18.10.2011

Grundgedanken des chinesischen Qi Konzepts

Qi wird als eine universelle Energie angesehen, die sich sowohl in unstofflichen, feinstofflichen und in grobstofflichen Erscheinungen offenbart. Die Qualitäten unterscheiden sich nur durch unsere Wahrnehmungsfähigkeit, nicht in der Wirklichkeit, d.h. sie zeigen ihre Wirkung gleichzeitig auf allen Ebenen. Beeinträchtigungen können auf allen Ebenen erfolgen und zeigen ihre Wirkung früher oder später auf den anderen.

Das Qi – Konzept durchzieht alle Lebensbereiche und kulturellen Entwicklungen Chinas. Einigermaßen bekannt gemacht hat sich der Westen bisher mit einigen Aspekten der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) und der geomantischen Praxis des Feng Shui. In letzterem wird die richtige Wahl und Gestaltung des Lebensraumes verantwortlich gemacht für eine günstige Qualität des Qi, die TCM bemüht sich, durch frühzeitige Diagnose und mittels ihrer 5 therapeutischen Maßnahmen die Qualität des Qi im menschlichen Organismus in einem gesunden Fließgleichgewicht zu halten oder dieses wieder herzustellen. Die 5 therapeutischen Maßnahmen, die Säulen der TCM sind:
  • Diätetik
  • Arzneimittelkunde
  • Qi Gong (Imaginations-, Atem- und Bewegungsübungen)
  • Tuina (Manuelle Therapie)
  • Akupunktur und Moxibastion (Beeinflussung mittels Stechen von Nadeln oder Hitzeeinwirkung auf bestimmte Punkte der Energieleitbahnen)

Die Diagnose erfolgt durch Betrachten, Hören und Riechen, Befragen und Fühlen. In diesen einfach klingenden Methoden hat die TCM eine enorme Differenzierung erreicht, die einen sorgfältig verfeinerten Überblick verschiedener Muster ermöglicht.
Auch wenn die Ergebnisse der Diagnose unseren Ohren fremd klingen mögen; z.B. Nieren Yin Mangel mit emporloderndem Feuer, so können darauf durchaus sehr wirksame therapeutische Maßnahmen getroffen werden.

Wie schon oben erwähnt, offenbaren sich Beeinträchtigungen der energetischen Zustände auf den verschieden dichten Ebenen. Der TCM-Arzt unterscheidet nicht zwischen somatischen und psychischen Krankheiten. Für ihn sind sie nur unterschiedliche Erscheinungsformen eines gemeinsamen Musters. So kann eine von Außen herbeigeführte organische Schädigung, beispielsweise eine Verbrennung, langfristig eine Instabilität im betroffenen Energiebereich und damit ein emotionales Ungleichgewicht hervorrufen. Ebenso kann eine lang anhaltende emotionale Störung zu organischen Symptomen führen. Wohlgemerkt: kann, muss nicht. Das System ist ständig bemüht, das Gleichgewicht, also die Überlebensfähigkeit, selbst zu regulieren. Wir sollten deshalb einem Menschen, dem es gelungen ist, trotz vieler Widrigkeiten und Schicksalsschlägen ein respektables Leben zu führen, die gleiche Bewunderung entgegenbringen, mit der uns eine am schroffen Abhang sich klammernde, von Wind und Wetter geformte Kiefer erfüllt.

Yin und Yang

Grundsätzlich ist die TCM bemüht, ein Gleichgewicht herzustellen, und dies möglichst ohne Hinzufügen äußerer Mittel. Auch in der Arzneimittelgabe wird in erster Linie eine Unterstützung des Systems verstanden, selbstständig sich zu regulieren. Ein harmonisches Gleichgewicht wird dargestellt im Symbol des Taiji.



Dieses Bild der beiden in sich verschlungenen Tropfen zeigt uns, dass dort, wo das eine seine Fülle erreicht, das andere seinen Anfang nimmt. Beide bringen sich gegenseitig hervor, bedingen sich einander und enthalten auch jeweils ein Element des anderen. Nichts ist nur Yin oder nur Yang.
Ein Ungleichgewicht zeigt sich in den Zuständen von Fülle und Leere, Hitze und Kälte, Feuchtigkeit/Nässe und Trockenheit sowie Innen und Außen. Je nachdem wie diese Zustände kombiniert sind, herrscht ein Yin oder ein Yang Zustand. Nach der Yin-Yang Lehre besteht dort, wo sich das Symptom einer Fülle zeigt an anderer Stelle eine Leere oder eine Mangel. Diese aufzuspüren und das Übermaß dorthin abzuleiten ist erstes Ziel der TCM.

Die 5 Wandlungsphasen




Neben weiteren Differenzierungen, aus denen sich die diagnostischen Muster ergeben und die wir hier zunächst nicht behandeln wollen, spielt die Lehre von den 5 Wandlungsphasen eine bedeutende Rolle. Diese Theorie besagt, dass alle Prozesse jene besagten Phasen durchlaufen, falls sich kein Hindernis in den Weg stellt. Störungen innerhalb einer Phase haben Auswirkungen auf alle anderen Phasen, können aber auch von allen anderen Phasen aus zur Regulation beeinflusst werden. Die Bezeichnungen der Wandlungsphasen erinnern an die altgriechische Elementenlehre, es besteht aber kein Zusammenhang. Die chinesische Betrachtung ist eher zeitlich als räumlich orientiert.
Die 5 Wandlungsphasen werden benannt mit: Holz; Feuer; Erde; Metall; Wasser. Dargestellt werden sie in einer kreisförmigen Anordnung, sie bringen sich, wie die Jahreszeiten, mit denen sie auch verglichen werden, gegenseitig hervor. Diese Verbindung wird auch Mutter – Kind Beziehung oder Zyklus der Ernährung genannt. Die im Innern des Kreises sternförmig angeordneten Pfeile zeigen die gegenseitige Beeinflussung im Sinne einer Kontrolle oder Unterdrückung an.
Betrifft nun ein schädigender Einfluss eine der Phasen – z.B. mangelnde Flüssigkeit im Systemhaushalt beeinträchtigt das Wasser – wird sich dieser Mangel als nächstes beim Holz auswirken, dem die Nahrung fehlt. Hält der Mangel an, verliert das Wasser seine kontrollierende Funktion auf das Feuer, welches nun ungehemmt noch mehr Holz verzehrt und verstärkt Erde produziert. Diese wirkt weiterhin unterdrückend auf das Wasser ein, sie wird vom schwachen Holz nicht gebremst, so dass sich das Ungleichgewicht permanent weiter verschiebt.
Wir werden in einem solchen Fall also zunächst ein Symptom im Holz bemerken, in der Praxis bedeutet dies mangelnde Bewegungsfähigkeit, dann im Feuer, steigende Temperatur und letztlich in der Erde, Wahnvorstellungen bzw. Fieberhalluzinationen. In diesem Beispiel ließe sich natürlich durch einfache Flüssigkeitszufuhr das Problem mühelos beheben. Bei tiefer liegenden Ursachen ist es leider nicht immer so leicht.
Wird fortgesetzt

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