29.11.2017

Die traditionellen chinesischen Kampfkünste im 20 Jahrhundert

Mit der Gründung der Volksrepublik China 1949 durch Mao Zidong wurden alle traditionellen Wert, Künste und Philosophien als feudalistisch angesehen und verpönt, teilweise offiziell verboten.
In den frühen 50er Jahren aber schon musste Mao erkennen, dass in dem riesigen Land eine gesundheitliche Versorgung einzig durch westliche Medizin nicht möglich war, schon allein weil die Mediziner fehlten. So wurden einerseits meist junge Leute als sogenannte Barfussdoktor ausgebildet, die mit einer einfachen Ausstattung traditionellen Heilwissens, Kräuterkunde und einfacher Akupunktur über Land zogen. Andererseits ließ Mao von einigen linientreuen Kampfkünstlern eine vereinfachte Form des Taijiquan entwickeln, die im Westen auch als Peking-Form bekannt wurde. Diese Form wurde in allen Schulen, Universitäten, im Militär und auch in den Fabriken verbreitet. Es war aber nur noch Volksgymnastik und hatte mit ursprünglischem Taijiquan nicht viel gemeinsam. In späteren Jahren wurden auch weitere Formen entwickelt, die vorwiegend für Wettkämpfe gedacht waren.



1966 schwankte Maos Macht, als Stabilisator rief er die Kulturrevolution aus. Er richtete seinen Aufruf besonders an die junge Generation und zielte dahin, alle Tradition der chinesischen Kultur zu vernichten. Ein radikalisierter Mob, Rote Garde genannt, zerstörte Tempel und historische Gebäude, marodierte durch die Provinzen, misshandelte, quälte und tötete Menschen, die im Verdacht standen, der nun verhassten Tradition in irgend einer Weise noch anzuhängen. So kamen auch alle Kampfkünste, Gesundheitsübungen und die klassische chinesische Medizin in Verruf. Ihre Vertreter konnten nur im geheimen weiter praktizieren, ständig unter Lebensgefahr. Auch die Zentren Buddhistischer und Daoistischer Kultur gerieten unter Beschuss. Shaolin und Wudangshan, die beiden Hochburgen der Kampfkünste, wurden geschlossen, verwaisten und waren dem Verfall anheim gegeben. Wenn es ihnen möglich war, flohen die Gong Fu Meister nach Taiwan oder ins Ausland. Wem dieser Weg verschlossen war, verbarg sich im Volk und verhielt sich still. So wurden die traditionellen Kampfkünste in den Westen getragen und fanden langsam Anhänger. Nachdem sich in China die Roten Garden ausgetobt hatten und die Parolen der Kulturrevolution kein Gehör mehr fanden, wandelte sich in der Volksrepublik auch die Einstellung zu Gong Fu und Qigong. Letztere wurden nun als Gesundheitsübungen gepriesen und im ganzen Land verbreitet. Was bis dahin nur in Klöstern oder Familienclans überliefert war, sollte nun allen zugänglich werden. Aus Gong Fu wurde Wushu, die Kampftechniken wurde versportlicht, auf das Niveau von Showveranstaltungen zurecht gestutzt, alle anderen Aspekte wurden daraus verbannt. Aber langsam setzte sich wieder die alte Kultur durch, Wissen, das schon verloren geglaubt war, kam aus dem Exil zurück ins Mutterland. So können wir heute wieder auf einen reichhaltigen Schatz der chinesischen Kultur zugreifen. Das Spektrum hat sich letztlich erweitert und es sind auch Einflüsse aus dem Westen in die Künste eingeflossen. Wichtig ist, dass es lebendig bleibt und nicht in musealer Trockenheit verstaubt.

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