05.10.2013

Kampfkunst, Esoterik oder gute Laune?

Auf der Suche nach Tajiquan


Als man das Automobil entwickelte, ging es darum, eine Reisegefährt zu schaffen, eine Kutsche ohne Pferde. Man dachte nicht daran, so schnell wie möglich im Kreis fahren zu können, schwere Spezialfahrzeuge oder Reisebusse zu bauen. Aber die Entwicklung ging rasch in die verschiedenen Richtungen. Wir wissen nicht, ob Taijiquan seinen Anfang als Kampfkunst nahm, die dann verfeinert wurde zu einer Methode des Qigong und der inneren Alchemie, oder ob es sich aus Selbstkultivierungspraktiken zu einer Kampfkunst mauserte. Wir wissen es nicht und wir werden es wahrscheinlich auch nie wissen. Was uns heute begegnet, wird in den meisten Fällen einem Reisegefährt gleichen, um morgens zur Arbeit und am Wochenende mit der Familie ins Grüne zu kommen. Nur wenige wollen Rennen fahren, als Show-Wettkampf, als Performance-Meister oder im Zweikampf. Nur wenige wollen ein Spezialfahrzeug, einen Schwertransporter mit mannshoher Bereifung an 12 Achsen, innere Verfeinerung bis zur Unsterblichkeit. Das alles wollen nur wenige. Die meisten wollen den Führerschein und dann endlich mal über die Autobahn. Das ist das höchste der Gefühle. Aber jeder der Auto fahren kann, könnte zur Not auch einen 7,5 Tonner oder ein Fahrzeug mit sehr hoher Geschwindigkeit lenken. Denn für alle gelten die gleichen Regeln, es wird gelenkt, gekuppelt, beschleunigt und gebremst. Das muss man können, wenn man Auto fahren will.