14.09.2016

Holz hacken und Wasser tragen

Über die Selbstkultivierung

Manche glauben oder hoffen, mit der sogenannten Selbstkultivierung oder Erleuchtung erlange man eine Art Supermann Fähigkeiten. Nicht nur, dass man über das Wasser gehen könnte oder andere per Handauflegen heilen kann. Auch soll ein Vollendeter keinen Hunger mehr verspüren oder Durst, unempfindlich sein für körperlichen Schmerz, emotionale Schwankungen, ja überhaupt frei sein von all dem, was einen Menschen ausmacht. 
Das ist ein eitles Wunschdenken und zeigt, wie weit entfernt man von der Kultivierung ist. Denn es zeigt Unzufriedenheit mit dem eigenen Sosein. Dabei ist es das Ziel der Kultivierung, genau das voll und ganz zu erkennen und anzuerkennen. Verspüre ich Hunger, so werde ich ihn stillen genauso wie ich meine Gedanken stille. Habe ich meine Notdurft zu verrichten, dann ziehe ich mich zurück. Genauso werde ich meinen Ärger nicht öffentlich machen. Es ist mein Ärger, was geht das andere an. 

 


Wind und Kälte, Hitze oder Feuchtigkeit kommen von außen und ich schütze mich, damit sie nicht in mich eindringen. Ärger, Trauer, Ängste und Sorgen kommen von innen und ich schütze mich, damit sie nicht nach außen dringen. Den Wind kann ich nicht aufhalten, den Geist kann ich beruhigen. Das ist die Kultivierung des Selbst. 
Wie kann jemand, mit sich selbst unzufrieden, jemals in Frieden leben. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen