10.05.2011

Geräusche

Diese Nacht hab ich es gehört. Das Rauschen. Lilo hat vor zwei Jahren davon geschrieben. Nicht so ein behagliches, dauerhaftes Plätschern, was jetzt zu hören ist, auch nicht dieses fast fröhliche Plästern eines kurzen, heftigen Regens. Es war ein Rauschen, wie wir es vielleicht von einem Wasserfall erinnern, kontinuierlich, ohne Rhythmus, ohne die kleinen Zwischentöne.
Vor dem Einschlafen war mir noch die absolute Stille aufgefallen, die so absolut nicht war, denn sie ließ zu, ein leises Brummen wahrzunehmen. Wahrscheinlich der Kühlschrank in der Küche. Ganz leise, aber auffällig wider die Natur der Stille. Ich habe mich erinnert an ein Video mit John Cage, worin er berichtet, in einem vollkommen schallisolierten Raum ein Rauschen und Pfeifen gehört zu haben. Man hatte ihm erklärt, das sei sein Blutstrom und sein Nervensystem gewesen.
Die Stille hier ist anders. Ich höre weder Blut noch Nerven, denn die Stille hat Weite. Sie isoliert mich nicht, sie nimmt mich auf. Deshalb glaubte ich auch nicht meinen Blutkreislauf zu hören, als ich von dem Rauschen wach wurde. Es war eindeutig außerhalb und es umgab mich. Nur mein Zimmer trennte mich. Sonst wäre ich Teil geworden.
Inzwischen ist wieder Leben zu hören, Vogelrufe, Stimmen, Klopfen und Scharren, das Klappern von Geschirr. Zeit für's Frühstück. Alles nur zu hören, weil es immer noch die Stille als Hintergrund gibt. Die Geräusche verklingen, die Stille bleibt.

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