Neben ihren Gongfu Basisübungen, ihrem Konditionstraining und ihren diversen Formen rezitieren die jungen Leute hier in Wudang in der Daowei Caotang fast täglich den Laozi, das Daodejing. Sie lesen es laut, sie lesen es leise, sie schreiben es ab. Die Texte hängen auf großen Tafeln hier in den Gängen. Laozi ist allgegenwärtig. Ich hab mal einen, der gerade beim Abschreiben war gefragt, ob er das versteht. "bu dong" Nein, versteht er nicht. Darum geht es auch nicht, um das Verstehen, auf das wir Wert legen. Das analytische Betrachten, womöglich Wortklaubereien betreiben. Es soll eindringen und auf das innere Daodejing treffen. Es soll die vorhandene Weisheit wecken, die ursprünglichen Anlagen, die uns allen innewohnen.
Ein Chengyu, das in unserem "Kommunikationscenter" an der Wand prangt, möchte ich mal sehr frei übersetzen: "Sich selbst beherrschen, anderen dienen."
Das Leben in der Zivilisation westlicher Prägung fördert die natürlichen Anlagen nicht unbedingt. Die Wertvorstellungen des Kapitalismus drehen genau ins Gegenteil, sich selbst bedienen und andere beherrschen. Das kann auf lange Sicht nicht gut gehen, das kann die Menschen nicht glücklich machen.
Im nächsten Taijiquan Qigong Journal erscheint ein Beitrag von mir über die Meditationsanleitung des Sun Simiao, da geht es auch um nichts anderes.