19.05.2008

Reise Frühjahr 08 Teil 5

Die kurze Geschichte vom Bilderkauf

Im Taizipo und in einem der Tempel am Nanyan gibts Kaligraphien und Tuschebilder zu kaufen. Meist ganz fürchterlicher Kitsch, rasch runtergepinselt, ohne Lust und Ambition. Manchmal ist eine Perle darunter, immer seltener und diesmal war alles nur Schund.
Wir hatten den Gewaltmarsch zum Wulonggong hinter uns gebracht und genossen das eiskalte Bier. Saßen schwitzend da rum und dann entdeckte ich in der Bude ein paar Rollbilder. Es hingen einige übereinander, das oberste war eine wirklich schön geschriebene Kaligraphie. Mir war jetzt nicht danach, was zu kaufen, aber wir mussten auf Nachzügler warten und irgendwie muss man sich die Zeit vertreiben, warum nicht ein bisschen feilschen. Also Bilder von Nahem betrachtet. Wirklich alle vier sehr schön geschrieben, aber in einem ziemlich schlechten Zustand. Wahrscheinlich auf alt gemacht. Mit Tee nachgedunkelt, Staub drüber gepustet, die Rolle etwas gebrochen. Soll den ahnungslosen Touristen täuschen und ein kleines Vermögen kosten. Schon steht auch schon die Verkäuferin neben mir und schreibt einen Preis in ihre Handfläche. Nene, Mädchen, nicht mit mir. Wie ich es mir gedacht habe, viel zu teuer. In der vorgeschlagenen Kategorie, da war ich mir sicher, würden wir uns niemals einig werden auch wenn ich es mit meinem unverschämten Verhandlungsgeschick immer bis zu den Tränen in den Augen der Verkäufer schaffe und mir beinahe schlecht vorkomme, wenn ich höchstens ein Drittel des ersten Gebots zahle. Aber hier, da war mir klar, würde ich nicht kaufen, auch wenn es schöne Bilder sind. Einfach wieder zurückgehen und sich hinsetzen. Nein Danke, kein Interesse. Nach ein paar Minuten einige verstohlene Handzeichen in meine Richtung. Na bitte, der Zeitvertreib ist gesichert. Ca. 25% ist sie schon runter, ich schüttel den Kopf. Zwei Minuten warten, dann geht sie noch mal 10% runter. Also gut, da steh ich mal wieder auf und geh zu ihr rüber. Jetzt verlangen die Spielregeln, dass ich auch mal ein Angebot mache. Ich biete ein fünftel ihres letzten Angebots. Nein, sagt sie, nix zu machen. So geht das nun hin und her und was solls, zur Not kauf ich auch eines der Dinger, mit anderen Worten, sie hat mich am Haken. Irgendwann bin ich dann soweit, ihr unmissverständlich mein letztes Angebot zu unterbreiten. Sie legt noch ein paar Yuan drauf, erstens müssen Frauen immer das letzte Wort haben und wenn ich jetzt zuschlage, dann hat sie immerhin "gewonnen", ich hab dann ihr zugestimmt und nicht sie mir. Ich nicke, hole mein Geld und was macht sie? Sie packt mir alle vier Rollbilder ein. Ich muss mir verkneifen, laut loszuprusten. Da war ich bereit, für eines der Bilder einen etwas überhöhten Preis zu zahlen - ist ja schön geschrieben und mit dem auf alt machen hat man sich auch Mühe gegeben - und ich krieg alle vier. Die gehören zusammen. Jetzt muss ich nur noch rausfinden, was da überhaupt drauf steht.

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