24.12.2011

02.12.2011

Sendung Dezember 2011

Liebe Freunde,

wie viel geht verloren beim Transfer von einer Kultur in eine andere? 
Hier lebe ich ungefähr auf dem Breitengrad, auf dem sich die Weihnachtsgeschichte abgespielt haben soll. Die Nacht in Bethlehem entsprach den Nächten hier, die Umgebung glich der Umgebung hier. Dann wurde daraus ein Fest mit langsam sich ändernden Attributen. Das Fest wurde vor allem im mitteleuropäischen Raum und in Nordamerika mehr und mehr von seinem Ursprung entfernt und es kamen völlig neue Gestalten ins Spiel, wie zum Beispiel der Weihnachtsmann, den winterlichen Gesellen. 
Hier, so erzählt man mir, war noch vor 15 Jahren Weihnachten kein großes Fest. Hier feierte man am 6. Januar die Heiligen Drei Könige. Aber die Touristen und Dauerresidenten aus Europas Norden brachten auch das Weihnachtsfest und die heimischen Attribute auf die Insel. So finde ich nun die absurde Situation von Styroporschneemännern und Schneeflockenlichterketten vor Palmensilhouetten in lauer Nacht.
Ähnliches passiert mit den Inneren Kampfkünsten, wenn sie in einem modernen China den Bedürfnissen westlicher Wettkampf- und Leistungssportidealen geopfert werden. Dann sehen wir die Silhouetten kickender Ballettfrauen, so hoch nach oben, wo sich kein Gegner mehr befinden mag, aber darauf kommt es nicht mehr an. Wichtig sind nur die Punktrichter . 
Zum Transfer des Begriffs der Inneren Künste habe ich vor Jahren einen Text veröffentlicht, jetzt auch hier lesen ist. 
Wie sich die Szene wandelt erfährt man in einem Interview von Nils Klug mit Epi van de Pol.
Ich wünsche Euch allen eine ruhige Zeit

Yürgen Oster

In diesem Brief

• Ein Norweger als Meisterschüler in Wudang
• Taiji- Themenpark in Wudangshan?
• Termine auf Teneriffa
• Termine in Deutschland
• Zum Schluss


Ein Norweger als Meisterschüler in Wudang

Bjarte Ling Yuan Hiley kam vor etwas über einem Jahr zum ersten Mal nach Wudangshan. Inzwischen wurde er von Meister Zhong Xueyong als erster Ausländer in die Linie der Sanfeng Pai aufgenommen. Seit Ende Oktober ist er wieder in den Bergen und hat mit seiner Ausbildung begonnen. Was das bedeutet, beschreibt er auf seinem Blog 
Er erfährt, was wir nur ahnten: Keine Gnade.

Taiji- Themenpark in Wudangshan?

Zunächst hielt ich die Information für ein Hoax, eine der beliebten Falschmeldungen, die im Netz rumgeistern und auch nach Jahren nicht tot zu bekommen sind. Aber es ist wohl wahr. Ich finde traurig, aber wahr. Andere sind anscheinend davon begeistert. 
Das Verwaltungsbüro des Wudang-Gebirges und die amerikanische Firma Landmark Entertainment werden zusammenarbeiten, um den Tai-Chi-Themenpark in der zentralchinesischen Provinz Hubei zu errichten. Der Tai-Chi-Park solle den Tourismus im Wudang-Gebirge ankurbeln. Open-Air-Aufführungen würden bei den Gewässern neben dem Themenpark gegeben. Die Aufführungen sollen von Hollywood-Regisseuren geleitet werden. Der Tai-Chi-Park werde das Beste aus der Felslandschaft herausholen und die daoistische Kultur von Wudang reflektieren.

Wie gut die Landschaft aus sich selbst das Beste herausholen kann und seit über 2000 Jahren die daoistische Kultur reflektiert, lässt sich in vielen Videos betrachten (http://tinyurl.com/c4w76b8), falls man nicht selber dort hin reisen will. 
Hier der letzte Aufruf zur nächsten Reise, bei der man garantiert noch themenparkverschont bleibt.


