Suchen – das ist Ausgehen von alten Beständen und ein Finden-Wollen von bereits Bekanntem im Neuem.
Finden – das ist das völlig Neue!
Das Neue auch in der Bewegung. Alle Wege sind offen und was gefunden wird, ist unbekannt. Es ist ein Wagnis, ein heiliges Abenteuer!
Die Ungewißheit solcher Wagnisse können eigentlich nur jene auf sich nehmen, die sich im Ungeborgenen geborgen wissen, die in die Ungewißheit, in die Führerlosigkeit geführt werden, die sich im Dunkeln einem unsichtbaren Stern überlassen, die sich vom Ziele ziehen lassen und nicht – menschlich beschränkt und eingeengt – das Ziel bestimmen.
Dieses Offensein für jede neue Erkenntnis im Außen und Innen: Das ist das Wesenhafte des modernen Menschen, der in aller Angst des Loslassens doch die Gnade des Gehaltenseins im Offenwerden neuer Möglichkeiten erfährt.
Excerpts from Fabrizio Pregadio's essay: "Laozi and Internal Alchemy" published in "Reading the Signs: Philology, History, Prognostication" Festschrift for Michael Lackner, IUDICIUM Verlag GmbH München 2018
The Supreme Primordial Lady told Laozi: “When you ingest the elixir, your longevity will be limitless.” Laozi cultivated this and became the patriarch of the Great Way. Later, it has been said that the Way of the Golden Elixir is a technique of the Yellow Emperor and Laozi. [Those who say this] do not know that the perfect Way of the Golden Elixir transmitted by the sages, the great undertaking for cultivating immortality and becoming a Buddha, is not a technique (shu), it is a Way (dao).7
Laozi and the Buddha used the learning of xing (inner nature) and ming (destiny, existence) to open the gates of expedient methods (fangbian), and taught people to cultivate the seed in order to escape [the cycles of] birth and death. For the Buddha, the source lies in emptiness and silence. If one suddenly awakens and attains complete understanding, one directly transcends to the other shore; but as long as habits and contaminations are not exhausted, one is submitted to rebirth. For Laozi, the truth lies in refining and nourishing oneself. If one obtains what is crucial and essential, one immediately rises to the rank of a saint; but as long as one’s fundamental nature is not comprehended, one is tied to the illusory body.
Give birth to the three Breaths (san qi 三氣) of the Dao
Mysterious (xuan 玄),
Original (yuan 元),
Initial (shi 始)
within the Great Ultimate (Taiji 太極).
道自虛無生一氣,便從一氣產陰陽。陰陽再合成三體,三體重生萬物昌。
The Dao from Empty Non-Being generates the One Breath,
then from the One Breath it gives birth to Yin and Yang.
Yin and Yang join again and form the three bodies;
the three bodies repeatedly generate, and the ten thousand things thrive.
The Dao generates the One, the One generates the Two, the Two generate the Three, the Three generate the ten thousand things. Emptiness transmutes itself into Spirit, Spirit transmutes itself into Breath, Breath transmutes itself into Essence, and Essence transmutes itself into form.48 The above is called “following the course.”
The ten thousand things hold the Three, the Three return to the Two, the Two return to the One. Having refined [the form] into the perfect Essence, Essence is transmuted into Breath, and Breath is transmuted itself into Spirit. The above is called “inverting the course.” The books on the Elixir say that “following the course” forms the human being, while “inverting the course” forms the elixir.
恍惚之中尋有象,杳冥之內覓真精。
Within the vague and indistinct seek the image,
inside the dim and obscure search for the true essence.
其精不是交感精,乃是玉皇口中涎。其氣即非呼吸氣,乃知卻是太素烟。其 神即非思慮神,可與元始相比肩。This Essence is not the essence of the intercourse:
it is the saliva in the mouth of the Jade Sovereign.
This Breath is not the breath of inspiration and expiration:
know that it is the haze of Great Purity.
This Spirit is not the thinking spirit:
it can stand alongside the Original Commencement.
Non-Being is the operation of Being. However, we find it difficult to comprehend that Non-Being is the operation. Therefore the sages have inferred that Yin and Yang come and go and ebb and flow, and that Kan and Li meet and conjoin, wane and vanish. They have represented the Imageless (wuxiang) by means of images, and the Formless (wuxing) by means of forms.
Diese Abbildung einer Jade Schnitzerei aus der chinesischen Han Dynastie ( von 206 v. Chr. bis 220 n. Chr.) - Yin Yang Übung, und den folgenden Text veröffentlichte ein Freund auf Weixing, dem chinesischen Gegenstück zu Facebook. Ich kann nicht einschätzen, wie mutig das ist, aber auffällig ist schon, dass jede Form der Erotik, der körperlichen Nähe in der chinesischen Öffentlichkeit ausgegrenzt wird.
"Ein altes Sprichwort sagt:“Der Appetit auf Essen und auf Sex ist natürlich.“ (“食色性也”) In früheren Zeiten hatten die Menschen ein normales Verhältnis zur Sexualität. Nicht nur der Freude für Körper und Geist wegen. Auch der gesundheitlichen Wirkung war man sich bewusst und selbstverständlich wollte man auch die Übertragung der Ahnenreihe auf eine neue Generation.
Jedoch im modernen China wurde der Sex zu einer „schmutzigen Sache“ (黃色 Huangse, Farbe Gelb) degradiert. Wenn ich also frage, woher ich komme, dann muss die Antwort lauten: „Aus dem Schmutz.“ Aber wozu hast du eine Frau? Wie willst du die Familienlinie fortführen? Man sollte nicht so tun, als wenn es den Sex nicht gäbe."
Ein wunderschöner Abend nach einem festlichen Dinner. Eine Frau war zu Gast, die sehr selbstbewusst Zhong Xueyong in offener Direktheit und polternder Lautstärke durchaus das Wasser reichen konnte.
Sie war mit ihm zusammen Schülerin bei Zhong Yunlong gewesen, zweite Generation nach der Kulturrevolution. Von ihrer Großmutter Zhao Jianying (1929-2011) hatte sie Taiyi Wuxing gelernt.
Zhao Jianying war Schülerin von Jin Zitao, der Taiyi Wuxing Quan 1910 In Wudangshan gelernt hatte und bei seiner Rückkehr feststellen musste, dass niemand mehr dort lebte, der diese Methode kannte. So fand sie wieder ihren Weg in die Heimat.
