Der Bus hat mich pünktlich von Wuhan zum heiligen Berg gebracht, Coco, die Verwaltungs-Fee, hat versprochen, mich am Eingang im Tal abzuholen. Es ist noch keiner da, ich habe keine Lust zu warten und stapfe schonmal zum Touristenzentrum, um mir ein neues Jahres-Ticket zu besorgen. Plötzlich schreit es über die Gass: „Lilooo!“ - Frau Qu, die Frau für alle Fälle, die einen kleinen Stand mit unglaublichem Vorrat am Zixiaogong-Tempel unterhält, kommt mir freudestrahlend entgegen. Wir stammeln (gut, i c h stammele) herzliche Grußworte, sie ist gerade auf dem Weg zur Stadt, um ihr geheimes Lager aufzufüllen. Gut so, ich bin ja jetzt wieder da, eine ihrer treuesten Kundinnen. Mitleidig schaut sie auf mein Gepäck, sie tritt von einem Fuß auf den anderen, weiß nicht was tun – bevor sie auf die Idee kommt, mir zu helfen, sage ich ihr, ich muss nun schnell weiter mein Ticket kaufen und wir sehen uns ja oben auf dem Berg. Erleichtert verabschiedet sie sich und ich wappne mich für den Kampf um das Ticket. Das Jahresticket kostet nur 10 RMB mehr als das normale, das mittlerweile den stolzen Preis von 210 RMB hat. Für den normalverdienenden Chinesen ein wirklich hoher Preis, erstaunlich, dass ihn sich dennoch so viele Leute leisten. Daran kann man den Stellenwert dieses heiligen Berges ablesen, den in China wirklich jeder kennt.
Um das Jahresticket zu erwerben, muss ich meinen Pass erst vorlegen. Könnte ja sonst jeder kommen und schließlich ist Wudang Shan ein Weltkulturerbe, da ist man schon recht genau mit der Prüfung wer hier rein darf und wer nicht. Die Damen bekichern mein Passfoto und versichern mir, dass ich doch sehr gewonnen habe – ich gebe das Kompliment zurück und behaupte, dass das nur die Zauberberge von Wudang sind, die mich jung und knackig halten.
Ich verlasse das Touristenzentrum und laufe direkt Herrn Li von der Akademie in die Arme, begleitet von Coco. Mein Gepäck wird in die Limousine gewuchtet und los geht’s in die Berge. Nun lasse ich mich von Coco erstmal abdaten und erfahre, dass Tatjana, genannt Mama, zu meinem ganz großen Bedauern wieder zurück nach Litauen gefahren ist. Dafür sind Niko und Simon noch da, darüber freue ich mich sehr und Herr Li ist vor 2 Wochen stolzer Papa einer Tochter geworden. Da gratuliere ich doch ganz herzlich und hoffe schwer, dass der Oster weiß, was er zu tun hat, wenn er diese Zeilen liest!
Coco erzählt mir noch eine ganze Menge, allerdings rauscht vieles an mir vorbei, der Jetlag und die hektischen Tage in Shanghai und Wuhan fordern nun doch langsam ihren Tribut. Ich filtere jedoch heraus, dass sie mich tatsächlich im Daoyuan untergebracht hat, und zwar in einem der renovierten Zimmer. Toll. Und dass sie persönlich Anweisung gegeben hat, das Zimmer besonders gründlich zu reinigen. Aha.
Wir kommen pünktlich zum Abendessen an und ich werde erstmal dem neuen Küchenpersonal vorgestellt. Ich bedauere, dass kaum noch jemand da ist, den ich kenne. Ich frage mich schon manchmal, warum die Fluktuation hier so hoch ist. Aber das werde ich wohl nie erfahren. Jedenfalls ist der neue Chef de Cuisine aus Szechuan und das lässt natürlich hoffen. Ich liebe diese Küche sehr, sie ist bekannt für ihre scharfe Würze. Coco gibt mir noch den Tipp, mir mal „Tantanmian“ kochen zu lassen. Ich bin gespannt.
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