I. Der Meister ist dein ärgster Feind, direkt nach dir. Er zeigt dir, wo dein Platz ist, was du kannst und was nicht.
II. Der Meister liebt dich. Er erwartet nicht, dass du ihn liebst oder verehrst. Er verdient deinen Respekt.
III. Der Meister fordert alles von dir, mehr als du freiwillig geben würdest. Ohne den Meister würdest du nicht über dich hinaus wachsen können. Während du alles gibst und mehr als du freiwillig bereit wärest zu geben, langweilt sich der Meister. Aber er wird es dir nie zeigen.
IV. Erst wenn du glaubst selbst ein Meister zu sein, fängt die richtige Arbeit des Meisters an.
V. Der Meister ist nicht daran interessiert, aus dir einen Champion zu machen. Medaillen kann man nicht essen. Natürlich kannst du an Wettkämpfen teilnehmen und du magst glauben, damit dem Meister einen Gefallen zu tun. Der Meister weiß um seine Meisterschaft und braucht keine Werbetrommel.
VI. Der Meister kann durchaus öffentlich auftreten, Interviews geben, Bücher schreiben, die Künste präsentieren, solange er nicht seine Schüler vergisst. Ein Meister, der sich nur noch nach außen wendet, ist kein Meister mehr.
VII. Der Meister soll Schüler ohne Talent und ohne Gongfu wegschicken und nicht des Geldes wegen behalten.
VIII. Es gibt verschiedene Schulen und Richtungen. Sie sollen gemeinsam blühen und die Künste voranbringen und sich nicht gegenseitig bekämpfen. Unsitten gehören gebrandtmarkt.
IX. Der Meister zeigt weder Übellaunigkeit noch Verdruß. Er kultiviert seine Liebe zu den Künsten. Technik ist e in anderes Wort für Kunst.
X. Ohne Begeisterung ist Lehren sinnlos.
ps. Es gibt auch Meisterinnen.
frei nach Daniela Strigl über die Literaturkritik
7, 8 und 10 finde ich besonders interessant.
AntwortenLöschenZu I: ja, ich habe auch das Gefühl, am meisten kämfpe ich doch gegen mich selbst!
AntwortenLöschenZu IV: wer glaubt denn schon, selbst ein Meister zu sein?
da kenne ich einige, die dann meist leider aufhören, mit ihrem meister weiter zu arbeiten.
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