Nachdem sie unsere Tafel verlassen hatte erzählte Zhong Shifu noch eine lange Geschichte, deren Sinn ich nur halb erfassen konnte. Deshalb zog es mich auf die Straße, wo ich den langsam anschwellenden Sternenhimmel beobachten konnte.
Die Gestirne waren immer ein wichtiges Gleichnis für das Verständnis des Dao 道 und für viele Sternbilder und Konstellationen gibt es Geschichten, die einerseits im Volksglauben wurzeln, andererseits als Metaphern der Prozesse in der Selbstkultivierung benutzt werden.
Die 5 wichtigsten Planeten sind nach den Wu Xing (Wirkphasen) benannt: Jupiter - Mu Xing 木星 Holz Mars - Huo Xing 火星 Feuer Saturn - Tu Xing 土星 Erde Venus - Jin Xing 金星 Metall Merkur - Shui Xing 水星 Wasser
Diese Zuordnungen sind teilweise von den westlichen Attributen weit entfernt. Jedoch kann man durchaus Jupiter als die (aus)treibende Kraft verstehen, Mars, den Kriegsgott, gut dem Feuer unterstellen, oder Merkur, dem im Westen das Quecksilber gehört, als Wasser Element begreifen.
Die anderen Planeten, darunter auch Pluto, sind Könige genannt und entsprechen den westlichen Namen
Uranus - Tian Wang Xing 天王星 Himmelskönig Neptun - Hai Wang Xing 海王星 Meereskönig Pluto - Ming Wang Xing 冥王星 König der Unterwelt
Ob man das alles weiss oder nicht. Ein Blick an den Himmel macht uns immer wieder bewusst, wie klein und unwichtig unsere Sorgen und Ängste sind. Das Leben ist ein Geschenk des Himmels und wir haben die Möglichkeit, es zu genießen.
Jeden Morgen gehen wir rauf zum Zixiao Gong, wenn die Nonnen die morgendliche Andacht abhalten, und machen gemeinsam das Qigong der 18 Wege vom Berg Wudang. Die zweite Übung heißt: Die Wildgans spreizt ihre Flügel.
Wildgänse sind sehr starke Vögel mit enormer Ausdauer, die in China ebenso wie in Europa jedes Jahr große Entfernungen entlang wohldefinierten Routen zwischen ihren Brutgebieten im Norden und den im Süden gelegenen Winterquartieren zurück legen. Sie sind ein Symbol für Kraft, Langlebigkeit und Anmut. In den Kunlun Bergen, einem Ausläufer des Pamir Gebirges, welche regelmäßig von den Wildgänsen passiert werden, entwickelten dort lebende daoistische Mönche ein an den Bewegungen der Wildgans orientiertes Qigong.
In alten Zeiten nutzten die Chinesen die jährlichen Nord-Süd-Reisen der Wildgänse, um an ihren Füßen kleine Schriftrollen anzubringen und so Nachrichten über weite Strecken zu übermitteln. Die Redewendung 鴻雁傳書 (hóng yàn chuán shū), wörtlich „eine Wildgans liefert eine Meldung“, zeigt anschaulich die Verwendung dieser Vögel als Boten. Mit dieser Praxis wurde die Wildgans im Chinesischen zum Symbol für einen Brief oder einen Schriftwechsel.
Wir sind dann rauf. Nachdem wir dem Schuhhändler, der mich gleich freudig begrüsste, den Laden zumindest an den besten Schuhen meiner Meinung, leergekauft hatten. Die Taxi fahren jetzt alle mit Uhr und da kostet die Strecke von Supermarkt zum Tor 5 Yuan (60 cent). Früher haben sie uns gerne ohne Uhr mitgenommen und freundlich 10 Yuan verlangt.
Oben sind wir nicht in dem Hostel hinter der alten Akademie, sondern im Tian Lu Hotel, dort wo 2005 alles angefangen hat. Kreise, die sich schließen.
Am Nachmittag erstes Training, Einschätzung des Kenntnisstandes. Wir sind ja nur eine kleine Gruppe, mit mir sechs Leute. Drei lernen die Fünf Tiere, Einer TaijiSchwert, einer die 13er Form und ich Fuchen, die Pferdeschwanz-Peitsche.
Wir trainieren vorwiegend im Tempel, dem Purpurwolken Palast, oben neben der Papamama Halle.
Jetzt sind wir schon einige Tage vor Ort. Die Neulinge haben die Anlaufschwierigkeiten überwunden. Nun geht es darum, diesen wundersamen Geist der Wudangberge zu erfassen. Ich denke, der Zauber hat sie schon umfangen.
Auf dem Flughafen werde ich angerufen. Jemand möchte wissen, wann ich in Mainz wieder Kurse anbiete. „Ich bin auf dem Weg nach China“ sage ich so dahin. Weil es für mich etwas fast alltägliches geworden ist, auf dem Weg nach China zu sein. Oder eben dort. Später, als eine meiner Mitreisenden sagt, dass sie kaum glauben kann, dass es jetzt wahr ist. wird mir klar, für andere ist es bei weitem nicht alltäglich. Wie das wohl geklungen hat für den Anrufer?
Vor mir sitzen ältere Herrschaften, die schon vor dem Start etwas von der Flugbegleiterin wissen wollen, was diese aber nicht versteht. Es sind Spanier, weder des Englischen noch des Chinesischen mächtig. Ich kann helfen. Wann es zu essen gäbe. Ob es denn um halb drei was zu essen gäbe. Sie haben auf ihr Mittagessen verzichtet, weil es doch was im Flugzeug gibt. Nun haben sie Hunger.
Von nun an bin ich ihr Freund. Auch wenn ich kurz nach dem Start meinen Platz wechsle, abgesprochen, weiter vor, am Notausstieg. Mehr Beinfreiheit. Aber auch hier kann ich meinem neugewonnenen spanischen Freund helfen, der nicht versteht, wann eine Toilette frei ist.
Nach langen mehr oder minder schlaflosen Stunden die Landung in Peking. Neu werden jetzt auch Fingerabdrücke genommen bei der Einreise. Werden wohl mit den Abdrücken im biometrischen Pass abgeglichen.