Taiji-Grundlagen und Wudangform mit 18 Bildern
11. - 18. Februar 2012
Qigong 18 Wege vom Berg Wudang
03. - 10. April 2012
Taihequan - Meister Guan Yongxing aus Wudangshan
17. - 22 September 2012

Alle Seminare finden auf einer Finka statt. Die Unterbringung ist in rustikalem, gepflegtem Ambiente, Vollpension nach lokaler Küche.

Anfragen und Anmeldungen: contact@wudang-dao.com


Wudang Sanfeng Taijiquan 18er Form
Mainz
10./11. Dezember 2011
04./05. Februar 2012 
24./25. März  2012     


Wudang Sanfeng Taijiquan 28er Form
Kassel
31. März/1. April  2012
16./17. Juni 2012
8 Brokate plus 4 im Wudangstil
Münster
28./29. Januar 2012
Sommerakademie 2012
15. - 22. Juli
Sächsische Schweiz
18 Wege vom Berg Wudang, intensiv geübt und korrigiert in der faszinierenden Landschaft des Elbsandsteingebirges. Das Seminar wird inclusive Unterbringung angeboten.  Sicher gibt es wieder einige Ausflüge unter ortskundiger Führung von Peter Peschel, der auch die Anmeldungen entgegennimmt: post@feuer-und-wasser-verbinden.de

24. - 28. Juli 
Mainz Rosengarten
Vormittags 10:00 − 12:00 Taijiquan Sanfeng 18er Form 
Abends: 18:00 − 20:30 Taiji-Schwert

30. Juli - 5. August
Museum Insel Hombroich, Neuss
Wudang Wu Xing Qigong, die 5 Elemente, 5 Tiere Form
von vielen gewünscht und noch kaum bekannt in Deutschland. Das Seminar ist inclusive einer warmen Mahlzeit mittags. Unterbringung muss selbst gebucht werden. Es gibt einige Klöster in der Umgebung, die Zimmer anbieten.
Zum Schluss

Gut gegen alles und auch noch lustig. Aus einer Kursbeschreibung:

Die Übungen lösen Blockaden auf, harmonisieren Körper, Geist u. Seele, machen die Wirbelsäule beweglicher u. haben günstige Wirkungen bei chronischen Erkrankungen, z.B. Rheuma, Bechterew, hohem Blutdruck, Hauterkrankungen, bei Stressfolgen, Reizmagen, Leber- u. Nierenproblemen, Hauterkrankungen und zur Entgiftung. Da auch sehr lustige Übungen in der Qi-Gong Reihe enthalten sind, gibt es immer viel Spaß mit den Übungen.“

