31.08.2021

Die Welt ist alles, was die Fälle sind.


Neues Physikexperiment zeigt, dass es keine objektive Realität gibt

Jemand (Ludwig Wittgenstein) hat einmal gesagt: "Die Welt ist alles, was der Fall ist." 

Aber ist sie das auch?

Forscher haben in einem lang erwarteten Experiment verschiedene Realitäten geschaffen, die unvereinbar sind, und damit bewiesen, dass objektive Tatsachen Eigenschaften aufweisen können, die nicht zusammenpassen, wie eine kürzlich auf einem Preprint-Server veröffentlichte Studie zeigt.

Klingt verwirrend? Mit dieser Meinung sind Sie nicht allein, denn es geht hier um ziemlich komplizierte Physik. Aber kurz gesagt, die Erkenntnis ist die folgende: Die Realität ist mit sich selbst uneins.

Zwei Fakten, keine letzte Realität

Der Nobelpreisträger Eugene Wigner beschrieb 1961 ein Gedankenexperiment, das ein ungewöhnliches Paradoxon der Quantenmechanik verdeutlichte. Insbesondere zeigt es die Seltsamkeit des Universums, wenn zwei Beobachter, wie Wigner und sein Freund, zwei verschiedene Realitäten beobachten. Seit diesem Gedankenexperiment haben Physiker das Wesen der Messung erforscht und sich mit der bizarren Frage beschäftigt, ob es objektive Fakten gibt oder nicht. Dies ist ein ziemlich entscheidendes Merkmal der Wissenschaft, da empirische Untersuchungen dazu dienen, objektive Fakten zu ermitteln.
Aber wenn es keine Fakten gibt, wie kann sich die Wissenschaft dann überhaupt anmaßen, eine reale Welt zu beschreiben?

Jahrzehntelang (und philosophisch gesehen noch viel länger) diente diese Frage zur Unterhaltung von Gästen beim Abendessen, aber Wigners Gedankenexperiment war nicht wirklich mehr als das. Bis jetzt.

Im Jahr 2020 stellten Physiker fest, dass die jüngsten Fortschritte in der Quantentechnologie es möglich gemacht haben, Wigners Freund-Test in einem realen Experiment durchzuführen. Im Wesentlichen können wir verschiedene Realitäten schaffen und sie in einem Labor vergleichen, um zu sehen, ob sie in einem System in Einklang gebracht werden oder zusammenpassen. Der Forscher Massimiliano Proietti von der Heriot-Watt University in Edinburgh hat zusammen mit einer Handvoll anderer Forscher dieses lang erwartete Experiment zum ersten Mal durchgeführt: Sie schufen unterschiedliche Realitäten, verglichen sie und stellten fest, dass sie in der Tat unvereinbar sind. (Übersetzt mit deepl.com)

weiter auf Englisch:
 https://interestingengineering.com/new-physics-experiment-indicates-no-objective-reality?fbclid=IwAR26FaZyOJgzsjUhFTvQ1aCT1Xqv401SrqLlmVP4WYXrm5YC6McmPhQ3BKA


28.08.2021

Langfristige Tai-Chi-Erfahrung fördert die emotionale Stabilität und verlangsamt die Atrophie der grauen Substanz bei älteren Menschen.


Nachteilige strukturelle Veränderungen des Gehirns, insbesondere die Atrophie der grauen Substanz, sind im Alter unvermeidlich. Glücklicherweise ist das menschliche Gehirn während seines gesamten Lebens plastisch. In der aktuellen Querschnittsstudie sollte untersucht werden, ob langfristiges Tai-Chi-Üben die Atrophie der grauen Substanz verlangsamen kann, und es sollten die möglichen Zusammenhänge zwischen dem Volumen der grauen Substanz (GMV), langfristiger Tai-Chi-Erfahrung und emotionaler Stabilität bei einer sequenziellen Risikoübernahme-Aufgabe mit Hilfe der voxelbasierten Morphometrie untersucht werden. An der Studie nahmen ältere Menschen mit langjähriger Tai-Chi-Erfahrung und Kontrollpersonen teil, die hinsichtlich Alter, Geschlecht und körperlichem Aktivitätsniveau der Tai-Chi-Gruppe entsprachen. Für jeden Teilnehmer wurde eine T1-gewichtete multiplanare Rekonstruktionssequenz erstellt. Verhaltensmäßig zeigte die Tai-Chi-Gruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe ein höheres Meditationsniveau, eine stärkere emotionale Stabilität und eine geringere Tendenz zur Risikobereitschaft bei der sequenziellen Risikobereitschaft. Außerdem zeigten die Ergebnisse, dass die GMV des Thalamus und des Hippocampus in der Tai-Chi-Gruppe größer war als in der Kontrollgruppe. Insbesondere war die GMV des Thalamus positiv mit dem Meditationsniveau und der emotionalen Stabilität korreliert. Die aktuelle Studie deutet darauf hin, dass langfristiges Tai-Chi-Üben die Atrophie der grauen Substanz verlangsamt, die emotionale Stabilität verbessert und ein erfolgreiches Altern für ältere Menschen ermöglicht.