Ansonsten hat alles eine zügige Taktung. Wir kommen raus und der Bus zum Westbahnhof steht schon da. Fahrscheine kaufen und ab geht es. Langsam, Berufsverkehr. Wir können in Ruhe die Rosensträucher genießen, die kilometerlang rechts und links der Straßen stehen. Kurz nach unserer Ankunft kommt auch Stephan dazu, der schon am Vortag aus der Schweiz angereist ist. Auch die Abholung der Zugtickets verläuft relativ stressfrei. Da hatten wir schon schweisstreibendere Erlebnisse. Alles Gut. Rein in den Bahnhof, rauf in den Wartesaal und weiter geht es zum Gleis, in den Zug. Bett. Jetzt ist erst mal Ruhe.
In Shiyan werden wir gleich von Fahrern empfangen:“Wudangshan?“ Ja, richtig. Aber falscher Fahrer. Der richtige kommt wenige Minuten später, bringt uns nach Laoying, wo wir Nudelsuppe essen, mal zum Yuxi Vorhof gehen, wo früher die Leute um Yuan Xiugang trainiert haben, aber der ist umgezogen. Ständige Veränderung überall.
Hiermit beginnt mein neues Tagebuch der aktuellen Reise nach Wudangshan.
Letztes Jahr musste Meister Zhong aus dem Gebäude, welches er angemietet hatte, ausziehen. Er wollte ein Haus am Wulong Gong umbauen lassen und dort seine neue Schule errichten. Aber er bekam keine Baugenehmigung. Nun sind wir weiterhin am Zixiao Gong, dem Purpurwolken Palast, unsere kleine Gruppe in einem Hostel untergebracht. So soll es sein, wie es wird, werden wir sehen.
Noch sitzen wir in Frankfurt am Flughafen und warten auf den Start.
Also, dran bleiben und keine Nachrichten verpassen.
Möge die Übung gelingen.
Lai Zhutang hatte ein Leben in daoistischer Meditation gepflegt und am Ende seiner Tage aufgelistet, welche Gnaden er in seinem Leben empfangen hatte. Er kam auf die Zahl neun und nannte daher sein Bett das Neun Gnaden Lager.
Seine Liste sah so aus:
1) dass er eine Reihe guter Bücher besitze
2) dass seine Frau Freude am Lesen und Schreiben habe
3) dass er keinen Wein trinke
4) dass er nichts vom Schachspiel verstehe
5) dass niemand nach ihm verlange
6) dass er einen berühmten Lehrer gefunden habe
7) dass er mit seiner Familie in solch einer herrlichen Gegend lebe
8) dass er von Krankheiten verschont sei
9) dass er ungebunden wie ein Vogel leben könne
Ting Xiongfei tat es ihm später nach, führte aber andere, mitunter gegensätzliche Gründe als Gnade an. Dies wurde von dem Daoisten Zhang Xinggong kommentiert. Er schrieb, es mache ihn glücklich:
1) dass er nur wenige Bücher besitze
2) dass er keine Frau habe, die ihm mit Lesen und Schreiben zur Last falle
3) dass er trinken kann, wann immer es ihm Freude macht
4) dass er gerne Schach spiele
5) dass er es fertig gebracht habe, seine Abneigung gegen einfache Leute zu überwinden
6) dass er einen Lehrer gefunden habe, aber auch ohne Lehrer auskommen könne
7) dass er sich ohne Familie auf Wanderschaft befinde
8) dass er mit Vorliebe krank sei, um sich tieferen Gedanken widmen zu können
9) dass seine Kinder verheiratet sind und ihn sehr lieben.
Wie gerne würde ich mich ihm in allem anschließen, aber bei den Punkten 4 und 8 habe ich andere Gedanken. Denn ich bin glücklich, mich nie für Brett- oder Kartenspiele begeistert zu haben und auch macht es mich glücklich, kaum ernstlich krank gewesen zu sein in all den Jahren und mir folglich auch keine Sorgen um mein Leben machen musste.
So sieht man, wie unterschiedlich schon einfache Dinge sein können, wenn es darum geht, was einen glücklich macht.
Wir neigen dazu, dem Unglück im Leben zu großes Gewicht zu verleihen und vergessen dabei die Momente der Freude.
Noch nie habe ich jemandem die Geschichte erzählt, wie ich in Peking zum Flughafen kam, prima eingecheckt habe, noch etwas bummeln konnte, dann gemütlich zum Gate und nach einiger Wartezeit in den Flieger gestiegen bin. Aber dass ich mich mal mit der Abflugzeit vertan habe, weil ich nicht auf dem Flug direkt nach Frankfurt war, sondern über München gebucht hatte, was aber in Vergessenheit geraten ist und dass ich deshalb mich sputen musste, an den Kontrollen mich vorbei drängeln:“sorry,sorry - my flight is going soon…“ und beim Pass noch mal und keiner hat gemotzt. Dann schnell zum Gate, ohne bummeln „hurry, hurry, run fast“ hatte die Dame gesagt. Sie haben mich noch rein gelassen, hinter mir die Türen zu und auf die Startbahn. Das habe ich schon oft erzählt, weil das ja auch eine Geschichte ist, die zum Glück gut ausging. Knapp am Unglück vorbei geschliddert. Solche Geschichten erzählen wir. Die Literatur ist voll davon. Die Kinos sind voll davon. Meistens geht es zum Schluss gut aus. Bruce Willis näht das Ozonloch zu und die Menschheit ist gerettet.
Beruhigt erheben wir uns aus dem Sessel, haben eine Weile in Angst und Spannung verbracht und geniessen nun den kleinen Augenblick der Freude.
Vor einigen Jahren wurde ich vom Taijiquan Qigong Journal für ein geplantes Special über Pioniere des Taijiquan und Qigong in Deutschland gebeten, einige Fragen zu beantworten. Das habe ich gerne getan. Dann ist lange nichts passiert und vor etwa zwei Jahren hieß es dann, es würde jetzt erscheinen. Aber es ist noch immer nicht erschienen. Nun, hier sind die Fragen und meine Antworten. Sie gelten noch heute wie damals.
Wie sind Sie dazu gekommen, Taijiquan/Qigong zu machen?
Schicksal oder Dao. Es bot sich eine Gelegenheit und nach dem ersten Heben und Senken der Arme war ich überzeugt. Es ging sehr schnell.