Das Innere der inneren Kampfkünste

zuerst veröffentlicht im Taijiquan Qigong Journal Special Innere Kampfkünste
Lost in Translation
Wie viel Übertragung findet statt bei der Übertragung eines Begriffs in eine andere Sprache, wie viel erst bei der Übertragung einer Übertragung? Die Geschichte der inneren Kampfkünste fand ihren Weg nach Deutschland in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts  hauptsächlich über Amerika. Anfang des Jahrhunderts stützten sich die Interpreten chinesischern Texte vielfach auf französische Übersetzungen, bei denen oft die Jesuiten ihre Finger im Spiel hatten. Der deutsche Pionier Richard Wilhelm war stark geprägt von seinem christlich goetheanischen Weltbild. Der protestantische Alttestamentler Julius Grill, Professor in Tübingen, wollte etwa 80 Parallelen zwischen dem Neuen Testament und dem Buch des Laozi entdeckt haben.
Was kann ein Begriff wie Nei Jia für uns bedeuten?
Hinter Nei finden wir im Wörterbuch: in, innen, innerhalb. Jia heißt in erster Linie Familie, aber auch Schule z.B. im Sinne einer philosophischen Lehre. Also Innere Schule. Innen wovon, und was ist dann das Äußere des Inneren. Wie tief innen ist das Innere? 
Bisweilen erhält mein Hemd eine ganz besondere Bedeutung. Wenn es nämlich im Gespräch mit meinen Schülern zu Demonstrationszwecken über die Relativität von Yin und Yang herhalten muss, dass nichts per se Yang oder Yin ist, sondern immer nur in Relation zu etwas anderem. Dann ist mein Hemd Yang, außen, in Bezug zu meinem Körper und dann ist es Yin, innen, in Bezug zu dem uns umgebenden Raum. 
Für meine Schüler ist das Hemd in beiden Fällen wahrnehmbar, nicht für eine außerhalb des Raumes befindliche Person, weder in seiner Yang- noch in seiner Yin-Eigenschaft. Für diese ist sein Innensein ein Unbekanntes, selbst wenn wir ihr durchs Fenster zurufen würden: „Hier drinnen ist einer, der trägt ein schwarzes Hemd.“
Warum nicht noch eine Sprache mehr bemühen und „Innen“ griechisch aussprechen: „esoteros“? Nei Jia zur Geheimlehre machen. Alles ist möglich. Zwei einfache Schriftzeichen und eine Menge möglicher Interpretationen.
1. Das Äußere des Inneren

Gerne gibt man in China bei den Kampfkünsten eine berühmte historische Persönlichkeit als Gründer der Methode an. Die Entstehungsgeschichten sind umrankt von Mythen, in denen durchaus auch schon mal die Götter oder Unsterbliche ihre Hand im Spiel haben dürfen. In der 1669 veröffentlichten "Grabrede auf Wang Zhengnan", von Huang Zongxi (1610 ­ 1695) wird "der daoistische Unsterbliche Zhang Sanfeng vom Berg Wudang, Begründer der Inneren Schule des Kampfes" genannt. Das muss man vor dem Hintergrund der Zeit sehen. 1641 unternahmen die Mandschu einen großen Einfall in Ming China, bei dem sie 88 Städte eroberten, sechs weitere übernahmen und bis nach Shandong vordrangen. 1644 endete die Ming-Dynastie und wurde von der mandschurischen Qing-Dynastie abgelöst. Die Mandschuren waren von Außen in China eingedrungen und zwangen den Chinesen zunächst ihren Lebensstil auf. Da sich die Mandschuren zum (von Außen eingeführten) lamaistischen Buddhismus bekannten, wurde ihnen die von Innen, aus China, stammende Philosophie des Daoismus in Person des Zhang Sanfeng entgegengesetzt.   
2. Das Innere des Äußeren des Inneren


