29.12.2021

Spaghetti mit Langostino

Hiermit beginnt eine neue Kategorie auf meinem Blog: Rezepte

Nr.1:
Spaghetti mit Langostino – in Anlehnung an Alexander Herrmann


Zutaten für 2 Personen:

700 gr. Langostinos bzw. Gambas je nach Größe
3 EL Olivenöl
1 EL Tomatenmark
2 Schalotten
100ml Weißwein
250ml Gemüsebrühe
2 Tomaten
1-2 Knoblauchzehen
1 Estragonstiel laut Rezept, da man frischen Estragon immer nur recht schwierig in einer guten Qualität bekommt, ersetze ich ihn durch frischen Basilikum bzw. verwende getrockneten Estragon
Salz und Peffer aus der Mühle
1 Chilischote nach Geschmack (im Original-Rezept wird Alexanders Würzöl verwandt, das ist mir immer zu viel Aufwand)
1 TL Butter
250 g Spaghetti (diese Menge Pasta erhöhe ich in der Regel, da es mir für ein Hauptgericht zu wenig ist, die Saucen-Menge kann man auch leicht anpassen, wenn man mag)

Die Langostinos schälen und die Därme entfernen. Dazu die Langostinos am Rücken entlang einschneiden und den schwarzen Faden rausnehmen. Die Schalen waschen und mit Küchenpapier abtrocknen. Die Schalotten schälen und in Streifen schneiden. Die Schalen der Langostinos in etwas Olivenöl rösten. Das Tomatenmark hinzufügen und kurz mit anrösten. Das Ganze mit dem Weißwein ablöschen. Etwas einkochen lassen und dann die Brühe zugeben. Die in Würfel geschnittenen Tomaten, die angedrückten Knoblauchzehen, etwas gewürfelte Chilischote ohne Kerne und den Estragon- bzw. Basilikumstiel hinzugeben und alles zusammen 20 Minuten mit geschlossenem Deckel köcheln lassen.

Den Sud danach durch ein Sieb geben und gut ausdrücken. Mit Salz und Pfeffer würden und nochmals aufkochen lassen. Mit ca. 2EL Olivenöl und einem Pürierstab aufmixen (dies evtl. vor dem Anrichten nochmals wiederholen, damit ein schöner Schaum entsteht).

In der Zwischenzeit die Spaghetti nach Packungsanweisung al dente kochen. Die Langostinos mit Salz, Pfeffer und Estragon bzw. Basilikum würzen und in einer Pfanne in Butter bei mittlerer Hitze braten.

Die Nudeln in tiefen Tellern anrichten. Die Sauce nochmals aufmixen und darüber verteilen. Die Langostinos darauf legen und genießen.


19.12.2021

Fanatiker sind's!