Bei wem haben Sie zuerst gelernt und wie prägend war diese Person? Mein erster Lehrer war Schüler von Chee Soo, der den Lee-Stil verbreitet hat. Ich besuchte recht bald Chee Soo in London und organisierte 1978 ein einwöchiges Seminar mit ihm in Deutschland. Er hat mir damals schon alles Wichtige gesagt. Viel mehr weiß ich heute auch nicht.
Hatten Sie Vorerfahrungen in den Bereichen Kampfkunst, Meditation, Körpererfahrung?
Kampfkunst war mir als Pazifist zuwider und Körpererfahrung bestand aus Essen, Trinken, Sex und Duschen. Im Jahr davor hatte ich ein vierzehntägiges Meditationsseminar besucht, tibetischer Buddhismus. Das war alles.
Doch, eine Episode muss ich noch erwähnen. Anfang der siebziger Jahre hatte ich Freunde in Frankfurt besucht, die mich zu ihrem Yoga-Lehrer mitnahmen. Sie hatten Privatstunden. Er machte mit uns eine Übung, die mich sehr beeindruckte. Er zeigt uns, dass sich die rein gedanklichen Vorstellungen von Bildern oder Worten im Körper reflektieren. Und er zeigte uns, wie man sich das zunutze machen kann, wenn man sich entspannen will. Sehr gute Arbeit.
Wie hat sich Ihr weiterer Weg mit Qigong/Taijiquan entwickelt?
Ja, es hat sich entwickelt. Es war schon in mir angelegt, wie eine Pflanze in einem Samenkorn angelegt ist. So kann sich nur etwas entwickeln, was schon latent vorhanden ist. Es braucht Nahrung und Wärme, dann entwickelt es sich. Es muss alles zusammenpassen. Die Anlagen oder Veranlagungen und die späteren Zutaten. Wir nennen es Xian Tian und Hou Tian. Ersteres ist das, was man mitbringt ins Leben. Die einen würden es Karma, andere Vererbung nennen, aber es bedeutet noch viel mehr. Genauso ist Hou Tian auch nicht nur Sozialisation.
Also, ich bin davon überzeugt, dass der Weg des Taijiquan schon in mir angelegt war, auch wenn ich fast 30 Jahre leben musste, bis ich zum ersten Mal damit in Berührung kam. Dann begegnete ich den richtigen Menschen, die mir halfen, es auszuformen. Das war dann als nächster Giafu Feng. Er war sehr wichtig für mich, auch wenn er ein lausiges Taiji machte. Er sorgte dafür, dass ich das Wesentliche im Auge behielt, nicht auf irgendwelche Trips abfuhr.
Nach seinem Tod habe ich mit einigen sehr interessanten Menschen zusammengearbeitet. Peter Yang, Ma Jiangbao, Fei Yulian, Wu Maogui, Zhong Xuejong, um die Wichtigsten zu nennen.
Was üben und unterrichten Sie heute? Und warum gerade diesen Stil?
Wudang Sanfeng Pai. 2005 war ich zum ersten Mal in den Wudang Bergen und habe noch mal von vorne angefangen. Warum sollte ich etwas anderes machen als das, was ich für das Beste halte?
Hat sich Ihrer Erfahrung nach die Schülerschaft in ihrem Verhalten und mit ihren Erwartungen verändert?
Ach wo, Menschen sind Menschen. Natürlich verändert sich was, das ist das Leben, alles verändert sich. Warum sollen da die Taijiquan- und Qigong-Interessierten eine Ausnahme machen. Aber im Grunde ist es doch immer wieder das Gleiche. Frühling, Sommer, Herbst, Winter und Frühling.
Wie sehen Sie die Veränderungen in der Qigong/Taijiquan-Szene über die letzten Jahrzehnte?
Frühling, Sommer, Herbst, Winter und Frühling. Es sind mehr Menschen geworden, die sich dafür interessieren. Es sind mehr geworden, die es unterrichten wollen. Aber es gibt wenig gute Lehrer. Selbstkultivierung, und das ist es, was wir meiner Meinung nach mit Taijiquan und Qigong betreiben, macht man für sich, nicht für andere. Aber inzwischen hat sich ein Markt gebildet, und wo erst einmal ein Markt ist, sehen viele dort für sich auch eine Einkommensquelle. Ein Apfelbaum produziert keine Äpfel für den Supermarkt, er macht es, um sich fortzupflanzen. Damit das gelingen kann, muss er viele Äpfel hervorbringen. Die meisten davon geben tatsächlich Nahrung ab für andere Lebewesen. So ist das. Nur ganz selten wird aus einem Apfel ein neuer Baum.
Haben Sie den Eindruck, dass Qigong/Taijiquan in der Gesellschaft angekommen sind? Was spricht dafür, was dagegen?
Es ist etwas in der Gesellschaft angekommen, das sich Qigong beziehungsweise Taijiquan nennt. Etwas zwischen Wellness, Esoterik und Kampfkunst. Aber es wird immer ein paar Gestalten geben, die sich in Nischen, Höhlen oder auf fernen Bergen aufhalten und tatsächlich Taijiquan machen.
Was ist Ihrer Meinung nach wichtig für die weitere Entwicklung von Qigong und Taijiquan?
Dass wir wieder aus der Gesellschaft verschwinden.
Wie viel üben Sie zurzeit ungefähr für sich?
Das ist eine Frage, die man jemandem stellen kann, der vielleicht zehn Jahre dabei ist. Ich mache das seit über 40 Jahren, es ist mein Leben.
Was würden Sie heute sagen, was Ihnen Taijiquan und Qigong persönlich gebracht haben?
Ich saß einmal dabei, wie ein Schüler von mir Klavierunterricht bekam. Der Lehrer erklärte ihm, dass die Noten, die er da spiele, doch einen Lauf abgäben und dass ein Lauf immer wohin führt und er deshalb schon vom ersten Ton an wissen müsse, wohin das Ganze denn geht. Damals habe ich an Taiji gedacht. Heute beziehe ich es auf unser Leben. Da wissen wir auch vom ersten Ton an, wohin es führt, und zwischendurch ist Musik.
Gab es eine Situation in Ihrem Leben, wo die Kenntnis von Taijiquan/Qigong von besonderer Bedeutung war?
