Christopher Williams : Endstation Gehirn - Die Bedrohung der menschlichen Intelligenz durch die Vergiftung der Umwelt, ISBN: 3-608-91015-8
Der Verfall der menschlichen Intelligenz - eine Weltkarte menschlichen Leids
Als Folge der Umweltvergiftung bahnt sich eine lautlose Katastrophe an: die Degeneration des Gehirns. Weltweit sind die heranwachsenden Kinder und Jugendlichen die Leidtragenden. Die sozialen Folgen sind noch nicht abzusehen. Folgt auf das »Jahrzehnt des Gehirns« nun eine »Epoche des geistigen Verfalls« durch Umweltgifte?
Umweltgifte wie Schwermetalle, insbesondere Blei, aber auch radioaktive Stoffe lagern sich im Gehirn an. Das Gehirn zerfällt unter dieser Belastung, und niemand weiß, ob, wann und wie dieser Verfall aufzuhalten ist. Diese Entwicklung ist in der Dritten und Vierten Welt weit fortgeschritten. In erster Linie leiden Kinder und Jugendliche unter den Folgen. Mediziner gehen von einem Verfall der Intelligenzentwicklung aus. Viele der geschädigten Kinder müßten wie geistig Behinderte versorgt werden, doch dafür fehlen finanzielle Mittel und Infrastruktur. Die Gesundheit der hochindustrialisierten Länder ist durch Fast food-Fehlernährung oder Belastung mit vielen krebserregenden Stoffen bedroht, und das in allen Bevölkerungsschichten. Die Umrisse einer Weltkarte menschlichen Leids werden sichtbar. Erstmals in der Geschichte der Menschheit kündigt sich eine Rückentwicklung der menschlichen Intelligenz an. Und diese Entwicklung ist nicht umkehrbar.
Weltweite Bedrohung
Mangel- und Fehlernährung, die Umweltverschmutzung lösen einen allmählichen Niedergang intellektueller und damit zusammenhängender Funktionen aus. Die zunehmende Umweltbedrohung ist weniger eine Frage von Leben oder Tod, sondern vielmehr eine von Leben oder Halb-Leben für Millionen Menschen. Schon mal drüber nachgedacht? Achso, geht ja nicht mehr.
Leseprobe :
1. Kapitel
Das menschliche Gehirn wird mittlerweile durch sich selbst gefährdet. Wie eine Endstation ist es ein Endpunkt unserer Fehler und Irrtümer in der Umweltpolitik, aber auch der Ausgangspunkt dieser Fehler und ihrer Korrektur. Es ist Opfer, Täter und Heiler zugleich bei fehlerhaften Veränderungen der Umwelt, die, wie wir heute wissen, unsere intellektuellen Fähigkeiten beeinträchtigen können.
Unsere Intelligenz - wie wir wissen, wie wir argumentieren, wie wir lernen - ist unsere Art zu überleben. Bei Individuen sind die meisten Schädigungen der Gehirnfunktion unumkehrbar, so daß der Preis, den der einzelne zu zahlen hat, offenkundig und oft drastisch ist. Die Natur der Beeinträchtigung bringt es notwendig mit sich, daß die Fähigkeit derer, die unter den Ursachen leiden, sich verringert, diesen entgegenzuwirken. Für Gemeinschaften lassen sich die Konsequenzen eines weitverbreiteten intellektuellen Niedergangs zwar leicht vorstellen, aber nur schwer aufspüren, so daß unsere kollektive Reaktion auf diese besondere Umweltbedrohung ebenfalls minimal ist.
Im Verlauf von Millionen Jahren hat sich unser Gehirn einer positiven Interaktion mit seiner Umwelt erfreut, was zu einer günstigen Entwicklung des Gehirns geführt hat. Jetzt könnte sich dies ändern. In der langen Geschichte der menschlichen Evolution ist die gegenwärtige Bedrohung des Gehirns durch sich selbst eine völlig neuartige Situation, was die Möglichkeiten einer regressiven Gehirnentwicklung in bestimmten Gemeinschaften vorstellbar werden läßt. Unser Gehirn ist der einzige Bestandteil des Ökosystems, der sein eigenes Wohlergehen direkt gefährdet, was eine einzigartige Form von ökologischer Verwundbarkeit ahnen läßt.
Logischerweise sollte dem menschlichen Gehirn bei der Sorge um die Umwelt Vorrang eingeräumt werden, doch so ist es nicht. Wie droht der Endstation Gehirn jetzt durch ihr eigenes Verhalten Gefahr, und was bedeutet dies für das Überleben des einzelnen und der Menschheit insgesamt?
