13.12.2015

Das Leben ist eine Baustelle

Gebaut wird immer. Irgendwo hier wird immer etwas erneuert, renoviert oder ganz neu geschaffen. In den ersten jahren waren wir immer im Tian Lu Hotel. Einmal wurde während unseres Aufenthaltes die Fasade gestrichen bzw. gesprüht. Mit einer Farbe, die in Deutschland wahrscheinlich schon seit 100 Jahren verboten ist. Dann wurde in der Akademie, in dem runtergekommenen 70erJahre Hotel, die obere Etage für devisenbringende Touristen renoviert. Hat man richtig gut gemacht, muss gesagt werden. Und im Verlauf der Zeit wurden auch die anderen Etagen zumindest ordentlich mit Strom versorgt und weiße Farbe an den Wänden angebracht.
Dann sah ich auch jenes Gebäude im traditionellen Stil, im Quadrat um einen Hof, an dem gearbeitet wurde und dachte mir, das wäre was schönes für unsere Akademie. Zwei Jahre später war das "Hotel" verkauft, alle ausgezogen und wir Touristen in dem Quadrat untergebracht, das ansonsten Unterkunft bot für Pilger, die die Nacht zum Tag machten. 
Im Tempel wurden auch mal neue Platten verlegt oder ein Dach gedeckt. 
Vor ungefähr zwei Jahren begannen rechts und links vom Zixiaogong umfangreiche Baumaßnahmen. Ungefähr zur gleichen Zeit wurde an der Stelle des alten Hotels, der ehemaligen Akademie, ein neues Hotel gebaut. Fünf Sterne.
In der neuen Akademie renovierte man etappenweise die Etagen. Zumindest jene, die für Ausländer bestimmt wurden. Pilger fanden hier kein Bett mehr, die Nächte wurden ruhiger.

Die Gebäude seitlich des Tempels wurden im letzten Jahr fertig gestellt. Rechts eine Residenz für verrentnerte Mönche und Nonnen, die nach und nach bezogen wird und uns mit dem Anblick fröhlicher Alter beglückt. Links sind Zimmer für Pilger und Kurzzeitbesucher des Tempels. Ob man auch für längere Zeit sich dort einmieten kann, habe ich noch nicht herausgefunden. 
Als wir im Frühjahr kamen, dieses Jahr, werkelte man schon an dem Bagua-Teich vor dem Zixiaogong. Ein Jahr zuvor war eine Xuanwu-Skulptur dort eingezogen.  Nun wurden die Steinernen Geländer entfernt und wir beobachteten aufmerksam die langsamen Fortschritte. Immer mit der Frage: Was machen die da?
Nun ist inzwischen das Bagua verschwunden und ein Halbmondteich entstanden. Alles neu, alles schön, fast fertig. Mit großen Beeten, in die schon Azaleen gesetzt wurden, und weiter sind wir nicht im Pflanzenalphabet.  
Bei unserer Ankunft im Herbst begann eine Baumaßnahme hier auf unserem Gelände. Vornean ist ja die Polizeistation und die haben seit Neuestem eine Hündin. Die wird ein wenig betreut und ein junger Polizist versucht, dem Tier Manieren beizubringen. Mit mäßigem Erfolg. Das Arme Tier wurde die meiste Zeit in einer Toilette eingesperrt. Und dann kamen die Bauarbeiter. Sie bauen ein haus für den Hund. Sie bauen ein großes Haus für den Hund. Sie bauen ein zweites Haus. Nun erfahre ich, dies sei für die jungen Hunde. Und dann wird auch noch bei der Polizei direkt angebaut. Wir vermuten zunächst, es wird eine Waschküche, denn da steht eine Waschmaschine im Freien und der Winter naht. Aber man baut zweigeschossig, gleicht das Dach an und alles, auch die Hundzwinger, erhalten natürlich hübsche, geschwunge Dächer mit den gerundeten  Eckziegeln, auf denen die Drachen Platz nehmen können, um Glück zu bringen.  Gestern wurde der Zementmixer endlich abgebaut. Derweil hat aber auch das Restaurant hinter unserem Haus eine Rundumsanierung begonnen, welche natürlich mit Geräusch verbunden. 
Im Frühjahr hatten wir schon bemerkt, dass etwas vor sich geht im Dorf hinter dem Dong Xian Men, aber im Sommer, als ich dort in Shifus Haus gewohnt habe, war nichts besonderes zu bemerken. Nun hatte inzwischen wohl der Nachbar vom Shifu verkauft, denn ich konnte von der Straße aus sehen, wie dort umgebaut wurde. Umfangreich. Weil es von der Straße bei Kilometer 20.5 einen Pfad gibt, der wohl in das Dorf führt, bin ich letztens mal dort hochgestiegen. Ich wär aus dem Sattel gefallen, hätte ich denn auf einem Muli gesessen. Das ganze Dorf komplett umgestaltet, neue Häuser dazu gestellt, alte verschönert bis zum Gehtnichtmehr. Mit Gaubenfenstern und alles fein im traditionellen Stil, mit hübschen Firstbalken, die es früher dort nicht gab. 
Da hat der Besitzer jener Akademie im Quadrat das Dorf gekauft, oder, wie Gerüchte behaupten, der Tempel habe gekauft. Jedenfalls werden dort jetzt jene Vorhaben wahrgemacht, die man uns schon vor zwei Jahren erklärt hatte und weswegen wir die alte Akademie auch nicht mehr besuchen. Es wird ein Qigong Wellness Hotel. Warum das vor zwei jahren am Baxian Tempel nicht schon geschehen ist? Weil der Teilhaber des Besitzers kurzerhand quasi am Montag festgenommen, am Dienstag wegen Unterschlagung angeklagt und am Mittwoch für 13 Jahre verknackt wurde. Deshalb ist in den zwei Jahren nicht das passiert, was wir erwartet hatten.