11.07.2013

Die Vorhimmlische Leere - Xian Tian Wu Ji


Die Vorstellung von Unsterblichkeit hat nichts mit einer Sehnsucht nach Leben zu tun. Die Wahrheit ist, dass es tatsächlich keinen Tod gibt. Weil tatsächlich nur eine einzige Energie existiert, eine einzige allumfassende motivierende Kraft, die die Wurzel aller unserer Aktivitäten ist. Die Große Leere, der allem Leben gemeine Urgrund, ... unaufhörlich entsteht Leben in ihm. Wie also könnte es etwas wie Leben und Tod geben?
Weil wir jedoch ein starkes Begehren verspüren, gehen wir in die Irre und trennen Leben und Tod. Wenn wir sie aus diesem Raum der Stille und Ruhe betrachten, können wir erkennen, dass es nie irgendein Leben oder irgendeinen Tod gegeben hat. Alles, was existiert, ist diese eine kreisende, fließende Energie.

Aus dem Vorwort zum Cantong Qi Shu Liu, zitiert nach der Übersetzung von Richard Bertschinger "Das Dao der Unsterblichkeit", Krüger, 1997

29.06.2013

Mofang

Eine Schamanin aus Wudangshan, die mir zwar viel erzählt hat, wovon ich aber nicht alles verstanden habe, fand es jedenfalls wichtig, mir im Zusammenhang mit meinen Baguazhang-Studien ein magisches Quadrat, ein Mofang, aufzuzeichnen.


Ausgangspunkt ist die Houtian-Anordnung der acht Trigramme. In die Mitte wird das Taijitu gestellt. Nun durchläuft man das Quadrat in einem Zickzack-Kurs über die Zahlen Eins bis Neun. Dazu werden entsprechend der Trigramme Handpositionen eingenommen.
Es zeigt Wirkung.





26.06.2013

Das oberste Prinzip und die zwölf Lehrsätze nach Fu Xi


Der Kosmos entsteht aus dem Zusammenspiel der beiden Kräfte  Yang und Yin und deren Wechselwirkungen.
  1. Der Kosmos ist geschaffen oder gestaltet durch Wu Ji oder Dao (innere Natur, Energie, Nichts).
  2. Wuji schafft aus sich die beiden Pole, Yang - Energie und Yin  - Energie.
  3. Yang - Energie und Yin - Energie sind gegensätzlich.
  4. Alle Wesen und Erscheinungen im Kosmos sind vielfältige und komplexe Verbindungen (Ansammlungen) von Yang - Energie und Yin - Energie in allen Größenordnungen.
  5. Die Wesen und Erscheinungen sind von unterschiedlicher Dynamik und Ausgewogenheit. Nichts im Kosmos ist stabil oder fertig. Alles ist in unaufhörlicher Bewegung, da die Polarisierung, die Quelle des Seins, ohne Anfang und ohne Ende ist.
  6. Yin- Energie und Yang - Energie ziehen sich gegenseitig an. Nichts ist vollständig Yin oder vollständig Yang.
  7. Yin und Yang sind nur relative Bezeichnungen. Alles ist Yin und Yang vereint.
  8. Nichts ist neutral. Die Polarisierung ist endlos und allumfassend.
  9. Die Anziehungskraft zwischen zwei Wesen ergibt sich aus dem Unterschied zwischen ihren Ladungen gegensätzlicher Energien.
  10. Gleiche Kräfte stoßen einander ab. Die gegenseitige Abstoßung zweier Wesen gleicher Ladung ist umso größer, je näher sie sich kommen.
  11. Yin erschafft Yang, Yang erschafft Yin.
  12. Alle Wesen sind geteilt: innen Yin, außen Yang.

14.06.2013

Qi


Wir finden für den Begriff Qi zwei verschiedene Schriftzeichen, genau genommen sind es drei. 
Da wäre zunächst das gebräuchliche , welches sich zusammensetzt aus dem oberen Teil Qi, was sich aus der Darstellung geschichteter Wolken entwickelt hat und dem unteren Teil Mi, was für ungekochten Reis steht. Daraus lässt sich ableiten, das Binomen meine Dunst über Reisfeldern oder der Dampf, der aus dem Reiskochtopf aufsteigt. Einfallsreicher finde ich die Deutung, Qi entstehe aus Atem und Nahrung, was tatsächlich der Fall ist. Auch lässt sich verstehen, das Qi sich sowohl als feinsten Hauch oder festes Samenkorn manifestieren kann. Leider wird in der nun gebräuchlichen modernen Kurzschrift nur noch der obere Teil geschrieben. Das ist Atem oder Dunst, die feste Nahrung fällt  weg. 

Wenige gebräuchlich ist eine andere Variante, die auch vorwiegend in philosophischen Texten zu finden ist.  
Dieses Zeichen besteht ebenfalls aus zwei Teilen: ji mit der Bedeutung „Nahrung hinunter zu würgen“ und darunter das Radikal für Feuer , was in Verbindung mit einem anderen Zeichen in vier kurzen Strichen geschrieben wird. Wenn uns das auch ziemlich fremd vorkommen mag, so ist es doch in der Bedeutung nicht viel anders, wenn wir es verstehen als das Feuer, welches entfacht wird von dem, was wir „hinunterschlucken“, sei es nun feste Nahrung oder Atemluft.


Nachtrag: Im Kangxi Zidian, einem der wichtigsten klassischen Wörterbücher der chinesischen Schrift finden wir das Zeichen mit der Deutung 氣宇註 Qi Yu Zhu, was ich als "das sich in den Weltraum oder aus dem Weltraum ergiessende Qi" übersetzen würde.