10.09.2023

Die magische Insel San Borondon


Eine unserer liebsten Wanderstrecken führt im Teno Gebirge von Puerto de Erjos nach Las Portelas. Sie geht später oberhalb von Masca auf einem Höhenzug entlang und von dort hat man einen phantastischen Blick auf die beiden Nachbarinseln La Palma und La Gomera. Wir hatten vor einigen Tagen absolut klare Sicht bis weit hin zum Horizont. Dort entdeckte ich einen dunklen Strich, deutlich zu sehen. Dort war etwas. Das konnte nur El Hierro sein, sonst ist dort keine Insel, auch wenn El Hierro meiner Meinung nach weiter links liegen müsste, von La Gomera verdeckt. Was sollte es sonst sein?

Zuhause schaute ich mir das auf der Karte noch mal genauer an. Beim besten Willen konnte das nicht El Hierro gewesen sein. Was war es dann? Immerhin war es deutlich zu sehen. Mit einer Internetsuche „Insel westlich von La Palma“ stieß ich auf San Borondón. Die magische Insel, die schwimmende Insel, sie taucht auf und verschwindet wieder. Viele haben sie gesehen, auf alten Karten ist sie eingezeichnet. Kanarios sind tief in ihrem Herzen davon überzeugt, dass es die achte Insel gibt.

Kurz vor seiner die Welt verändernden Reise über den Atlantik schrieb Kolumbus 1492 in sein Tagebuch: „Viele respektable kastilianische Einwohner versicherten mir, dass sie jedes Jahr im Westen von Gomera Land sahen.“ Und weiter: „Ich bin überzeugt, dass das Paradies auf Erden auf Brendans Insel liegt.“


512 machte sich der irische Mönch Saint Brendan of Clonfert mit einigen weiteren Mönchen in einem winzigen Boot auf, die Völker des Atlantischen Ozeans zu christianisieren. Mir ist nicht bekannt, wo er überall war, der Atlantik ist groß. Der Abenteurer Tim Severin, der 1976 mit einem nachgebauten ledernen Curragh den mönchischen Aufzeichnungen folgte kam immerhin bis Neufundland. (https://de.wikipedia.org/wiki/Navigatio_Sancti_Brendani)

Die Mönche jedenfalls erreichten eine Insel der Glückseligen, auf der sie sich 15 Tage aufhielten. Sankt Brendans Bericht zufolge ging die Sonne nie unter, sie lebten zwischen hohen Bergen, dichten Wäldern, klaren Flüssen und unbekannten Pflanzen mit seltsamen Früchten.

Seit dem Mittelalter reißen die Berichte über San Borondon nicht ab. Seefahrer haben sie gesichtet, dann war sie wieder verschwunden. So wie wir von Puerto de la Cruz auf Teneriffa die meiste Zeit La Palma nicht sehen können. Dann plötzlich ist sie da, klar und deutlich, so nah, als könne man hinüber schwimmen.

Als wir unsere Wanderung fortsetzten und Richtung Norden blickten, sahen wir auch dort am Horizont eine Insel. Muss Madeira gewesen sein, liegt in dieser Richtung. Madeira ist zwar ca 500 km entfernt und aus 1000 Metern Höhe kann man auch nur 113 km weit sehen. Aber es muss Madeira gewesen sein. San Borondon liegt westlich.

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