Einmal, ganz am Anfang, ich übte vielleicht ein Jahr, nicht länger, da gab es einen Streit mit Nachbarn, einer Rocker-WG. Die Jungs übten mit Nunchakus und hatten auch sonst keine Schlaghemmung. Nun stand ihr Anführer vor mir, geradezu mit Schaum vor dem Mund und sagte, wenn er nicht wüsste, dass ich dieses Taiji mache, dann würde er mich jetzt durch die Wand schlagen. Aber dass ich Taiji machte, das flößte ihm genug Respekt ein, um mir die Erfahrung, durch eine Wand geschlagen zu werden, zu ersparen.
Welche Übungen können Sie besonders im Alltag anwenden?
Innere Ruhe.
Hat sich Ihre Einstellung zum Taijiquan/Qigong im Laufe der Zeit verändert?
Das will ich wohl hoffen, sonst hätte ich ja nichts gelernt.
Können Sie sich vorstellen, noch mal was ganz anderes zu machen?
Ich habe zwischendurch mal etwas ganz anderes gemacht, nämlich Möbel verkauft. Von 1992 bis 2000. Noch mal würde ich das nicht machen.
Wen und was würden Sie auf die berühmte „einsame Insel“ mitnehmen?
Meine Freundin.
Welches Thema beschäftigt Sie im Rahmen von Taijiquan und Qigong zurzeit besonders?
Taijiquan und Qigong haben unendlich viele Aspekte. Ein Leben würde nicht ausreichen, alles zu studieren. Aber es muss etwas geben, das alles miteinander verbindet, das Zentrum, das Herz des Ganzen. Das interessiert mich. Wenn ich ganz still bin, überhaupt nicht darüber nachdenke, dann höre ich manchmal dieses Herz schlagen.
Leidet man an einer schweren Krankheit des Gemüts und mag man vor Kummer fast vergehen, dann soll man eines der sieben Heilmittel probieren. Zhang Chao stellt sie uns in einer Erzählung vor, in der einer, der sich auf das Reden verstand, den schwermütigen Besitzer des Katzenjammer-Gartens zu heilen versuchte.
Zuerst möchte er ihn für das Würfelspiel zu begeistern, bei dem es hoch her gehe und die Gemüter sich erhitzen. Dem Kranken aber widerstrebt es, gegen das Gesetz zu verstoßen und seines Vaters Ermahnungen in den Wind zu schlagen.
So beschreibt der Erzähler die Freuden des Bogenschießens hoch zu Pferde, wozu sich der Leidende aber nicht kräftig genug fühlt.
Dann könne er doch eine Beamtenlaufbahn einschlagen, Gesetze erlassen und Steuern eintreiben. Der Trübsinnige aber sieht nur die möglichen Verfehlungen, wegen derer er aus dem Amt gejagt würde.
Wie es denn mit der Dichtkunst wäre, im Kreise von Gleichgesinnten Reimwettbewerbe veranstalten um mit der Freude an den Wörtern alle Not zu vergessen. Wozu sich bemühen, ein Gedicht zu schreiben, das dann doch niemand liest, nichts für unseren Griesgram.
Gegen einen guten Wein, und davon weiß der Redner einige aufzuzählen, könne er doch nichts einzuwenden haben. Der würde den Gaumen erfreuen und den Geist erfrischen. Dem Wein jedoch mag er schon seit einiger Zeit nichts mehr abzugewinnen.
Dann soll er doch auf Reisen gehen, Berge besuchen, dort einen lauten Schrei ausstoßen um sich so vom Druck auf der Brust zu befreien. Diesem Heilmittel traut der Traurige keine lange Wirkung zu.
Als letztes bietet dieser unermüdlich gute Geist die Zauberfrüchte der Unsterblichen an; zarte Pfirsiche, frischen Pfeilwurz oder geräucherte Datteln.
Noch ehe diese Rede beendet war, klatschte der Gastgeber lachend in die Hände und sein Aussehen hatte sich vollkommen verändert. Ein neuer Glanz lag in seinen Augen. Ohne es zu merken, war er von seiner Krankheit genesen.
Die vollständige Erzählung kann man nachlesen in Lin Yutang, Glück des Verstehens, Klett-Cotta ISBN 3 548 39015 3
Qingming Darstellung einer Familie, die Papiergeschenke für die Vorfahren verbrennt(The Joy of Chinese Cooking ca. 1950).
Das chinesische Qingming-Fest (chinesisch清明節 / 清明节, Pinyinqīngmíngjié, von 清明, qīngmíng ‚hell und klar‘) am 4. oder 5. April, selten auch am 6. April, ist das chinesische Totengedenkfest. Das chinesische Totenfest fällt auf den 106. Tag nach dem chinesischen Sonnenkalender (Bauernkalender), 15 Tage nach Frühlings-Tagundnachtgleiche (春分, chūnfēn‚Mittfrühling‘).
Man fegt die Gräber, legt Nahrungsmittel, Blumen und Gegenstände, die den Verstorbenen zu ihren Lebzeiten gefielen, vor die Gräber, zündet Weihrauchstäbchen an und verbrennt Totengeld.[1] Im Süden, im kantonesischen Teil Chinas, kann man zu dieser Zeit auf den Straßen viele Händler sehen, die neben Papiergeld auch Autos, Anzüge, und Schuhe aus Papier anbieten, die zu diesem Zweck verbrannt werden. Die verbrannten Dinge sollen den Vorfahren zur Verfügung stehen und sie freundlich gegenüber ihren Nachfahren stimmen, deren Geschicke sie leiten. An diesem Tag essen viele Chinesen nur kalte Speisen.
Um die Zeit des Qingming-Festes steigen die Temperaturen und es regnet häufiger, was für die Aussaat günstig ist.
Zweifellos wird eine Bewegungsfolge durch regelmäßige Wiederholung nach und nach besser verstanden und ausgeführt. Mit der Unterstützung eines erfahrenen Lehrers/Trainers/Coach kann auch bei einfachsten Schritten, Drehungen und Armbewegungen die Körpermechanik und der Energiefluss optimiert werden. Ich selbst greife gerne auf die Seidenfaden-Übungen zurück, um mich einzustimmen auf komplexere Abläufe.
Genügt es dann nicht, eine Qigong oder Taijiquan Folge kontinuierlich zu praktizieren und zu vertiefen? So wie Sitzen im Zen nur Sitzen ist?