Die Widerstände gegen die Herrschaft der Mandschu drückte sich nicht nur in Manifesten aus. Es bildeten sich Rebellengruppen, die im Untergrund operierten und die Formen von Geheimgesellschaften annahmen. Das Geheime an ihnen war ihre Nichtöffentlichkeit. Diese Gruppen waren zwar geheim, hüteten jedoch keine Geheimnisse. 
Ob nun aus einem Missverständnis oder den Tatsachen entsprechend, innerhalb der Kampfkunstszene wird immer wieder von Gruppen gesprochen, die geheime Techniken beherrschen und bewahren. Wobei natürlich nicht gesagt werden kann, was das Geheime sei, sonst wäre es ja nicht mehr geheim. 
Es wurden allerdings auch zeitweise Techniken nur aus dem Grund geheim weitergegeben, weil ihre öffentliche Ausübung verboten war. Hier wiederholt sich im Qigong gerade die Geschichte. 
3. Das Äußere der Inneren Kampfkünste
    Die unter dem Begriff Innere Kampfkünste gefassten Methoden unterscheiden sich in ihren Techniken teilweise extrem. Im Xingyiquan werden die Schritte linear ausgeführt oder in einem Winkel zur Geraden. Füße, Kopf und die führende Hand werden auf einer Linie gehalten, sodass der Kämpfer direkt auf seinen Gegner zugeht bzw. in ihn hinein. Xingyiquan zeichnet sich durch schnelle, explosionsartige Bewegungen aus. Solche finden sich auch noch in dem als das ursprüngliche Taijiquan angesehenen Chen-Stil. In den daraus abgeleiteten anderen Taijiquan-Stilen finden wir eher weiche, runde und fließende Bewegungen. Charakteristisch für Baguazhang ist zum einen das Laufen im Kreis sowie die spiralförmigen Körperbewegungen, die raschen, sich windenden, die Richtung wechselnden Schritte und Handlungen. 
    4. Das Innere des Äußeren der inneren Kampfkünste
      Körperkraft ist ein dem Körper Innewohnendes. Äußere Kraft ist jede von Außen auf einen Körper einwirkende Kraft. Dennoch wird in den Kampfkünsten unterschieden zwischen einer äußeren Körperkraft und einer inneren Körperkraft. Als äußere Kraft wird der durch muskuläre Anstrengung erzielte Aufwand bezeichnet. Die innere Kraft benutzt nicht (direkt) die Muskulatur, sondern wird aus dem Qi (Lebenskraft) entwickelt und  mit entspannter Muskulatur auf den Gegner übertragen. Die Anwendung dieser inneren Kraft Qi soll den inneren Kampfkünsten eigen sein und sie von den äußeren Stilen unterscheiden. Wie diese innere Kraft entwickelt und gegen einen Gegner eingesetzt werden kann, darüber wird in den diversen Schulen unterschiedliches ausgesagt. Auch gibt es Meister der inneren Kampfkünste, die verschiedene Methoden der Qi-Entwicklung und -Anwendung beherrschen. Das ist nichts ungewöhnliches, man kann ja auch zwei verschiedene Musikinstrumente beherrschen, oder, um bei dem Beispiel zu bleiben, auch mehrere Musikrichtungen spielen. In den Kampfkünsten wird, vor allem unter westlichen Praktikern, die Anwendung der inneren Kraft gerne mystifiziert. Je weiter man in der eigenen Praxis fortschreitet, desto selbstverständlicher erscheint der Umgang mit der inneren Kraft. Ein Geheimnis, welches man kennt, ist kein Geheimnis mehr.

      ... ohne Verlangen offenbart sich das Geheime
      voller Verlangen offenbaren sich die Formen
      beide erscheinen wie eins 
      doch mit verschiedenen Zeichen
      erscheinen im Dunkel
      verscheiden im Dunkel
      dem Tor aller Geheimnisse“
      Laozi Daodejing Kap. 1

