Über den Schattenboxer kam ich erneut auf das Thema Kleidung beim Taijiquan und Qigong. Es gibt dort einen Link zum talking Teapotmonk, der sich wohl darüber amüsiert, wenn Menschen zum Taijiquan eine entsprechende Kleidung tragen.
Zu Recht räumt er ein, bei Judo oder Karate weiß man gleich, wo man ist, man erkennt es an der Uniform. Soll man deshalb zum Taijiquan einen seidenen Pyjama tragen?
Geht es nicht auch in Jeans und Flipflops?
Zunächst möchte ich sagen, dass es einen Kommentar disqualifiziert, wenn man sich darin über Menschen, die eine andere Meinung oder Haltung haben, lustig macht. Ich gestehe, selbst so geredet und geschrieben zu haben, angesteckt von einer Kultur der Comedy-Shows, Lachparaden und Blödel-TV, die jene höher halten, die tiefer unter die Gürtellinie schlagen. Es tut mir leid. Es ist keine Ehre.
Zurück zur Kleidung.
Sie stellt auf keinen Fall ein Kriterium der Qualität dar. Man kann sich besser bewegen in einer weiten Hose, als in Jeans, bessere Kicks, bessere gehockte Peitschen oder kriechende Schlangen praktizieren. Wenn man's kann. Wer nicht locker ist, ist es auch nicht in einem Taijiquan-Anzug.
Die Kleidung ist ein Ausdruck deiner Haltung der Sache gegenüber. Deine Kleidung sagt etwas über dich. Gehst du zum Training wie anschließend an die Theke? Trägst du den Anzug, den Overall die Uniform, die du bei deiner Arbeit tragen musst? Oder einen Jogging-Anzug, obwohl du nicht joggst. Und wie steht dein Lehrer dazu? Was trägt er beim Training?
Früher habe ich es als ein Plus des Taijiquan gepriesen, nicht auf besondere Kleidung angewiesen zu sein. Andererseits gibt es Menschen die das Besondere brauchen, die mit einer dicken Sporttasche durch die Stadt laufen wollen, damit jeder sehen kann, sie gehen trainieren. Dann muss die Tasche schon zeigen, was du trainierst, dann muss Kwon drauf stehen, damit niemand glaubt, du gingest zum Gewichteheben oder zum Pilates. Was kann man sich das Leben schwer machen.
Wer unbedingt in einem eleganten Seidenanzug Taijiquan machen möchte, der sollte seine Eitelkeit überprüfen. Wer sich vehement gegen eine Uniform stellt, der sollte seinen Stolz prüfen. Deine Kleidung sagt etwas über dich aus. Auch wenn du keine besondere Kleidung trägst.
Wer inzwischen zu mir zum Taijiquan kommt, der soll alles draußen lassen, was nach draussen gehört. Ich will nichts wissen über den Beruf, den jemand ausübt, seine soziale Stellung, seine sexuelle Ausrichtung, seine Religion oder Partei. Einfach da sein als ein Mensch und sich äußerlich wie innerlich der Form, dem Inhalt und der Erscheinung des Dao hingeben. Ohne sich hervor zu tun und ohne sich zurück zu stellen. Aufrecht und gelöst.
Da wir die Richtung der Wudangshan-Kultivierung vertreten, tragen wir traditionelle Kleidung von dort. Einen diagonal geschlossenen Kittel, wie man sie schon in den Gräbern von Mawangdui gefunden hat. Dazu eine weite Hose und wer mag die klassischen Gamaschen der Daoisten. Das Material ist ein Hanf/Poly-Gewebe, sehr angenehm zu tragen und bei allen Temperaturen. Es sind schlichte, robuste Kittel, die auch einen Kampf aushalten.