Ja und nein. Als Minimalist muss ich bekennen, ja. Zum Beispiel Stehen, Zhan Zhuang, Pfahl-Qigong oder wie du es nennen willst, das genügt. Du stehst, einfach, wirst von Mal zu Mal weicher, leichter, fester, stabiler. Dein Stehen wird ausdauernder, dein Geist ruhiger. Warum mehr machen?
Ist es nicht der unruhige Geist, der nach neuem Futter verlangt, der sich vor der Monotonie fürchtet? Möchtest du in einer Welt leben, die nur blau ist? Der Himmel, die Berge, die Bäume, die Menschen, alles nur blau. Möchtest du Musik, die nur aus einem einzigen Ton besteht? Keine andere Musik. Nur ein Ton.
Die Welt ist die Welt, das Leben das Leben, durch die Vielfalt. Alles was wir kennen hat sich durch Variationen entwickelt. Wir wären nicht das, was wir sind, gäbe es nicht die Diversität. Es geht nicht um das „entweder - oder“. Die Tiefe erreichen wir durch das „sowohl - als auch“.
Das Zhonghe Fest oder auch Longtaitou Fest (Der Drache hebt sein Haupt) ist ein aus der agrarischen Kultur stammendes Fest. Es begrüßt die frühen Anzeichen des Frühlings.
Der Drache, der sein Haupt hebt, ist das Tier, das über alle anderen Tiere steht und, das wichtigste, es kontrolliert den Regen. Deshalb feiern die Bauern das Zhonghe Fest mit der Bitte um ausreichend Regen.
Wenn heute in den Städten nicht viel zu sehen ist von den Feiern des Zhonghe Fest, so gibt es doch einige Rituale aus früheren Zeiten, die noch befolgt werden.
Das Zhonghe Fest findet statt zu Beginn des zweiten Monats nach dem traditionellen Kalender. So wird das haus gesäubert, ohne das Glück des Neujahrfest hinaus zu fegen.
Auch gilt es als Unglück bringend, sich im ersten Monat des Jahres die Haare zu schneiden, deshalb steht zum Zhonghe Fest ein Haarschnitt an.
Zum Drachenfest werde Dumplings kurzerhand zu Drachenohren erklärt, Pfannkuchen zu Schuppen und Nudeln zum Drachenbart. So kann man eine schöne, glücksbringende Mahlzeit zu sich nehmen.
Vor einiger Zeit hat mich Angela Cooper von der Qigong Akademie Cooper in Wien interviewed. Hier die Fragen und meine Antworten:
Was war dein Schlüsselerlebnis im Zusammenhang mit Qigong/Taiji?
Das Schlüsselerlebnis hatte noch lang nichts mit Taijiquan oder Qigong zu tun, aber es öffnete die Tür dazu. Es war auch real eine Tür, die sich öffnete, vor vielen Jahren, ca 1964, in einem Fernsehbericht über eine Ikebana Schule in Düsseldorf. Es öffnete sich eine ganz normale Wohnungstür in einem ganz normalen Wohnhaus. Aber dahinter war Japan. Nun kann man sich heute nicht vorstellen, wie wenig ein 15 jähriger 1964 über Japan wusste. Heute wachsen unsere Kinder ganz selbstverständlich mit Bildern aus der ganzen Welt auf. Für mich war es neu und faszinierend. Ich besorgte mir in der Bibliothek Bücher über Japan, was auch nur 3 Stück waren und kam so in Kontakt zu der asiatischen Weltsicht. Es dauerte noch einige Jahre, bis ich bessere Literatur fand und noch weitere Jahre, bis ich Taijiquan kennen lernte. Wir machten auch einige andere Übungen, Brokate und Seidenfaden, aber den Begriff Qigong gab es noch nicht.
Du hast im letzten Seminar über die Wirkung des Seidenfaden Qigongs auf das Wei- Qi erzählt. Könntest du hier nochmal darüber berichten?
Das tägliche Qi wird aus der Nahrung und der Atmung gewonnen, was auch schon in dem Schriftzeichn angedeutet ist. Das Qi aus Nahrung und Atmung wird zusammengeführt, ein Teil wandert direkt über das Herz in den Blutkreislauf, der Hauptteil wird noch mit einer Prise Yuan Qi (ererbtes Qi) angereichert, fließt in die Leitbahnen und zur Körperoberfläche, dort bildet es das Wei(Schutz) Qi. Das Wei Qi zirkuliert reichlich ungeordnet an der Körperoberfläche. Durch das Seidenfaden-Qigong wird Wei Qi besser organisiert, wir legen es in ordentliche, dichte spiralige Bahnen um den Körper herum. Deshalb ist Seidenfaden Qigong eine wesentliche Praxis zur Abwehr äußerer pathogener Faktoren.
Du hast das Daodejing übersetzt. Was war dir dabei wichtig?
Ich wollte auch etwas von Laozis Wortspielen rüberbringen, seine Lyrik.
Was waren dabei die größten Herausforderungen?
Die Sprache, die chinesische Sprache. Sie ist so völlig anders als die unsere und Laozi ist auch noch antikes Chinesisch. Da Sprache das Denken prägt gehe ich davon aus, dass ich nie einen richtigen Zugang zum chinesischen Denken finden werde.
Was ist dein persönlicher Zugang zum Daodejing?
Das Daodejing war meine erste Primärliteratur asiatischer Weltanschauungen. Es kam zu mir in einer schaurigen Übersetzung, aber es berührte mich. Viel später lernte ich die Übersetzung durch Gia Fu Feng kennen, die sich an einem praktischen Verständnis orientiert. Bei einem meiner Aufenthalte in seiner Stillpoint University in Colorado wollte er eine neue Übersetzung herausbringen. Jeden Morgen diskutierten wir ein Kapitel des Laozi Text. So kam ich sehr nah an das Original heran. Diese neue Übersetzung konnte aus rechtlichen Gründen nie veröffentlicht werden, aber ich hatte das Manuskript immer bei mir.
