25.08.2013

Bitte warten ...


Im Jahre 2000 entschieden die deutschen Krankenkassen, Taijiquan und Qigong in den Katalog der zu fördernden Präventionsmaßnahmen aufzunehmen. Voraussetzung war ein von den Kassen anerkannter Grundberuf des Lehrenden und dessen nachgewiesene Ausbildung in Taijiquan oder Qigong über mindestens 250 Stunden.
Das bedeutete, Teilnehmer an einem Kurs, der von einem kassenanerkannten Kursleiter durchgeführt wurde, konnten sich 80% der Kosten von ihrer Kasse erstatten lassen.
Damit wurde der „Beruf“ des Taijiquan/Qigong Kursleiters geboren.
Ich habe schon damals in einem Leserbrief im Taijiquan und Qigong Journal davor gewarnt, sich auf diesen Deal mit den Kassen einzulassen. 
Trotzdem habe ich selber dann zusammen mit dem Sobi in Münster das Ausbildungskonzept der DAO akademie entwickelt. Ich glaubte, nur auf diesem Wege noch als Lehrer arbeiten zu können, denn natürlich wuchsen aus allen Ecken und Nischen plötzlich die Ausbildungsinstitute. 
Damit machte ich einen entscheidenden Fehler. Ich handelte gegen meine Überzeugung. 
Wir erweckten den Eindruck, die Kassen hätten mit ihrem Konzept recht und man könnte mit 250 Unterrichtsstunden die Qualifikation eines Kursleiters erwerben. Das ist falsch. Man kann es nicht. Man kann es vielleicht mit dem 10fachen. Vielleicht.
Aber in erster Linie sollte man Taijiquan und Qigong für sich selber machen und nicht, um es zu unterrichten.
Nun ist in Deutschland eine Generation von Kursleitern entstanden, die alle glauben, etwas zu können, weil ihnen in den meisten Fällen der Vergleich fehlt. Es ist eine ungeheure Arroganz, wenn wir uns anmaßen, etwas innerhalb kurzer Zeit beherrschen zu können, was tatsächlich eine lange Ausbildung erfordert und nur wenigen überhaupt möglich ist. Es ist ein kolonialistisches Denken. 
Wir haben nicht zur Verbreitung des Taijiquan und Qigong beigetragen, sondern zu seiner Verflachung. Wir haben es fast bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt und laufen herum und reden dummes Zeugs, als wüssten wir tatsächlich etwas. Wir wissen aber nichts. 
Natürlich habe ich mit meinem Angebot jene Menschen angezogen, die mir glaubten. Das darf ich ihnen nicht zum Vorwurf machen und ich darf nicht von ihnen enttäuscht sein. Ich muss mich entschuldigen. 

Nachdem ich die auch für mich schmerzliche Entscheidung getroffen habe, unter meine bisherige Ausbildungstätigkeit einen Schlussstrich zu ziehen (Wandlungsphase Metall), befinde ich mich nun in der Phase der Sammlung (Wasser). Sie dauert länger, als ich erwartet habe. Es ist wohl nötig, und deshalb noch viel zu früh, von mir zu erwarten, dass ich wieder nach außen trete (Holz) und mit Begeisterung (Feuer) ein neues Projekt vorstelle (Erde).

Auf meiner Webseite steht, dass ich gerne weiterhin jeden als Schüler annehme, der ernsthaft den Weg daoistischer Selbstkultivierung gehen möchte. Wie das im Einzelnen aussehen kann, müssen wir rausfinden.