Es gibt ein Buch, welches hier bekannt ist unter dem Titel Shinjinmei. Man nennt es auch gerne den Urtext des Zen. Kann sein. Der Titel Shinjinmei ist Japanisch. In Japan ist Zen zu seiner Blüte gekommen, der Text stammt aber noch aus der Anfangszeit des Zen, demnach Chan, aus China. Auf Chinesisch heißt es Xinxinming 信心銘. Das erste Xin 信 heißt "glauben" das zweite 心 "Herz", nichts anderes, ganz eindeutig "Herz". Es ist eines der Grundzeichen der chinesischen Schrift.
Ming übersetzt man mit Inschrift. Solche werden meist in Stein oder Metall gearbeitet. Inschrift ist ein schönes deutsches Wort dafür. Das muss man nicht mit "Meißelschrift" übersetzen, auch wenn es theatralischer klingt. Die ersten beiden Zeichen sollte man auch nicht "Glauben an das Herz" transkribieren, was aber bisher auch noch niemand getan hat. Wohl weil in China der Sitz des Geistes im Herz angenommen wird, ist die übliche Version "Glaube an den Geist." Für Geist, und zwar genau jenen Geist, der seinen Sitz im Herzen hat, hat die chinesische Sprache ein eignes Wort und Zeichen: Shen 神. Die chinesische Sprache hat eine Menge verschiedener Begriffe, die wir alle mit Geist übersetzen können. Aber die Übersetzer des Shinjinmei (Xinxinming) haben sich darauf geeinigt oder von einander abgeschrieben, dass es "Die Meißelschrift vom Glauben an den Geist" heißen sollte. Das hat einen treuen Jünger des Zen schon nahe an die Verzweiflung getrieben, geht er doch davon aus, dass man im Buddhismus nichts glauben soll. Sein Freund oder Lehrer hat dann einen schönen Kommentar dazu verfasst, hätte er sich aber auch sparen können. (leider finde ich das Forum nicht wieder,; aber hier wird auch ganz hübsch drüber gestritten)
Denn die chinesische Sprache ist nicht so einsilbig, wie manch einer zu glauben scheint. Da kommt es recht häufig vor, dass zwei, drei oder gar vier Zeichen zusammen einen eigenen festen Begriff bilden. Wenn wir 信心 Xinxin als "von Herzen glauben" betrachten, kommen wir der Sache schon näher, es heißt nämlich schlicht weg "Vertrauen". Und das genügt, da muss nicht mit aller Gewalt noch mal der Geist reingebracht werden wie in dieser Variante: "Einprägung des Vertrauens in den Geist". Also man könnte einfach sagen:" Die Inschrift über das Vertrauen"
Wie ich darauf komme? Donnerstags abends gibt es die Qigong und Meditationsstunde bei mir und ich fand es eine gute Idee, jeden Abend eine Zeile aus dem Xinxinming vorzulesen. Ich bin froh, im Netz ein paar knappere Übersetzungen gefunden zu haben, als das schöne Buch aus dem Kristkreitz Verlag, welches ich in einer Ausgabe von 1979 besitze. Wo ich nun aber schon mit dem Titel so viel Unfug gefunden habe, werde ich mich bemühen, für jede Woche eine eigene Übersetzung zu schaffen. Hier zum Schluss das Original:
Da freue ich mich schon drauf.
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