27.01.2011

Xinxinming 25

勿惡六塵  六塵不惡  還同正覺 

schmähe nicht die sechs Stäube.
die sechs Stäube nicht zu schmähen
auch das ist plötzliches Erwachen.



Na prima, jetzt müssen wir erst mal klären, was denn die sechs Stäube sind und warum man die nicht schmähen soll.
Staub, Erde, Dreck, Unreines, das sind die sechs Stäube. Den Geist verunreinigen die sechs Sinne, die fünf Sinnesorgane und die Welt der Gedanken und Ideen.
Nein, das ist nicht unsere Meinung, aber sie wird vielfach vertreten. Denn alles was sich uns durch die Sinne mitteilt, das beschäftigt den Geist. Er schaut und lauscht, schmeckt, schnuppert und fühlt. Er genießt oder verabscheut. Es duftet oder stinkt. Alles, was uns mittels der Sinne durch den Kopf geht, veranlasst zur Bewertung. Deshalb möchte sich manch einer, der sich auf den Weg gemacht hat, die Erleuchtung zu erlangen, seiner Sinne entledigen. Dummkopf.

Auch Laozi stellt die Sinne in Frage:
fünf farben den blick blenden
fünf töne das ohr betören
fünf würzen den gaumen trüben


Aber was soll das heißen? Die Sinne sind die Sinne. Sie sind da und lassen sich nicht wegleugnen. Hätten wir die Sinne nicht, wüssten wir wohl auch nicht um uns. Wahres Erwachen bedeutet nicht, die Welt zu leugnen, sondern im Gegenteil, sie anzunehmen wie sie ist. Oder zumindest, wie sie sich uns darstellt.
Deshalb sagt der Meister: "schmähe nicht die sechs Stäube"

勿1恶2六尘3  六尘 不4恶   还5同6正7觉8 

1 勿  wù:  nicht tun
2 恶  wù:  hassen, nicht mögen; verabscheuen
3 六尘  liùchén: sechs Stäube, die Sinnesorgane und das Denken
4 不  bù:  nein; nicht
5 还  hái:  auch
6 同  tóng:  ähnlich; gleich, wie; zusammen mit
7 正  zhèng:  (jetzt) gerade, hauptsächlich, echt; aufrecht
8 觉  jué:  Sinn, Empfindung; fühlen, spüren, empfinden; erwachen, aufwachen, sich bewusst werden, zur Einsicht kommen