18.02.2022

嗔 - Zorn

Yuanying

 (1878–1953)

這嗔字,不是着了我相,就是着了人相,把六欲七情,都包在這嗔字裡,千愆萬過,都從嗔起。嗔字即是無明孽火,三毒中之一毒。

Die [Bedeutung] dieses Wortes 'Zorn' beinhaltet alle sechs Begierden und die sieben Emotionen, und alle sind in diesem Wort 'Zorn' enthalten; die tausend Übertretungen und die zehntausend Fehler, sie alle entstehen aus Zorn. Dieses Wort 'Zorn' [bedeutet] 'das verräterische Feuer der Unwissenheit selbst, und es ist eines der drei Gifte.

-Wang Changyue (The Dragon Gate's Core Methods, Purple Cloud Press, erscheint demnächst)
Gefunden auf Facebook bei Johannes Hausen.

10.02.2022

Sein Herz fokussieren und alles miteinander verbinden



Die Kernmethoden des Drachentors: Vorwort von Jing Wenjin 景文謹 (Auszug)

Der folgende Auszug stammt aus dem Vorwort von Wang Changyue (?-1680), einem sehr einflussreichen Abt des Klosters Weiße Wolke während der Qing-Dynastie und einer Schlüsselfigur bei der Institutionalisierung und Verbreitung der Schule der vollständigen Verwirklichung des Daoismus und der Drachentor-Sekte im Besonderen, zu den Kernmethoden des Drachentors (Purple Cloud Press in Kürze):

Ich habe einmal darüber nachgedacht, dass die Quelle des Dao sicherlich eine aufrechte Übertragung der Rechtgläubigkeit besitzt, und dass alle zehntausend Methoden aus nichts anderem als dem einen Herzen hervorgehen. Das, was es extrapoliert und ausarbeitet, sind die fünftausend Worte des Dao De [Jing]; das, was es verdichtet und beschreibt, sind die sechzehn Schriftzeichen, die von den Lehrern an die Schüler weitergegeben wurden. So sind alle geteilten Tore und getrennten Türen im Großen und Ganzen verschiedene Wege, die zum selben [Ziel] führen.

Diejenigen in dieser Welt, die das Dao verehren, besuchen [den Berg] Kongtong jedoch vergeblich [um das Dao zu suchen]. Während sie [daran arbeiten], ihre Körperhaare zu entfernen und ihr Mark zu waschen, während sie ihre gewöhnlichen Knochen austauschen wollen, besitzen sie das Elixier nicht. Während sie [daran arbeiten], ihre Lebensbestimmung zu errichten und die Wahrheit zu suchen, während sie über den geheimnisvollen Mechanismus sprechen, haben sie selbst nie ein Erwachen gehabt.

Das liegt vor allem daran, dass sie nicht verstehen, dass es bei der Suche nach den Prinzipien wichtig ist, sein Herz zu fokussieren, und dass man beim Lernen der Lehren alles miteinander verbinden muss. Um jedoch den Hauptzweck unter ihnen zu erlangen, hängt [ein solches Streben] vollständig davon ab, die Übertragung von Hinweisen und Anweisungen zu erhalten.

Ich habe in meinen freien Stunden außerhalb meiner offiziellen Pflichten viele Jahre lang nach dem Dao gestrebt. Ich habe immer an der einen Schrift "Die Kernmethoden des Drachentors" von Meister Wang dem Verwirklichten festgehalten, der das Kloster der Weißen Wolke während der Gründung des Königreichs gegründet hat. Von morgens bis abends studiere ich sie erschöpfend bis an die Grenze ihres Korpus [des Prinzips] und ihrer [realen Welt] Anwendungen, und plötzlich wurden mir einige ihrer Feinheiten leicht erleuchtet.

Post-Scriptum: Weitere Informationen und Auszüge aus dem Buch finden Sie auf unserer Website.

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08.02.2022

Was verrät das chinesische Schriftzeichensystem über China?

