10.10.2009

weite Kreise

Yürgen 10. Okt. 2009

Jetzt muss ich weit ausholen. Es gibt hier so eine Bürokraft, wäre sie nicht Chinesin, dann wäre sie blond (Autor entschuldigt sich mit einer ernsthaften Verbeugung vor allen blonden Frauen, die nicht blond sind).
Am Tag meiner Ankunft habe ich ihr mitgeteilt, dass ich für meine Rückreise zwei Zugtickets von Shiyan (nächster Bahnhof für Züge, die in Wudangshan nicht halten) nach Beijing brauche. Ich habe sie auch fast täglich darauf hingewiesen. Ich muss noch weiter ausholen. Es gibt eine prima Verbindung von hier nach Deutschland. man fährt mit dem Bus nach Xiangfan, dauert zwei Stunden, fliegt von dort abends nach Beijing, wo man um 22:30 Uhr ankommt. Dann nimmt man den Flug um 2:00 Uhr nach Frankfurt und auf die Weise bin ich innerhalb von 24 Stunden von Tür zu Tür. Nachdem ich für den Freitagmorgen meinen Rückflug von Beijing gebucht hatte, konnte ich aber keinen Flug donnerstags ab Xiangfan buchen. No flights available. Ich weiß ja, von da gehen nur drei Mal die Woche Flüge nach Beijing, einer davon donnerstags. Aber nun anscheinend nicht. Deshalb also die Entscheidung, mittwochs abends schon mit dem Zug zu fahren. Da gibt es den T10, der braucht 15 Stunden, alle anderen Züge brauchen 22 Stunden. Das muss nicht sein. 
Vor drei tagen bestätigt mir unsere Bürokraft nun, sie habe die Tickets bestellt. Als nächstes teilt sie mir mit, sie könne keine Tickets für den T10 bekommen, aber für einen anderen Zug. Nein, mache ich klar, keine 22 Stunden. Jetzt muss man das chinesische System der Zugticketsverkäufe verstehen. Das ist sehr einfach; es gibt anscheinend keines. Trotzdem erklärt dir jeder ein anderes. Es gibt individuelle Systeme, anscheinend. Vielleicht hängt es mit der Art und Weise zusammen, auf welchem Weg man versucht, eine Fahrkarte zu ergattern. Jedenfalls behauptet unsere Büromaus, dass habe damit zu tun, dass der Zug schon in Chongqing abfährt und die Karten für, ach das hab ich vergessen zu erwähnen, ist aber wichtig, SOFTSLEEPER erst mal nur ab dort angeboten würden. Also entscheide ich, schon von dort zu buchen, 20 Euro mehr zu zahlen, als das Risiko einzugehen, auf harten Brettern die Nacht zu verbringen. So, nochmal zur Rekapitulation: Ich möchte mit dem T10 fahren wegen der weitaus kürzeren Fahrzeit und ich möchte eine weiche Liege, wovon sich jeweils vier in einem Abteil befinden statt sechs harter. Ich bin bereit, dafür auch schon von Chongqing zu bezahlen.
Nächste Mitteilung: Ich kann Tickets bekommen, aber nur Hardsleeper. Ich sage nein (innerlich brülle ich es ihr ins Gesicht) Sage dass ich mich selber darum kümmern werde, sie habe es ja in der ganzen Zeit nicht geschafft und drhe mich weg. 
Mein Weg führt in das hausinterne Internetcafe, ein ungemütlicher Raum, in dem auch Wäsche zum trocknen hängt und wackelige Stühle den Aufenthalt verkürzen sollen. Ich will versuchen, für den Mittwoch noch zwei Flüge nach beijing zu bekommen, dann müssen wir zwar dort in's Hotel und ansonsten werden wir den Tag in der Stadt rumstreunen, wie wwir es nach der Zugfahrt auch hätten machen müssen. Einem inneren Impuls folgend schaue ich nach, ob es nicht doch einen Flug am Donnerstag gibt. Gibt's.
