02.10.2009

In der Kurve

Yürgen, 2. Okt. 2009

Neben der Akademie befindet sich das Tian-Lu Hotel, in dem wir früher
immer abgestiegen sind. Inzwischen bevorzugen wir die vierte Etage
der Akademie oder das schon beschriebene Police-Hotel, welches zur
Akademie gehört und sich an das Tian Lu anschließt, Dann kommt noch
ein Restaurant. Das ist alles hier, unser Dorf, das sich um eine enge
Kurve reiht.
In der Kurve stehen vier Chinesen, die im Tian Lu übernachtet und am
Morgen eine Trainingssession im Tempel mitgemacht hatten. Anfänger,
die den Grundschritt üben durften. Sie warten auf den Bus, der sie
runter in die Stadt bringen soll. Es ist dort keine Haltestelle, aber
meist halten die Fahrer an, wenn man ihnen ein Signal gibt. Es sei
denn, der Bus ist voll. Stehplätze sind nicht gestattet. Ein Bus
fährt vorbei.
Einer der Chinesen spricht mich an, auf Englisch, ob ich Deutscher
sei. nach meinem Ja begrüßt er mich mit "Guten Tag". Das kommt schon
mal vor. Meist müssen sie eine Weile nachdenken, im Speicher die
verschiedenen Begrüßungsfloskeln der Sprachen durchgehen. Aber damit
sind die Sprachkenntnisse meist auch erschöpft. Deshalb antworte ich
auch gleich mit einem freundlichen: "Guten Tag, Sie sprechen aber gut
Deutsch, wo haben Sie das gelernt?"
"In Deutschland."
"Ach, Sie waren in Deutschland. Wann denn?"
"Oh, das ist schon lange her, in den Achtzigern. Woher kommen Sie denn?"
Natürlich bin ich verblüfft, so gute Deutschkenntnisse hier in den
abgelegenen Wudangbergen anzutreffen. Jetzt kommt der Geografietest.
"Ich lebe in Mainz"
"Mainz am Rhein, wie es singt und lacht." Und lacht auch.
"Wir waren auch am Rhein." sagt nun der zweite Chinese.
Säße ich auf einem, würde ich nun vom sprichwörtlichen Hocker fallen.
"Sie sprechen ja auch Deutsch!"
"Ja," meldet sich nun eine der Damen zu Wort, "wir sind jetzt hier
die deutsche Kolonie." Wobei sie mit einer Handbewegung den kleinen
Kreis umschreibt auf dem wir stehen.
Sie haben in Köln studiert, erfahre ich weiterhin, worauf ich
natürlich klarstellen muss, dass ich jetzt zwar in Mainz lebe, aber
Köln meine Heimatstadt ist.
ACHTUNG! jetzt kommt's. Noch mal zur Vergegenwärtigung. Da stehen
vier Chinesen und ein Deutscher in einer Kurve im Wudang-Gebirge.
Mitten in China. Unterhalten sich auf Deutsch. Und dann sagt einer
von den Chinesen, der mich zuerst angesprochen hatte:"Datt is jut"
Datt kammer ävver saare, jetz bin isch platt.

2 Kommentare:

  1. Die Welt ist eben doch nicht so groß :-)

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  2. *schmeisstsichweg* wie ich immer sage,das universum hat einen schrägen sinn für humor :)

    *lachtsichnochnpaarminuteneins*

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