Es war verantwortungslos und feige, lange Zeit Hetzer nicht als das zu benennen, was sie sind. Eine Demokratie braucht auch diese Fähigkeit: zu spalten.
VON CAROLIN EMCKE aus der SZ vom 18.12.2021
(Carolin Emcke ist freie Publizistin. Ihre Kolumne erscheint einmal monatlich.)
Vielleicht muss man wieder beginnen, die Worte auf ihre Bedeutung hin zu befragen, weil sie sonst sinnlos werden. Vielleicht muss man die Definitionen wieder schärfen, weil sonst alles stumpf und gleichförmig wird. Vielleicht muss man wieder ausbuchstabieren, was welchen Namen verdient, weil sonst die Unterschiede verloren gehen. Weil sonst alles untergeht in diesem infantilen Meinungsfreiheits-Nihilismus. Vielleicht braucht es ein Wörterbuch der Demokratie, in dem das Vokabular beschrieben wird, das eine demokratische Gemeinschaft braucht, wenn sie demokratisch und gemeinschaftlich bleiben will. Die letzten Jahre waren geprägt von einer absichtsvollen Unschärfe der Sprache, die alle Konturen des Radikalen abgeschliffen und verharmlost hat, als sei irgendwie alles zur Demokratie gehörig, selbst das, was die Demokratie zerstört. Als müsste unbedingt alles irgendwie eingemeindet werden, selbst das, was ganz explizit und unverhohlen die Gemeinschaft ablehnt. Die anbiedernde Geste des Man-muss-die-Ängste-ernst-Nehmens war immer schon eine, die sich nur diejenigen leisten konnten, die den Hass und den Fanatismus der angeblich ängstlichen Bewegungen nicht zu spüren bekamen.
Im Wörterbuch der Aufklärung, der 28-bändigen Enzyklopädie von Denis Diderot, findet sich folgender Eintrag, der immer noch gültig ist: "Fanatismus - das ist ein blinder Eifer, der abergläubischen Anschauungen entspringt und dazu führt, dass man nicht nur ohne Scham und Reue, sondern sogar mit einer Art Freud und Genugtuung lächerliche und grausame Handlungen begeht." Es reiht sich Jahr an Jahr, in dem wechselnde populistische Mobilisierungen absolut schamfrei auftreten und mit Genugtuung ihren lächerlichen und grausamen Furor exhibitionieren. Sie unterfüttern und flankieren ihre Positionen mit kruden Verschwörungsmythen: ganze Geschichten anfangs, später reichen dann bloße Erzählfetzen, einzelne Begriffe und Codes, die den Assoziationsraum aus Irrsinn und Ressentiment aufrufen, ohne noch irgendwelche Gründe oder Motive für den Furor angeben zu müssen. Ressentiment und Wahn verstehen sich gleichsam von selbst. Es reicht dann, "Lügenpresse" zu skandieren oder "Corona-Diktatur", oder wie in Frankreich das notorische "Qui?" (Wer?), das Codewort für jene, die bei der Frage "Wer ist schuld?" immer nur "Juden" als Antwort geben - mehr braucht es nicht als soziales Bindemittel im demokratiefeindlichen, antisemitischen Kontext.
Was als "Freiheit" deklariert wird, ist oft nur hanebüchener Narzissmus
So verantwortungslos wie feige waren die rhetorischen Verrenkungen, die jahrelang in der Öffentlichkeit angestellt wurden, um diese radikalen, fanatischen Ideologien bloß nicht als das zu benennen, was sie sind, eben radikal und fanatisch, sondern um sie unbedingt noch als Teil des demokratischen Spektrums zu definieren. Was wurde da alles weichgespült, um nur bloß keine Abgrenzung formulieren zu müssen. Welche absurden Fehlinformationen wurden da aufgewertet als berechtigte "Skepsis" oder "Bedenken", die es unbedingt abzubilden und zu besprechen gelte, welch hanebüchener Narzissmus wurde da noch als "Freiheit" deklariert, die zu verteidigen sei. Eine gigantische Illusionsmaschine produzierte ständig das Bild einer Gesellschaft, die keine Umgangsformen, keine Regeln, keine Gesetze akzeptieren will.
Es wurde ein entstellendes, verwirrendes Vokabular geschaffen, das Kritik an den populistischen Mobilisierungen eilig als "Ausgrenzung" brandmarkte. Da wurde jede noch so systemfeindliche Position als "sorgenvoll" pädagogisiert, jede noch so abgesicherte Anhängerschaft als ökonomisch hilflos oder politisch vernachlässigt dargestellt, um nur ja nicht differenzieren und benennen zu müssen, wer da mit welchen Phantasien gegen "den Staat", gegen "die Medien", gegen "Genderwahn", gegen den "Bevölkerungsaustausch", gegen "die Verordnungs-Diktatur" protestiert. Jetzt wird staunend eine Radikalisierung beklagt, die man sich nicht erklären kann, weil das Radikale der Wissenschaftsfeindlichkeit, der Verachtung der öffentlich-rechtlichen Medien und der Distanz zum Rechtsstaat, die die verschiedenen Bewegungen immer schon ausgezeichnet hat, jahrelang mühevoll verniedlicht wurde.
Was eine demokratische Gesellschaft braucht, um zu bestehen
Mit der Furcht vor der "Spaltung" wurden eben jene Gruppierungen legitimiert, die tatsächlich nichts anderes wollen als eine Spaltung der demokratischen Gesellschaft. In einem politischen Diskurs, der jahrzehntelang die kulturelle und religiöse Pluralität der hiesigen Einwanderungsgesellschaft nicht anerkennen konnte, soll nun auf einmal Vielfalt der Meinungen über alles gestellt werden - selbst wenn es sich gar nicht um begründete Einsprüche oder Überzeugungen handelt, sondern um falsche Tatsachenbehauptungen oder antisemitische und rassistische Hetze. Man könnte lachen, wenn es nicht so bitter wäre.
Eine demokratische Gesellschaft kann nicht bestehen, wenn sie sich in der öffentlichen Auseinandersetzung der Instrumente beraubt, begriffliche und politische Grenzen zu ziehen. Dazu gehört es, jene Verschiedenheiten anzuerkennen, die die plurale, offene Demokratie stärken, weil sie zwar unterschiedliche kulturelle oder religiöse Herkünfte und Praktiken leben, aber sich alle auf den Rechtsstaat verlassen. Aber dazu gehört eben auch, jene Verschiedenheiten zu erkennen, die die plurale, offene Demokratie ablehnen, weil sie in einer Parallelwelt aus Aberglauben und Ressentiment leben. Eine demokratische Gesellschaft braucht die Fähigkeit zu spalten - sie muss unverhandelbare Grenzen markieren können, sie muss rationale Standards aus Gründen und Argumenten verlangen können. Sonst lässt sie diejenigen allein, die an sie glauben und die ihren Schutz brauchen.“

