Neben der Akademie befindet sich das Tian-Lu Hotel, in dem wir früher  
immer abgestiegen sind. Inzwischen bevorzugen wir die vierte Etage  
der Akademie oder das schon beschriebene Police-Hotel, welches zur  
Akademie gehört und sich an das Tian Lu anschließt, Dann kommt noch  
ein Restaurant. Das ist alles hier, unser Dorf, das sich um eine enge  
Kurve reiht.
In der Kurve stehen vier Chinesen, die im Tian Lu übernachtet und am  
Morgen eine Trainingssession im Tempel mitgemacht hatten. Anfänger,  
die den Grundschritt üben durften. Sie warten auf den Bus, der sie  
runter in die Stadt bringen soll. Es ist dort keine Haltestelle, aber  
meist halten die Fahrer an, wenn man ihnen ein Signal gibt. Es sei  
denn, der Bus ist voll. Stehplätze sind nicht gestattet. Ein Bus  
fährt vorbei.
Einer der Chinesen spricht mich an, auf Englisch, ob ich Deutscher  
sei. nach meinem Ja begrüßt er mich mit "Guten Tag". Das kommt schon  
mal vor. Meist müssen sie eine Weile nachdenken, im Speicher die  
verschiedenen Begrüßungsfloskeln der Sprachen durchgehen. Aber damit  
sind die Sprachkenntnisse meist auch erschöpft. Deshalb antworte ich  
auch gleich mit einem freundlichen: "Guten Tag, Sie sprechen aber gut  
Deutsch, wo haben Sie das gelernt?"
"In Deutschland."
"Ach, Sie waren in Deutschland. Wann denn?"
"Oh, das ist schon lange her, in den Achtzigern. Woher kommen Sie denn?"
Natürlich bin ich verblüfft, so gute Deutschkenntnisse hier in den  
abgelegenen Wudangbergen anzutreffen. Jetzt kommt der Geografietest.
"Ich lebe in Mainz"
"Mainz am Rhein, wie es singt und lacht." Und lacht auch.
"Wir waren auch am Rhein." sagt nun der zweite Chinese.
Säße ich auf einem, würde ich nun vom sprichwörtlichen Hocker fallen.  
"Sie sprechen ja auch Deutsch!"
"Ja," meldet sich nun eine der Damen zu Wort, "wir sind jetzt hier  
die deutsche Kolonie." Wobei sie mit einer Handbewegung den kleinen  
Kreis umschreibt auf dem wir stehen.
Sie haben in Köln studiert, erfahre ich weiterhin, worauf ich  
natürlich klarstellen muss, dass ich jetzt zwar in Mainz lebe, aber  
Köln meine Heimatstadt ist.
ACHTUNG! jetzt kommt's. Noch mal zur Vergegenwärtigung. Da stehen  
vier Chinesen und ein Deutscher in einer Kurve im Wudang-Gebirge.  
Mitten in China. Unterhalten sich auf Deutsch. Und dann sagt einer  
von den Chinesen, der mich zuerst angesprochen hatte:"Datt is jut"
Datt kammer ävver saare, jetz bin isch platt.
02.10.2009
In der Kurve
Yürgen, 2. Okt. 2009
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Die Welt ist eben doch nicht so groß :-)
AntwortenLöschen*schmeisstsichweg* wie ich immer sage,das universum hat einen schrägen sinn für humor :)
AntwortenLöschen*lachtsichnochnpaarminuteneins*