So um das Jahr 2000 fand ich in einem Buch von Erich Stiefvater das sechste Kapitel des Daodejing in einer Interpretation, die weit weg war von allem, was ich bisher kannte. So ging ich daran, diesen Vers Zeichen für Zeichen zu analysieren und kam zu erstaunlichen Ergebnissen. Daraufhin erarbeitete ich mir den ersten Vers, dann den zweiten, den dritten und so weiter, bis zum 50. Kapitel. Dort geht es um eine Zahl, die meistens „drei von zehn“ übersetzt wird. Ich war aber davon überzeugt, es müsse „dreizehn“ heißen. Es stürzte mich in eine tiefgreifende Krise, obwohl mich ein bekannter Sinologe und Laozi-Interpret darin bestärkte, diese Übersetzung zu wählen. Ich unterzog mich einer ernsthaften Überprüfung meiner persönlichen Ambitionen bei diesem Projekt. Letztlich ging ich alles noch einmal von vorne durch. Ich möchte den wertvollen Text des alten Meisters nicht durch Eitelkeit oder Besserwisserei verwässern. Dann kam ich vor ein paar Jahren in einen regelrechten Flow, es schrieb sich fast von selbst und so ist meine aktuelle Fassung entstanden.
Bald wirst du in Wien Taiji unterrichten. Was ist für dich das Besondere an Taiji?
Es ist das Beste.
Bitte, es heißt Taijiquan. Taiji bedeutet die Harmonie von Yin und Yang. Jeder Chinese wird sagen, Taiji kann man nicht übersetzen. Was wir lernen, was wir praktizieren, ist Taiji Quan. Quan heißt Faust und meint wir haben keine Waffe, denn es gibt auch Waffenformen, zum Beispiel Taiji Jian (Schwert), Taiji Dao (Säbel) Taiji Gun (Stock) etc.
Was ist das Besondere dieser Form?
Du meinst die Form, die ich unterrichten werde? Es ist eine kurze Form mit 18 Bildern, eine gekürzte Version der Form mit 28 Bildern. Es ist Wudang Taijiquan aus der Sanfeng Tradition. Bis vor wenigen Jahren waren im Westen vorwiegend die Familienstile des Taijiquan bekannt: Chen Stil, Yang Stil, Wu Stil, Sun Stil, Hao Stil. Der Überlieferung nach wurde Taijiquan in den Wudang Bergen von dem Mönch Zhang Sanfeng entwickelt. Einer seiner Schüler beeinflusste die Kampfkunst der Familie Chen, weshalb alle Familienstile von dort kommen. Aber auch in Wudang wurde Taijiquan weiterhin praktiziert. Allerdings bis Ende des letzten Jahrhunderts nicht öffentlich, sondern nur innerhalb der Tempel. Dann erhielten einige wenige Mönche die Erlaubnis, öffentliche Schulen zu errichten. Seit ungefähr 10 Jahren verbreiten sich nun die Taijiquan Formen der Wudang Tradition auch im Westen.
Inwiefern haben Taiji und Qigong dein Leben verändert?
Sie sind zu meinem Leben geworden
Wie hat sich im Laufe der Zeit die Taijiquan-/Qi Gong-Welt verändert?
Als ich vor vierzig Jahren anfing Taijiquan zu lernen, war es sehr schwierig, einen guten Lehrer zu finden. Heute gibt es in fast jedem Dorf jemanden der Taijiquan oder Qigong anbietet, aber es immer noch genauso schwer, einen guten Lehrer zu finden.
Was sollte ein Qigong-Schüler, eine Schülerin mitbringen?
Geduld.
Wie viel Zeit muss man deiner Meinung nach investieren, um einen gesundheitlichen Nutzen aus Qigong oder Taiji zu erreichen?
Einen gesundheitlichen Nutzen kannst du recht schnell erreichen. Aber den bekommst du auch durch Arbeit im Garten oder Singen im Chor.
Hat sich deine Sicht auf die Welt durch das intensive Üben von Taijiquan/Qigong verändert und wenn ja wie?
Ja, enorm.
Was würdest du jemanden raten, der nach China reisen möchte, um Qigong oder Taiji zu erlernen?
Man muss nicht mehr nach China reisen, um Taijiquan oder Qigong zu lernen. Zumindest kann man sich das Geld sparen, wenn es eine kurze Reise ist. In kurzer Zeit kannst du nicht viel lernen, also ist es besser, erst einmal einige Zeit hier bei einem guten Lehrer seine Grundlagen zu erarbeiten. Wenn du nach China reisen willst, um dort zu lernen, dann solltest du schon etwas können und dann dort die Gelegenheit nutzen, zu einem wirklich guten Meister zu gehen. Du kannst aber erst entscheiden, wer wirklich gut ist, wenn du schon einige Kenntnis hast. Du solltest etwas Chinesisch lernen und dich darauf einstellen, völlig frustriert wieder heim zu kommen.
Welche Qigong/Taiji- oder TCM-Bücher sollten deiner Meinung nach Qigong/Taiji- oder TCM-Praktizierende unbedingt gelesen haben?
Natürlich alles was ich bisher veröffentlicht habe. (lacht) Man braucht keine Bücher, man braucht gute Lehrer. Taijiquan und Qigong sind eine Art Sprache. Sie erzählen dir etwas, aber dieses Etwas lässt sich nicht in Worte fassen, sonst bräuchten wir die Praxis nicht. Du erhältst diese Information durch ständiges Rezitieren. Du machst es, immer und immer wieder. Langsam dringt die Information in dich ein. Könnte man es über Bücher vermitteln, bräuchte man die Übungen nicht.
Was macht Taiji und Qigong für dich wertvoll?
siehe vorherige Antwort.
Was sollte jeder, der Qigong oder Taiji lernen möchte, beachten?
Du weißt nicht, was du nicht weißt.
Was waren aus deiner Sicht die wichtigsten Schritte, Fähigkeiten und Voraussetzungen um dein jetziges Niveau zu erreichen.
Gute Lehrer und üben, üben, üben.
Was war für dich der Auslöser, Qigong/Taiji zu erlernen?
Meine damalige Lebensgefährtin wollte es lernen und nicht allein zu dem Seminar gehen. Also ging ich mit. Und nein, sie hat es nicht weiter gemacht.
Was waren die bisher für dich wichtigsten Erfolge in deinem Beruf?
Meine vielen Schüler.
Wie viel Disziplin braucht es, um Meisterschaft in Qigong bzw. Taiji zu erlangen?
Jede Menge.
Wenn du 3 Wünsche frei hättest in Bezug auf deinen Beruf, welche wären das?