03.12.2021

Der Herzschatz des Taijiquan

Die folgende Passage stammt aus Ren Gangs 'The Heart Treasure of Taijiquan', ins Englische übersetzt von Mattias Daly, Deutsch mit www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version)

Zhang San Feng, Begründer des Taiji Quan

Die dreizehn Kräfte des Taijiquan, in denen die Alten trainierten, haben alle praktische Anwendungen. Umgekehrt sollte man, obwohl die Yang-Stilform, die ich trainiere, achtundachtzig verschiedene Bewegungen enthält, niemals denken, dass diese achtundachtzig Bewegungen praktisch in einem Kampf verwendet werden können. Keine von ihnen kann im Kampf praktisch angewandt werden. Vielmehr sind die achtundachtzig verschiedenen Bewegungen lediglich Werkzeuge, mit denen man ein Gefühl für die Konturen der dreizehn Kräfte des Taijiquan bekommt und dann übt, mit ihnen zu arbeiten. Sollte es jemals zu einer Auseinandersetzung mit einem Gegner kommen, sind es diese dreizehn Kräfte, die in den Vordergrund gestellt werden müssen.

Auch hier können natürlich Techniken eingesetzt werden, aber es ist unglaublich einfach für die Praktizierenden, sich im Labyrinth der Techniken zu verlieren. Viel zu viele Schüler verirren sich auf diesen verschlungenen Wegen und finden nie zur Wurzel des Taijiquan zurück. Es gibt unzählige Lehrer, die von Tricks und Methoden besessen sind. Wie viele Lehrer haben eine direkte Erfahrung mit der Verschmelzung zur Einheit? Wie viele Schüler widmen Zeit und Mühe, um dieses Ziel zu erreichen?

