11.03.2009

Der innere Joint

Es (gibt) Hinweise darauf, daß seine Hirngröße dem Menschen auch ermöglicht, zumindest bei sozialen Interaktionen bis zu fünf Reflexionsebenen zu beherrschen (also zu wissen, daß jemand anders weiß, daß man selber weiß, daß er, weiß, daß man weiß)? Neue Messungen mit bildgebenden Verfahren zeigen, wie extrem anstrengend so etwas für das Gehirn ist. Auch wenn’s anschließend, wenn man so einen Satz verstanden hat, Glückshormone dafür gibt – fragt man sich doch, warum unsere Ahnen sich das antaten, wenn man sich den inneren Joint auch dadurch anstecken kann, daß man singt, oder sich Witze erzählt. Ist es vielleicht nicht so, daß Nachdenken am Ende deswegen so viel Spaß macht, weil man dabei Einsichten hat, die man anschließend nicht missen möchte (während das Lied irgendwann vorbei ist)? Kann man konsistent einsehen, das Wohlgefühl darüber, etwas eingesehen zu haben, sei das Ziel des Einsehen-wollens – und nicht die Einsicht selber?

aus einem Bericht über die "Evolution in Rom" auf Planckton, dem Wissenschaftsblog der FAZ

4 Kommentare:

  1. oder einfacher formuliert: Lachen ist nix anderes als Ausdruck der Erleichterung darüber, dass man die Pointe von 'nem Witz kapiert hat

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  2. Komisch, mir verursacht Nachdenken absolut keine Glücksgefühle...

    Bin ich am Ende nicht normal???

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  3. @ Xiaomo: mmmmhhhh
    @liumang-tu: denk nicht drüber nach.

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  4. Vorsicht mit den sogenannten »bildgebenden Verfahren« und der Befundinterpretation. Wenn jemand mit Schmerzen in der unteren Lendenwirbelsäule kommt, ich mache ein CT und sehe eine Bandschebenvorwölbung, sage ich als Radiologie natürlich »Das isses!«. Klar. Wenn ich mir hundert Leute von der Straße hole und mit denen ein LWS-CT mache, finde ich bei 15 bs 20 Prozent den gleichen Befund, obwohl die Leute keine Beschwerden haben.
    Mt dem Kernspin kann man schön rumspielen: Man legt einen rein, dann guckt er sich erotische Bilder oder einen Horrorfilm an, denkt an die Liebste, die erhoffte Erleuchtung oder seinen Chef, und ich mache Bilder. Und dann sage ich als Radiologe: Aha, da ist vermehrte Durchblutung, da passiert was. Das ist meiner Meinung nach nur begrenzt aussagefähig. Erstens gehe ich nämlich mit dieser Interpretation davon aus, daß überall da, wo vermehrte Durchblutung ist, was passiert. Und dies impliziert weiter, daß überall da, wo keine Durchblutung ist, nix passiert. Gerade das wage ich zu bezweifeln. Nicht überall, wo ich nix sehe, passiert auch nix, und nicht überall, wo ich was sehe, passiert auch was.
    Zweitens – und das kennen wir von der Muskelbewegung – funktionieren viele Bewegungen nicht nur dadurch, daß irgendwo ein Nerv »feuert« und dadurch den Muskel zur Kontraktion bringt. Für die dadurch hervorgerufene Bewegung ist es auch wichtig, daß andere Nerven weniger feuern. Heißt: Das was passiert (Bewegung) wird nicht dadurch hervorgerufen, daß was passiert (Nerven feuern), sondern durch das Zusammenspiel von passieren und nicht passieren (also: einige feuern, und andere feuern weniger).
    Ich habe also keine Schwierigketen damit, mir vorzustellen, daß Bewußtsein (welcher Art auch immer) nicht dadurch hervorgerufen wird, daß irgendwo was passiert, sondern durch das Zusammenspiel von »Passieren« und »Nicht-Passieren«.
    Drittens: Vielleicht werden wir es noch erleben, daß diese ganzen Untersuchungen in zehn oder zwanzig Jahren nochmal wiederholt werden, aber diesmal wird der ganze Körper dabei untersucht. Ich habe keine Probleme damit, mir vorzustellen, daß bestimmte Gefühle sich bildgebend nicht nur durch Nervenzellen-Arbeit im Kopf sondern auch z. B. im Bauch darstellen lassen.
    Viertens: Was macht uns so sicher, daß Bewußtsein – oder welche geistige Funktion auch immer – sich nur in Nerven abspielt? Wieso sollte nicht auch z. B. das Immunsystem damit zu tun haben oder das Zusammenspiel irgendwelcher Hormone oder anderer Botenstoffe, die irgendwo ausgeschüttet werden?
    Letztens: Wieso sollte Anstrengung von vorneherein schlecht sein? (Unser Kaninchen saust manchmal wie bekloppt durch die Wohnung.) Hauptsache, die Belohnung ist groß genug. Eine der anstrengendsten Tätigkeiten ist Sex. Wieso sollten sich unsere Vorfahren das angetan haben? Also: Wenn sich einer anstrengt, ist es ihm das wert. Und wir sind halt so programmiert (biologisch, sozial und psychisch), daß uns manche Dinge was wert sind und andere nicht. Und den Rest besorgt Darwin.

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