04.07.2023
Jing - Qi - Shen im Taiji Quan
Jing - Qi - Shen sind Schritte der daoistischen Alchemie und damit die Wurzeln des Taijiquan.
Slow motion - Jing, die Essenz
Wenn du Taiji Quan kennenlernst, ist das erste, das dir auffällt, die Langsamkeit der Bewegungen. Tatsächlich ist es für Anfänger die erste Herausforderung, sich an diese Langsamkeit zu gewöhnen. Auch scheint es schwieriger zu sein, sich einen langsamen Bewegungsablauf zu merken, als einen schnellen. Vielleicht, weil der Geist ruhiger wird, auf einer anderen Frequenz zu schwingen scheint. Jede Position ist genau definiert und der Weg dorthin ebenfalls. Aber alles so langsam und wenn du die eine Figur geschafft hast, weißt du nicht mehr, von wo du gekommen bist. Schon allein den Fuß aufzusetzen, ohne sofort das Gewicht darauf zu verlagern, verlangt Konzentration, während gleichzeitig beide Arme in unterschiedliche Richtungen bewegt werden sollen. Nicht einfach nur rauf und runter, wie man es vom Tanzen kennt, sondern bedächtig, in Zeitlupe und nur in eine bestimmte Höhe. Das alles fordert dich sehr und dabei sollst du auch noch entspannen. Dabei sieht es bei deinem Lehrer so einfach aus, elegant und mühelos.
Wenn die Jing-Essenz gedeiht, kann sich die Qi-Lebenskraft manifestieren.
Flow motion - Qi - die Lebenskraft
Du denkst vielleicht, dass all deine Bewegungen fließend seien.
Taiji Quan gehört zu den „Inneren Künsten“. Das bedeutet, innere Bewegung. Der Geist lenkt Qi, Qi lenkt den Körper. Wie bewegt der Geist Qi? Was überhaupt ist Qi, wie soll man sich das vorstellen? Kannst du es spüren? Nein. Kannst du nicht. Vielleicht meinst du, etwas zu spüren. Das ist nicht Qi. Glaub mir. Du spürst Qi weniger als deinen Körper. Den spürst du meist nur dann, wenn er auf Widerstand stößt oder selber widersteht. Du spürst Qi so wenig, wie du deine Nieren spürst, so wenig, wie du spüren kannst wie dein Atem mit dem Blut verbunden wird. Also, wie willst du das nun bewerkstelligen, das mit dem Geist, dem Qi, dem Körper?
Stell dir einen inneren Körper vor, einen durch und durch weichen, fließenden, energetischen Körper, der in deinem fleischlichen Körper steckt wie dieser in deiner Kleidung.
So wie deine Kleidung jeder deiner Bewegungen folgt, so lass deinen Körper den Bewegungen des inneren Körpers folgen. Kultiviere diese Methode. Achte darauf, wo dein Körper dem inneren Fluss im Weg steht, ihn be- oder gar verhindert. Fließende Bewegung kennt kein Anhalten, keinen Endpunkt, keinen Rückwärtsgang. Es sind immer kleine Bögen, Kurven, Kreise von wo es wieder zurückfließt.
Dein Körper macht keine Bewegung, er folgt der Bewegung, lässt sich von ihr tragen wie ein Boot vom Wasser. Die Bewegung entsteht in deinem Inneren, der Geist lenkt Qi.
Mach dich frei von Erwartungen, lerne zuschauen. Wenn deine Bewegungen wirklich fließend geworden sind, bist du kein Anfänger mehr.
Wenn das Qi gedeiht, kann sich der Shen-Geist manifestieren.
No motion Shen - der Geist
Nun stehst du vor der größten Herausforderung, wenn du überhaupt bis hier gekommen bist. Bist du es, wirst du dich fragen, warum du dieses geniale Gefühl des Fließens, der Verbundenheit aller Teile deines Körpers, verlassen und darüber hinaus sollst. Die meisten Praktiker verweilen in diesem Stadium. Es ist auch sehr verführerisch, diese Freude zu erleben. Das kann dir in jeder Meditation passieren. Der Geist erfährt großes Glück. Und dies ist, wie alles, nicht von Dauer.
Deshalb entsteht ein Verlangen danach und so wird der Geist unruhig. Es ist das Dilemma des menschlichen Geistes. Wir können nur etwas wahrnehmen, was sich von etwas anderem abhebt. Alles braucht einen Hintergrund. Der Hintergrund deiner Bewegung ist die Ruhe. Wenn du nicht mehr auf die Bewegung achtest, kannst du die Ruhe wahrnehmen. No motion.
Wenn Shen aufblüht, kann man inneren Frieden und Einheit im Dao finden.
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