Es heißt: "Im Moment der Öffnung bewegt sich die Hand genau so, wie es das Herz wünscht, ohne dass ihre wunderbaren Fähigkeiten begrenzt sind. Wenn man harmonisiert ist, setzt man keine Kraft ein, um sich zu wehren, selbst wenn man mit Waffen aus Metall und Stein angegriffen wird. Wenn sich dein Geist jedoch auch nur im Geringsten rührt, dann enthüllst du deine Form in ihrer Gesamtheit, und dein Shen verliert seine Natürlichkeit." Einfacher ausgedrückt bedeutet dies, dass man, sobald man in der Lage ist, durch Nichtstun mit anderen zu harmonisieren, nicht mehr gegen jeden Gegner kämpfen muss. Selbst Feinde, die versuchen, mit Klingen oder Steinen anzugreifen, werden keinen Schaden mehr anrichten können, und man wird in der Lage sein, sie zu überwältigen. Wenn man dann aber beginnt, absichtlich zu handeln, wird man seinen Gegnern etwas offenbaren, das nicht formlos ist.

Viele Menschen denken, wenn sie einem stark aussehenden Gegner gegenüberstehen, sofort: "Den muss ich irgendwie in Schach halten!" In dem Moment, in dem sich dieser Gedanke im Geist festsetzt, reagiert der Körper wie der einer Person, die versucht, eine andere Person abzuwehren. Deshalb muss man sich immer von den Gedanken befreien, wenn man einem Gegner gegenüber tritt. Seien Sie sich einfach der anderen Person bewusst, mehr nicht. Nur so wird der innere Zustand des Gegners im Rahmen der eigenen Wahrnehmung leicht erkennbar. Wenn man dies tut, wird sich spontan und natürlich eine Möglichkeit ergeben, mit dem Angreifer umzugehen. Taijiquan zu lernen bedeutet, zu lernen, wie man auf diese Weise kämpft.

Das sicherste Zeichen dafür, dass man mit einem echten Meister praktiziert, ist das plötzliche Gefühl der Ohnmacht, seinen Angriffen zu widerstehen. Wenn ein Taijiquan-Meister Kraft sammelt und dann ausstößt, fühlt es sich an, als ob man vergisst, sich gegen ihn oder sie zu wehren. Dies geschieht, weil, wenn ein Meister in den Zustand eintritt, sich im Einklang mit seinen Empfindungen zu bewegen, der Gegner nichts anderes tun kann, als in einen verwirrten Zustand zu gleiten, in dem Gedanken an Widerstand keinen Halt mehr finden. Würde ein Meister einen Kampf beginnen, indem er darüber nachdenkt, wie er mit seinem Gegner umgehen soll, würde der physische Zustand, den er manifestiert, diese geistige Aktivität widerspiegeln und dem Gegner etwas geben, wogegen er ankämpfen kann.

Wie schafft es ein Meister, dem Gegner nichts zum Kämpfen zu bieten? Das geschieht ganz natürlich. Sobald er oder sie Kraft ausstößt, ist der Gegner bereits in den Bereich seines oder ihres Bewusstseins gefallen, und welches Körperteil der Gegner auch immer einsetzen wollte, es scheint in der Leere zu schweben. Dieser Vorgang ist zu subtil, um ihn wortreich zu beschreiben; er kann nur angedeutet werden. Mein großer Lehrer pflegte ein einfaches Gleichnis zur Veranschaulichung zu verwenden: "Es ist wie ein Dieb, der in ein leeres Zimmer geht." Stellen Sie sich vor, Sie wären ein Einbrecher, der sich darüber beugt, das Schloss eines gut verschlossenen Gebäudes zu knacken, und sich darauf freut, mit dem Gold, dem Silber und den kostbaren Antiquitäten zu verschwinden, von denen er weiß, dass sie auf der anderen Seite der Tür warten. Doch kaum hatte man die Tür aufgestoßen, fand man den Raum, der gestern noch mit Schätzen gefüllt war, plötzlich völlig leer, ohne ein einziges Möbelstück! Zweifellos wäre man so schockiert und beunruhigt, dass man für einen Moment die Schwerelosigkeit spüren würde. Das ist der Zustand, den Taijiquan-Meister ihren Gegnern im Kampf verschaffen. Wenn man in diesen Zustand gerät, verliert man augenblicklich jede Fähigkeit, einen Kampf zu führen.