Also buche ich den Flug und teile im Büro mit, man brauche sich nicht weiter um die Zugfahrkarten kümmern. Aber die habe sie doch schon gebucht, die seien schon fertig und könnten abgeholt werden. Aber ich habe sie doch garnicht darum gebeten.Aber ich habe doch gesagt wie wichtig es sei, den Zug zu bekommen. Aber ich wolle sie jetzt nicht mehr, da ich für Donnerstag einen Flug hätte. Der sei zwar noch nicht bestätigt, aber es sehe gut aus. Nach langen hin und her rückt sie dann damit raus, eine stornierung würde dreizehn Prozent des Gesamtpreises kosten. Eigentlich müsste sie die ja bezahlen, aber die arme Maus verdient womöglich gerade soviel in der Woche und Zähneknirschend stimme ich zu. Will aber sicher gehen mit dem Flug und sage ihr sehr eindringlich, storniert wird wenn, dann morgen.
Nein, so geht es nicht weiter, sie hat wirklich gewartet.  Erste als ich heute Morgen die Bestätigung in meinem Spamordner gefunden habe, gab es grünes Licht für's Storno. Und ich habe die Bezahlung vorgenommen. Nehmen wollen. Paypal will nicht von meinem Konto abbuchen und zum ersten Mal ärgere ich mich, dass ich kein Internetbanking mache. Bezahlung über Western Union funktioniert auch nicht, keine Ahnung warum, vielleicht hab ich mich bei einer Zahl vertippt. Der Versuch, die Firma, bei der ich gebucht habe, telefonisch zu erreichen, läuft hinter jeder angegebenen Nummer ins Leere. Betrüger? Nein, ich hab schon öfters mit denen gearbeitet. Nun, paypal hat mir ja per Email mitgeteilt, dass sie nichts überweisen also werden die auch kein Ticket ausstellen. Den Zug haben wir inzwischen storniert. An TCG schicke ich eine Mailmit der Bitte um stornierung der Buchung. Im Netz finde ich eine andere Firma, über die ich auch buchen und mit Kreditkarte bezahlen kann. Was ich auch mache.
Dann schaue ich noch mal bei TCG vorbei und entdecke den Button "Questions - Chat with us". Och, das versuch ich mal. Meldet sich auch wer. Doch sie hätten die Bestätigung, dass sie in sechs Tagen eine Zahlung erhalten. Jetzt hab ich doppelte Tickets. Der Bursche oder die Frau am anderen Ende will  natürlich den Fisch nicht von der Angel lassen. Plötztlich wäre auch eine direkte Kreditzahlung möglich. Nö jetzt will ich nicht mehr. Hätte ich euch ans Telefon gekriegt - "Unsere Telefone funktionieren alle" Mh ja irgendwie steckt der Wurm drin. Eigentlich sollte ich schon längst im Tempel sein und ganz andere Kreise ziehen. Endlich gewährt er/sie mir eine Stornierung. Die habe ich aber auch noch nicht schriftlich.
Nun will ich sicherheitshalber noch bei payypal den Auftrag zurückziehen. Dort gerate ich aber auf eine seite, die behauptet, einige Sicherheitsabgleiche durchführen zu wollen und ich soll doch mal meine Kontonummer eingeben und mein passwort ändern und schwupps logge ich mich auch schon wieder aus. Neee. von paypal habe ich schon mehrmals die Mitteilung/ Warnung erhalten, sie würden keine Daten erfragen. 
Was ist denn heute los?  Sollte ich also Ende nächster Woche nicht in Deutschland sein, dann fragt doch mal bei dem blonden Fräulein im Büro nach.


2 Kommentare:

  1. auch wenn's noch so schön einfach ist. Lass Painpal sein! Ich könnt da Stories erzählen...

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  2. Anonym4:11 PM

    @Babs: dann erzähl doch mal.

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