Hinter dem Yuxu Palast soll ein Weg beginnen, der am Jian He entlang führt und uns bis zum Stausee bringt. Zwei Versuche letztes Jahr, den Weg zu finden, endeten in Dornengestrüpp und einer steilen Kletterpartie. Dieses Mal haben wir Glück. Jian He bedeutet Schwert-Fluss und Herr Zhang in seinem Bus Nr. 53 erzählt diese Geschichte am liebsten. Als nämlich der junge Prinz schon eine Weile an jenem Platz gelebt und studiert hatte, an dem heute der Tai Zi Po steht, was ungefähr die Plattform des Prinzen bedeutet, da kam seine Mutter, die ihn fürchterliche vermisste und bitten wollte, doch wieder nach Hause zu kommen. Sie weinte so viel, das es noch heute dort einen Brunnen gibt, der von ihren Tränen voll ist. Als sie nicht aufhörte mit Bitten und Flehen, da zog der junge Prinz davon. Die arme Mutter aber schickte ihm ein ganzes Regiment Soldaten hinterher, die ihn halten sollten. Da blieb dem jungen Mann nichts weiter übrig, als sein Schwert zu ziehen und den Berg zu spalten, auf dass ein Tal entstünde mit einem Fluss, die Soldaten zurück zu halten. Weshalb der Fluss Jian He heißt. Während Herr Zhang davon erzählt, lässt er ganz leise Musik laufen:"My Guitar wants to kill you, Mama" von Frank Zappa.
Wir aber sind ohne muttermordende Gedanken oberhalb des Flusses spaziert. Gelegentlich kamen uns Leute entgegen, was immer ein gutes Zeichen ist. Eine Familie mit Kächern, die vielleicht Fischlein oder Froschlaich fangen wollten, ließen wir uns überholen. An einem Gehöft aus vier Häusern machten wir Rast und aßen eine Banane. Der Weg verläuft die meiste Zeit eben und lässt sich gut gehen. Dann gab es eine Stelle, wo man einen breiten Spalt in den Fels gehauen hatte, während der Pfad aber auch geradeaus weiter führte. Natürlich schauten wir nach, was dort zu sehen sei, aber offenbar führte dort der Weg wieder zurück in die Richtung, aus der wir kamen. Überrascht stellten wir aber fest, dass es dort noch einen zweiten Fluss gibt. Es muss der sein, der vom Wulonggong kommt, aber ich konnte mich nicht erinnern, auf einer Karte gesehen zu haben, dass die beiden Flüsse sich so nahe kommen. Wir gingen weiter an unserem Fluss entlang, der nach kurzer Zeit eine Kehre machte und bald waren wir an der anderen Seite des Felsspalts. Es war der gleiche Fluss. Nach dreistündiger Wanderung kamen wir an den Stausee, den sie nun den Xuanwu See nennen. Glatt wie ein Spiegel.
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