Komplette Studie auf Englisch - https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fpsyg.2019.00091/full

Was wichtig ist und was unwichtig



Das Wasser ist von Natur aus klar. Wenn es durch Schmutz getrübt wird, so kann diese Klarheit nicht in Erscheinung treten. Der Mensch ist von Natur aus zu langem Leben bestimmt. Wenn er durch äußere Dinge getrübt wird, so kann dieses lange Leben nicht in Erscheinung treten. Die Außendinge sind dazu da, dass man sie benützt, um durch sie das Leben zu gewinnen, nicht, dass man das Leben benützt, um die Dinge zu gewinnen. Es gibt betörte Menschen, die ihr Leben darangeben, um äußere Dinge zu gewinnen. Sie zeigen damit, dass sie wahren Wert nicht schätzen. Wer den wahren Wert nicht kennt, hält das Wichtige für unwichtig und das Unwichtige für wichtig.

Lü Bu Wei, Chunqiu, Frühling und Herbst, Buch 3 Kapitel 1, Der letzte Frühlingsmonat

12.08.2021

Eine Sekunde vor Mitternacht



Um eine Vorstellung der relativen zeitlichen Ordnung und Größe geologischer Epochen zu bekommen, wollen wir (nach einem Vorschlag von Prof. Heinrich Siedentopf) das Alter der Erde - rund 5 Milliarden Jahre - auf den Zeitraum eines Jahres abbilden.Am 1. Januar um 0:00 Uhr entsteht unser Planet und wir befinden uns jetzt am 31. Dezember 24:00 Uhr

Mitte Mai entstehen die ersten Spuren von Leben in Form von einzelligen Blaualgen und Bakterien.
Aber erst Ende August gibt es genügend Sauerstoff für die einfachsten Tiere.

Am 6. Dezember kriechen die ersten Tiere ans Land.

Am 16. Dezember zerreisst es den Urkontinent und er zerfällt in 4 große, auseinander driftende Platten. In der Zeit vom 19. bis 27. Dezember beherrschen die Saurier diesen Planeten. Alle anderen Säugetiere über 2 kg Körpergewicht sind verschwunden, bis sie selber, vermutlich durch einen größeren Meteoriteneinschlag, ausgerottet werden. Sie herrschten 9 Tage in diesem Modell.

Nach dem Ende der Saurier, am Nachmittag des 27. Dezember, beginnt der Aufstieg der Säugetiere.

Erst am Abend des 31. Dezember (etwa zu Beginn der Tagesschau im Fernsehen) finden sich erste Spuren früher Menschentypen in Ostafrika. Gegen 22 Uhr beginnt in Europa, Asien und Nordamerika eine Periode großer Vereisung mit wärmeren Zwischenzeiten. Um 23 Uhr 50, in einer solchen Zwischen-Warmzeit, ist die Höhle im Neandertal bei Düsseldorf bewohnt. Um 23 Uhr 57 beginnt der vorläufig letzte große Vorstoß des Eises, in Deutschland werden Teile Schleswig-Holsteins, Pommern und Ostpreußen unter Gletschern begraben. Um 23 Uhr 58 entstehen die Höhlenmalereien in Lascaux und in Altamira. Um 23 Uhr 59 tauen die Gletscher in der norddeutschen Tiefebene und in Skandinavien.

In diesem Augenblick, mit der letzten Minute unseres Modelljahres, beginnt die eigentliche Kulturgeschichte der Menschheit.

Um 23 Uhr 59 und 28 Sekunden wird in Ägypten die Cheopspyramide errichtet. 18 Sekunden vor Mitternacht werden die Bücher Moses, Homers Ilias und Odyssee geschrieben. 13 Sekunden vor Mitternacht wird Christus geboren und gekreuzigt. 4 Sekunden vor Mitternacht wird die Buchdruckerkunst erfunden, 3 Sekunden vor Mitternacht sucht Kolumbus den Seeweg nach Indien und stößt auf Amerika. In der vorletzten Sekunde vor Mitternacht leben Napoleon, Goethe und Beethoven.

In der letzten Sekunde des Jahres versechsfacht sich die Erdbevölkerung, verbraucht einen großen Teil ihrer Kohle-, Öl- und Erzvorräte und bringt sich in Gefahr, ihre Umwelt zu vergiften und die Erde unbewohnbar zu machen.*
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Ein Menschenleben von 80 Jahren dauert in diesem Modell eine halbe Sekunde. Aber spätestens nach der Hälfte dieser Zeit sind wir davon überzeugt zu verstehen, wie hier der Hase läuft. Anstatt diesen kurzen Moment des Daseins zu genießen, hauen wir uns für ein paar Cent gegenseitig übers Ohr, schlagen uns die Schädel ein und vergiften die Atmosphäre - physisch und mental.


*Quelle: https://wolfgangbeyer.de/erdgeschichte/gesamtgeschichte.htm