14.11.2015
Money money money...
Bei dem einen wurde eingebrochen, mir wurde Geld gestohlen, eine Freundin fühlt sich als Sklave des Geldes. Nun mal langsam. Zunächst denke ich, ist jener Mensch, der mir Geld gestohlen hat ein größerer Sklave des Geldes, wenn überhaupt. Gestohlen wird, was einen Wert darstellt, manchmal für den Bestohlenen einen größeren, als der Dieb dafür einlösen kann. Wert aber ist etwas sehr abstraktes. Wert kommt in der Natur nicht vor. Er existiert nur in unserer Vorstellung. Die folgende Belehrung stammt nicht von mir, ich habe sie in einem Buch gelesen, weiß nicht mal mehr, in welchem.
Ein Dollar hat einen bestimmten Wert, auf den sich die Gesellschaft im allgemeinen geeinigt hat. Es wurde zwar nicht jeder gefragt, wieviel ihm das Papier wert sei, das regelt der Markt. Früher war der Geldschein noch ein Garant für eine bestimmt Menge Goldes, die die Bank jederzeit bereit war, dem Besitzer dafür auszuhändigen. Diese Zeiten sind vorbei. Obwohl die Bundesbank, welche die Geldscheine ausgibt dafür nichts an echtem Wert bereit ist zu geben, ist es noch immer verboten, Geldscheine nachzumachen. Bei Strafe. Ein nachgemachter Geldschein ist nichts wert.
Als aber der Popkünstler Andy Warhol im Siebdruckverfahren ganze Notenbögen herstellte, und das recht schlecht, wurde er dafür nicht bestraft, sondern hoch gelobt. Seine Dollar-Bögen waren schnell mehr wert, als die darauf abgebildeten Dollars. Würde nun jemand hingehen und das gleiche machen, mit Andy Warhol signieren, also kein Geld, aber Kunst fälschen, dann wären die Bögen, spätestens wenn der Schwindel aufgeflogen ist, nichts mehr wert.
Also was ist ein Dollar? Wahrscheinlich würde man dir hier in China sogar etwas für den Dollar verkaufen. Einfach um einen Dollar zu besitzen. Jedoch umgekehrt wird dir in USA kein Ladenbesitzer etwas für die hiesigen Mao-Bildchen geben.
Weil wir angefangen haben, Dingen einen Wert beizumessen, wurde vor ca. 3000 Jahren das Geld erfunden. Es hat etwas durchaus Praktisches. Im reinen Tauschhandel hätte ich wohl große Probleme, an mein tägliches Essen zu kommen, wenn ich keinen Bauern finde, der an Taijiquan interessiert ist.
Du bist sowenig Sklave des Geldes, wie du Sklave der Atemluft bist. Beides brauchst du, um in dieser Welt, in dieser Zeit, in dieser Kultur zu überleben. Wenn du mehr willst, als du brauchst, dann wirst du Sklave. Wenn unser Atemluft immer dreckiger wird und Nestlé über dem Ozean saubere Luft auf Flaschen zieht, dann wirst du Sklave. Womit wir uns selbst und andere unterjochen, das ist nicht das Geld, es ist die Gier. Weil wir glauben und uns gegenseitig glauben machen, dieses oder jenes unbedingt besitzen zu müssen. Weil wir uns gegenseitig einreden, die Dinge hätten einen Wert.
Deshalb rät uns Laozi, Gewinn und Verlust gleichermaßen zu behandeln. Gleich gültig, gleich wert.
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