Die Schule von Zhong Xue Yong lag immer nahe dem Zixiao Gong, dem Palast der Purpurwolken. Seit ich regelmäßig nach Wudangshan reise, hat er drei verschiedene Gebäude genutzt, nicht mitgerechnet die Interimslösung unten in der Stadt. Zuletzt war er im „Policehotel“ neben dem großen Tian Lu, einem Gebäude, das zu der Polizeistation gehört.
Vor zwei Jahren legte sich die Polizei zwei Hunde zu und baute große Zwinger für die Tiere. Da war das sommerliche Training schon mit dem kontinuierlichen Geräusch eines Betonmixers begleitet und ich hatte den Eindruck, dass die Zeit der Schule an diesem Platz vorbei sei. Auch wurde der Tourismusbetrieb um den Zixiao Gong ständig intensiver. Mitunter war kaum Training im Tempel möglich, weil die Gruppen ohne Rücksicht zu nehmen, quer über den Platz wanderten. Aber wo sollten wir hin?
Ich entdeckte den Lao Jun Tang, einen Tempel mit Klosterzellen in verlassenem und verfallendem Zustand. Aber derzeit gibt es keine Genehmigung für Renovierungen, geschweige denn Umbau. Das Gebiet, das wir unter Wudangshan verstehen ist ungefähr so groß wie Köln. 400 Quadratkilometer mit 72 Gipfeln, die 1994 von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt wurden. Damit sind Veränderungen eingeschränkt.
Nun gibt es wohl einen neuen Chef bei der Polizei und der will keine Kampfkunstschule dort haben. Jetzt müssen wir umziehen.
Zhong Xueyong hat ein Gebäude gefunden am Wulong Gong, dem Palast der Fünf Drachen. Das ist der älteste Tempel im Wudang Gebirge.
Er liegt weit ab von den Hauptstrecken der Touristen. Schwierig zu erreichen und sonst keine Attraktionen in der Umgebung. Um die zehn Kilometer Wanderweg entfernt vom Nanyan Tempel und ebenfalls zehn Kilometer in die andere Richtung zur Stadt Laoying. Die Situation entspricht in etwa meiner Vorstellung, die ich 2005 hatte, als wir zum ersten Mal Wudangshan besuchten. Ein einsamer Tempel inmitten der Berge, halb verfallen, einige Mönche, die Taijiquan praktizieren. Ruhig, vielleicht auch etwas einsam. Aber das gehört wohl eher dazu, als zwischen Touristen zu posieren.
Ob unsere neue Schule nächstes Jahr im Mai schon fertig ist, weiß ich nicht. Meister Zhong ist sich sicher. Ich vertraue ihm. Also werden wir reisen. Bist du dabei?