Ich wünsche mir Schüler die bereit sind, ganz von vorne anzufangen und viel Geduld mitbringen.
Inwieweit hat sich deine Ansicht auf die Menschen und die Außenwelt durch Qigong verändert?
Alles in Ordnung.
A) Was wäre die interessanteste Frage, die man dir stellen könnte? B) Was wäre deine Antwort?
A) Wer war dein bester Lehrer?
B) Meine Schüler. Durch jeden Schritt, durch jede Geste, die sie machen, lerne ich genau hin zu schauen und heraus zu finden, warum es nicht so aussieht, wie ich es für optimal halte. Dann können wir das erarbeiten, langsam, vorsichtig ins Detail gehen. Erspüren, wie sich eine Bewegung entwickelt, wie eine Haltung leicht wird. Was da alles passiert im Körper oder passieren muss, dmit die Energie frei fließen kann. Das ist immer wieder neu faszinierend für mich. Dafür bin ich unendlich dankbar.
Was würdest du eine von dir sehr geschätzte Qigong/Taiji-Lehrperson fragen wollen?
„Manchmal hat man eine sehr lange Straße vor sich. Man denkt, die ist so schrecklich lang; das kann man niemals schaffen, denkt man. (…) Und dann fängt man an, sich zu eilen. Und man eilt sich immer mehr. Jedes Mal, wenn man aufblickt, sieht man, dass es gar nicht weniger wird, was noch vor einem liegt. (…) So darf man es nicht machen. Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst du? Man muss nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich.“
Beppo Straßenkehrer in Michael Endes „Momo“, mit Dank an die fb Seite vom Deutschlandfunk
Zunächst sollte das Rad erfunden werden. Dieses runde Ding, das rollen kann. Das ist erst ein schönes Ding, kann womöglich eine Menge Spaß machen aber ist nicht weiter nutze. Wenn wir dazu eine Aufhängung erfinden, dass es weiterhin rollt, aber auch was dran sein kann, eine Stange, ein Brett eine Wanne, irgendwas, damit wir mit dem rollenden Rad was transportieren können.
Die Mitte bestimmen, ein Loch hinein, Nix, und eine Achse durch. Jetzt wird die Sache interessanter. Muss noch Kraft dran, vorerst Manpower, und wir sind auf dem Weg zur Formel 1.
Langsam. Formel 1 Fahrzeuge sind zwar schnell, aber zu sonst nichts zu gebrauchen. Eigentlich.
Ich denke, das Prinzip wird klar. Egal was wir damit später machen wollen: Das Rad muss rund sein, rollen können und eine Achse bekommen. Dann lässt sich über Schubkarre, Eselskarren, Pferdekutsche, Dampflok, SUV bis zum High End Schwertransporter alles entwickeln. Schritt für Schritt, je nach Bedarf und Fähigkeit.
Deshalb fange ich beim Taiji Quan und Qigong mit den Seidenfaden Übungen an.
Besuch mich auf meinen Seminaren.
Morgen und wieder Morgen
Es gibt so viele Morgen
Mein Leben wartet auf Morgen
Alles wird zu verschwendeter Zeit
Die Menschheit leidet schwer unter den Morgen
Der Frühling ging, der Herbst kam, das Alter erreicht uns
Am Morgen sah ich das Wasser nach Osten fließen
Am Abend sah ich die Sonne in den Westen fallen
Wie können wir mit hundert Jahren voller Morgen umgehen
Ich bitte euch, hört mein Lied von Morgen
明日 mingri bedeutet Morgen im Sinne vom nächsten Tag, nicht den frühen Tag. Der Dichter Qian Hetan (1461 - 1504) beklagt die vergeudete Zeit, in der die Menschen alles auf Morgen verschieben: Es gibt immer wieder ein Morgen und ein Morgen und alles bleibt ungetan und eines Tages erreicht uns das Alter und das Leben war verschwendet.
In unserer Zeit sagen die Menschen dann auch noch:"Das mach ich im nächsten Leben."
Aus dem Ureinen, dem Dao, entstehen die zwei Kräfte Yin und Yang. Sie werden repräsentiert von Erde und Himmel. Zwischen den beiden steht als drittes, beide in sich vereinend, der Mensch. Das ist das äußere Bild.
In der energetischen Betrachtung steht der Himmel für den Geist Shen, der Mensch ist Träger der Lebenskraft Qi, die Erde nimmt Substanz an durch die Essenz Jing.
Im Menschen erzeugen die drei Kräfte den San Jiao, den Dreifachen Wärmer. Es sind Atem und Blut im Brustraum, Nahrung im Bauch und die Fortpflanzung im Unterbauch, die dem menschlichen Leben Wärme geben.
In den Übungen geht es darum, die drei wieder zu vereinen und zurück zu führen zum Ureinen, dem Dao.
The Chinese scholar and tea connoisseur Xu Cishu 许次纾 from Ming Dynasty describes in his book Tea Report 《茶疏》 these 24 most suitable situations for drinking tea:
1. 心手闲适 when you are idle and relaxing
2. 披咏疲倦 when tired of reading poetry
3. 意绪棼乱 in time of confused thoughts
4. 听歌拍曲 when listening songs and melodies
5. 歌罢曲终 when the music has finished
6. 杜门避事 when alone
7. 鼓琴看画 when playing qin zither and looking at paintings
8. 夜深共语 during conversations in a late night
9. 明窗净几 when everything is bright and clean
10. 洞房阿阁 in the room of the newlyweds
11. 宾主款狎 when together with the beloved guests
12. 佳客小姬 when hosting distingquished scholars and young beauties
13. 访友初归 when visiting a friend who has returned from afar
14. 风日晴和 when the weather is clear and nice
15. 轻阴微雨 when the weather is cloudy and slightly raining
16. 小桥画舫 when watching the small bridges and the passing boats on the river
17. 茂林修竹 while in lush forests and bamboo groves
18. 课花责鸟 when the flowers bloom in the midsts of birds songs
19. 荷亭避暑 in a lotus pond pavilion during the summer heat
20. 小院焚香 while burning incence in a small temple
21. 酒阑人散 when the late tipsy guests leave
22. 几辈斋馆 when several generations gather in the fasting premises
23. 清幽寺观 when visiting a secluded temple
24. 名泉怪石 when enjoying the view of famous springs and strange rocks