Wohl kein Text wurde so oft und vielfältig veröffentlicht, übersetzt,
interpretiert und verhunzt wie das Buch Dao De Jing (Tao Te King) von
Laozi (Lao Tse). Eine neuerliche Bearbeitung scheint daher genauso
fragwürdig wie geboten.
In den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts
legte Gia Fu Feng (gest. 1985) eine gut lesbare und entmystifizierte
Bearbeitung vor, hervorragend ins Deutsche übertragen von Silvia
Luetjohann und erschienen bei Irisiana/Hugendubel. Anfang der 80er
begann Gia Fu eine neue Übersetzung, an der ich beteiligt war. Diese
wich nur marginal von seiner ersten Arbeit ab. Mir reichte diese Version
für meine privaten Studien, bis ich auf eine alte Übersetzung des
sechsten Kapitels von de Groot stieß, die völlig andere Interpretationen
bot. Von da an begann ich, mich ausführlicher mit dem Original, soweit
man bei den überlieferten Texten davon sprechen kann, zu beschäftigen.
Meine Kenntnisse der chinesischen Sprache sind nur gering. Jedoch merkte
ich schon bald, dass die literarische Qualität meist auf Kosten der
hinein interpretierten bzw. heraus gelesenen „Weisheiten“ verloren ging.
Meine Arbeit orientiert sich folglich an der Sprache. Die einzelnen
Schriftzeichen werden dabei nicht unbedingt „wörtlich“ übersetzt,
sondern mitunter ethymologisch untersucht und ein entsprechendes Pendant
gewählt. Das Fehlen von Interpunktion wird beibehalten und die
gelegentliche Undeutlichkeit, ob das Zeichen z.B. Substantiv oder Verb
ist, wird durch konsequente Kleinschreibung zumindest angedeutet.
Hierbei
bleibt die Vielfalt der Deutungsmöglichkeiten in hohem Maß erhalten.
Ich lege hiermit vielleicht kein Weisheitsbuch vor, sondern eher ein Bändchen
moderner Lyrik.
Es erscheint in wenigen Tagen bei BoD mit der ISBN 978-3-7357-7738-6 und wird so aussehen.
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