Ein etwas langer aber durchaus lesenswerter Artikel über die chinesische Schrift und das Problem, sie durch eine Lateinische Schrift zu ersetzen, erschienen am 05.02.2022 in der NZZ

Kunstinstallation «Ein Buch vom Himmel» von Xu Bing an der Contemporary Art in Peking. 
Walter Bibikow / Imago


Die chinesische Schrift sei das komplizierteste System von Formen, welches die Menschheit geschaffen habe, und das markanteste Alleinstellungsmerkmal der chinesischen Kultur, so der Heidelberger Professor für Kunstgeschichte Ostasiens Lothar Ledderose. Ein umfassendes Wörterbuch des Chinesischen kennt etwa 70 000 verschiedene Schriftzeichen.

Selbst hochgebildete Literaten beherrschen aktiv gerade einmal ein Zehntel davon. Die meisten aber kennen nur 2000 bis 3000. Da aber diese Zeichen aus einem kleinen Repertoire von etwa einem Dutzend unterschiedlich geformten Strichen bestehen – mit denen etwa 200 Module gebildet werden, aus denen dann die Schriftzeichen zusammengesetzt sind –, entsteht eine allgemeine Vertrautheit mit sämtlichen Schriftzeichen. Die Texte sind jedem, der sich einmal auf dieses Schriftsystem eingelassen hat, vom Erscheinungsbild her vertraut und überdies grundsätzlich zugänglich, gegebenenfalls über ein Wörterbuch. So bleibt alles, was in den letzten mehr als zweitausend Jahren geschrieben wurde, prinzipiell lesbar. Oder ist dies nicht doch eine Illusion?

Bei aller Idealisierung, welche dieses Zeichensystem erfahren hat, von Gottfried Wilhelm Leibniz bis Ezra Pound, haben nämlich Linguisten gezeigt, dass diese logografische Schrift in mehrfacher Hinsicht für die Verschriftung einer Sprache unzureichend und einer Alphabetschrift unterlegen ist. Daher auch haben Chinas Reformer in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts die Einführung einer Lateinschrift gefordert.

Einer der prominentesten ihrer Vertreter war der grosse Schriftsteller Lu Xun 魯迅 (1881–1936). Noch 1936 betonte Mao Zedong gegenüber seinem Biografen Edgar Snow: «Wir glauben, dass wir früher oder später ohnehin das chinesische Schriftzeichensystem aufgeben müssen, wenn wir eine neue Kultur schaffen wollen, an der die Massen voll und ganz teilhaben.» Warum hatte dann mit so vielen Befürwortern das Vorhaben doch keinen Erfolg?

06.02.2022

Sun Simiao



Sun Simiao, der König der chinesischen Medizin (581 - 682) fügt seinem Werk über die Heilkunde mit dem Titel Unentbehrliche Rezepte für jeden Notfall, die Tausend in Gold wert sind (Bei Ji Qian Jin Yao Fang 備急千金要方) eine Schriftrolle über der Ausbildung des Arztes an. Darin verlangt er ein Studium der großen medizinischen Klassikern, aber auch magischer Techniken und Methoden zur Vorhersage des Schicksals, z.B. Yi Jing, Numerologie etc. dazu die Klassiker der Philosophie, Konfuzius, Buddha, Laozi, Zhuangzi. Das alles erläutert er genau und zu welchem Zwecke man damit vertraut sein muss. All das ist in einem Leben nicht zu erreichen.

Zu guter Letzt formuliert er im zweiten Kapitel "Die absolute Aufrichtigkeit des großen Arztes" die folgenden ethischen Anforderungen an einen professionellen Arzt:


„In der täglichen Praxis muss man eine Haltung der Selbstbeherrschung und Konzentration einnehmen; man muss ein würdevolles Auftreten haben; man muss alle Patienten gleich behandeln, ohne Rücksicht auf Reichtum, Geschlecht, Status, Art des Leidens oder mögliche Gewinne; und man muss ein reines Leben mit äußerster Hingabe führen, um das Leiden seiner Mitmenschen ungeachtet körperlicher Beschwerden zu lindern, während man sich des Luxus und der Kritik an seinen ärztlichen Kollegen enthält.“