spätsommer. Grund genug, in der Freizeit etwas Schatten zu suchen. Ausflug ins Tal des sorglosen Lebens. Ich hatte ja damit geendet gestern, dass wir dort waren. Ja es ist sicher kein sorgloses Leben, was die Makaken dort teilweise führen. Man hat, um eine Touristenattraktion zu schaffen, die in den Bergen wild lebenden Affen mit Futter ins Tal gelockt und einige gefangen und dressiert. Die anderen, ganze Sippen, leben frei, die dressierten sind arme Säue, wenn man das so sagen darf, zumindest so arm wie die Säue, die gestern in der Stadt auf einem Fahrrad transportiert wurden. Sah verdächtig nach ihrem letzten Ausflug aus. 
Also die Affen werden natürlich auch von den Touristen gefüttert und das  klingt schon nach sorglosem Leben, aber, naja, ich könnt mich jetzt prima auf Karma rausreden, wenn wir hier Buddhisten wären. Sind wir aber nicht, wir haben mit dem Konzept einer Wiedergeburt, Karma, das man so mit sich rum trägt durch alle Inkarnationen etc. nichts am Hut. Daoistisch geht es um ein gutes Leben im Hier und Jetzt. Darum liegt am Bachlauf als gutes Beispiel der Herr Zhuangzi wie Goethe in Italien, überlebensgroß und aus Blech. 
hat man die ersten zweihunderfuffzig Meter hinter sich gebracht, dann braucht man auch nicht zu befürchten, weiterhin noch Chinesen zu treffen. Falls doch, dann sind die in Ordnung. Aber der normale Tourist traut sich nicht so weit vor. Es kommt dann auch nur noch Natur. Wasser, Grüns und Felsen. Schön, sehr schön. Meine Damen kamen aus dem Fotografieren nicht mehr raus. Dabei fiel dann auch mal der zur Überschrift auserkorene Satz.
Ich hatte mir das erst mal so gedacht, dass wir gegen mittag wieder aus dem Tal rauskommen, in einer mir bekannten Kaschemme zu Mittag gespiesen wird und ich dann die Damen in den Taizipo (Tempel) schicke und selber noch mal runter fahre in die Stadt, um bei meiner Lieblingsschneiderin den fünfhundertachtzigsten Übekittel in Auftrag zu geben. Lilo wollte dann auch noch in die Stadt, was die übrigen Damen zu meinem Erstaunen ebenfalls dem Taizipo vorzogen. Aber in einer Stadt kann man einkaufen, in einem Tempel weniger.
Wir waren dann erst mal essen in dem dreckigen Loch, was Lilo am Vortag entdeckt hatte. Es war sehr lecker. Handgezogene Nudeln mit Rindfleisch und Gemüse. Allein der Nudelherstellung zuzusehen war ein mehrfaches des Essenspreises wert.
Dann waren wir bei der Schneiderin. Die Mädels haben sich, was die Anzahl der persönlichen Übekittel angeht, auf die Überholspur begeben. Lilo entdeckte noch einen Wintermantel, so innen gesteppt mit Baumwollflies gefüttert und außen wollen wir nicht wissen was das ist, aber sehr elegant geschnitten. Einfach, aber das ist ja elegant, mit gerader Knopfleiste, diese Stoffknotenknöpfe und seitlich hoch geschlitzt, in vornehm hanseatischen dunkelblau. 
Aber dann sind wir doch noch schnell in den Supermarkt, wegen Putzmittel, Espresso in Dosen und vielleicht noch was Süßem. Es gibt sonen Joghurt mit roten Datteln, Red Dates (rote Verabredungen), da könnte man einen Import mit aufbauen und steinreich werden, wenn man das wollte.
Wir waren schon ansatzweise auf dem Weg zum letzten Bus, als es Lilo noch mal rumriss und sie dann doch noch mal des Mantels wegen zur Schneiderin musste. Wenn er für ihr Gepäck zu viel ist (und er wird garantiert für ihr Gepäck zu viel sein, nachdem was sie schon in Shanghai gehortet hat, hab ich versprochen, den Mantel nach Deutschland zu schleppen. 






1 Kommentar:

  1. Hy Oster, schön dass Du wieder zu Hause bist.... aber gespiesen (in einer mir bekannten Kaschemme zu Mittag gespiesen wird) ist ja wohl völlig abgedreht - gespeist hätte es auch getan.....

    AntwortenLöschen