Weltweit gelten bis zu drei Prozent jeder Gemeinschaft als geistig behindert, wenn man klinische Begriffe des Westens wie etwa "geistige Behinderung" zugrunde legt. Aber selbst traditionellere Begriffe wie etwa das dununu der afrikanischen Shona besagen das gleiche. In manchen Weltregionen sind inzwischen schon fast 20 Prozent aller Menschen von solchen Störungen und Fehlentwicklungen betroffen. Parallel dazu ist ein weit häufigeres Vorkommen leichterer Fehlfunktionen des Gehirns ohne klinische Erscheinungen festzustellen. In manchen afrikanischen Städten haben inzwischen 90 Prozent der Kinder Bleikonzentrationen im Blut, die zu Problemen der geistigen Entwicklung führen können.
Der Grund dafür ist das Vorhandensein von Stoffen in der Umwelt, die das intellektuelle Potential zerstören, etwa Schwermetalle oder radioaktive Strahlung, sowie das Fehlen von Makro- und Mikro-Nährstoffen in der Umwelt, die für die korrekte Entwicklung und Funktionsweise des Gehirns notwendig sind, etwa Jod oder Eisen. Es gibt auch schädliche Synergien der beiden, die bedeutsam zu sein scheinen, bei herkömmlichen Analysen aber meist übersehen werden. So kann beispielsweise Eisenmangel die Aufnahme von Blei im Körper beschleunigen.
Eine Einschätzung der Umweltbedrohungen der menschlichen Intelligenz ist einzigartig schwierig, nicht zuletzt deshalb, weil es keinen einzelnen Begriff gibt, um sie zu beschreiben. Ausgangspunkt sollte daher die Benutzung eines kollektiven Begriffs sein: geistiger Verfall infolge von Umwelteinflüssen, GVU. Trotz einer unzulänglichen begrifflichen Erfassung gibt es heute genügend Belege dafür, wie man bedeutsame Probleme in einem kleinen Maßstab zeigen kann. Die Frage, die das vorliegende Buch stellt, lautet folglich einfach: Sind die vorhandenen Fälle dieses geistigen Verfalls infolge von Umwelteinflüssen ein Hinweis auf etwas Größeres?
Auswirkungen auf das Gehirn werden mit Hilfe vieler verschiedener und sich überschneidender Begriffe beschrieben - keiner von ihnen weist ausdrücklich auf umweltbedingte Ursachen hin. Im vorliegenden Buch wird durchgehend so verfahren: Wenn die Diskussion sich aus bestimmten Quellen herleitet, ist die Terminologie der Quelle bewahrt worden. Allgemein gilt:
Geistige Behinderung meint die ernsteren, permanenten Störungen, die man mit Begriffen belegt wie "geistige Behinderung", "geistige Retardation", "Lernbehinderung" - oft auch klinische Resultate genannt;
Geistige Fehlfunktionen: Damit sind die zahlreichen weniger schwerwiegenden permanenten oder vorübergehenden Zustände wie etwa verringerte Auffassungsgabe und Lernfähigkeit, Gedächtnisschwäche oder verringerte kognitive Funktionen gemeint - oft auch Resultate genannt, die keine klinischen Erscheinungen zeigen;
Der Begriff geistiger Verfall bezeichnet beide Erscheinungsformen.
Der Oberbegriff ist "geistiger Verfall" infolge von Umwelteinflüssen:
"Infolge von Umwelteinflüssen" heißt aber nicht, daß "die Umwelt an sich" die eigentliche Ursache des Problems ist, sondern bedeutet, daß menschliches Handeln oder Unterlassen dem Verfall zugrunde liegt; "Verfall" bezeichnet die Auswirkung auf das intellektuelle Potential von Einzelpersonen und Populationen.
Der geistige Verfall infolge von Umwelteinflüssen wird im folgenden mit der Abkürzung GVU bezeichnet.
Die Auswirkungen unserer Fehler und Irrtümer beim Umgang mit der natürlichen Umwelt treten in zahlreichen Formen auf. Viele werden durch biologische Öko-Mechanismen unschädlich gemacht. Einige machen sich in der menschlichen Nahrungskette bemerkbar, andere wiederum wirken direkt auf den menschlichen Körper ein, etwa indem sie inhaliert werden, aber auch durch sensorische Penetration oder das Eindringen in die Haut. Auswirkungen sind dann im Blut festzustellen, im Körpergewebe oder in den Genen. Die Wege in den menschlichen Körper sind komplex und ungezählt, und das menschliche Gehirn ist einer der Endpunkte.
Mehr dazu und darüber bei http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/15704/1.html
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