      5. Das Äußere des Inneren der inneren Kampfkünste
        Die inneren Kampfkünste werden generell mit der Philosophie und mit den Prinzipien des Daoismus in Verbindung gesetzt. Das ist durchgängig eine ihrer Gemeinsamkeiten. Als eine der bedeutendsten Schriften wird das oben schon zitierte Daodejing angesehen, einem legendären Laozi zugeschrieben, der im 6. Jahrhundert v.Chr. gelebt haben soll. Ihn als den Begründer des Daoismus zu bezeichnen wäre übertrieben. Er formulierte im Daodejing durchaus schon geläufige Gedanken über ein Leben im Einklang mit dem himmlischen Weg oder der reinen Natur in einer einfachen, aber umso vieldeutigeren Form. Ein weiterer wichtiger Denker der Frühzeit des Daoismus war Zhuangzi, der sich in methophorischen Geschichten äußerte. Nach diesen philosophischen Denkern entwickelte sich um 200 v.Chr.  der politisch orientierte Legalismus, basierend auf einer Schrift des Han Feizi, der das Daodejing als Leitfaden des Regierens auffasste. Im 2. Jahrhundert n.Chr. entstanden die ersten Schulen eines religiösen Daoismus. Während der Zeit der Sui - Dynastie (581 - 618) und der Tang – Dynastie (618 – 907) wurde der Daoismus, vor allem durch das Einwirken der Bewegung der Himmelsmeister (tianshi dao), zu einer regelrechten Volksreligion. Unter der letzten Dynastie Chinas, der Qing (1644 – 1911), wurde der Daoismus aus Angst vor einem chinesischen Nationalismus von den herrschenden Mandschus restriktiv unterdrückt. (Siehe oben)
        6. Das Innere des Inneren der inneren Kampfkünste
          Der zentrale Begriff „Dao“ bedeutet ursprünglich „Weg“ und nimmt dann die Bedeutung eines der ganzen Welt zugrunde liegenden, alldurchdringenden Prinzips an. Es ist die höchste Wirklichkeit, das Eine des Uranfangs, das kosmische Gesetz und Absolute. Aus ihm geht alles (die 10.000 Dinge) hervor, ohne selbst ein Etwas zu sein. Der zweite Begriff im Titel des Buches, „de“, bedeutet Tugend und im Sinne des Daoismus heißt dies, dem Dao zu folgen. So wie sich das Dao im „So-selbst-sein“ der inneren Natur (Ziran) offenbart, soll der Weise das Nicht-Eingreifen (Wuwei) praktizieren. Im Nicht-Handeln löst sich der Weise von den Geschäften der Welt, gelangt zu innerer Ruhe und Gleichmut. Wünschen und Wollen wird vermieden, wenn es nicht im Einklang mit dem natürlichen Lauf der Dinge ist. Das wahre Leben wird verwirklicht, indem man den von selbst ablaufenden Vorgängen des Dao folgt, in vollkommener Gelassenheit selbst angesichts größter Gefahr. Im Wandel der Erscheinungen versetzt sich der Weise in den Mittelpunkt des rollenden Rades, wo Ruhe und Bewegungslosigkeit herrscht. Statt von den Gegensätzen des alltäglichen Daseins umhergetrieben zu werden, vereint er die beiden Kräfte Yang und Yin in sich. Dabei ist der Daoist nicht der Welt abgewandt. Nur durch das Beobachten der Äußerungen des Dao können die Gesetzmäßigkeiten erkannt werden und so kann er sich dem Wandel anpassen. 
          Die Entwicklung der inneren Kraft oder Qi kann nun verstanden werden als ein Eins-Sein mit dem natürlichen So-Sein des inneren Systems, ein Nicht-Eingreifen in Vorgänge des Organismus. So wie ein Tier seine Kräfte ganz selbstverständlich einsetzt, wie Wasser seinen Weg findet, wie eine Blüte sich entfaltet. 

          7. Das Äußere des Inneren .....
            Um diesen Zustand zu erreichen, wurden im Laufe der Jahrhunderte diverse Techniken entwickelt, mehr oder weniger erfolgreiche. Das Ideal höchster Vollendung wird im Daoismus nicht als Erleuchtung sondern als das Erlangen von Unsterblichkeit umschrieben. Das kann man sowohl metaphorisch als auch wörtlich verstehen. So wurde auf der Suche nach dem Elexier der Unsterblichkeit durch Veredelung von Metallen (Waiidan – äußeres Elexier) nebenbei das Schießpulver entdeckt. Hauptsächlich aber widmete man sich diverser Meditations- Atem- und Bewegungstechniken (Neidan-Inneres Elexier), um das Ziel der Langlebigkeit oder Unsterblichkeit zu erreichen. Die ersten Spezialisten in den Künsten der Unsterblichkeit waren die Fangshi, die als einsiedlerische Weise in den Bergen lebten und schamanistische Praktiken anboten. Ihre Spuren lassen sich bis ins zweite vorchristliche Jahrtausend verfolgen.
            In den Beschreibungen der Meditations- und Atempraktiken vermischen sich die Symbole der äußeren und inneren Alchemie. Diese Sprache erscheint, erst recht in einer Übersetzung, sehr rätselhaft und geheimnisvoll. Die Texte beziehen sich in weiten Passagen auf die  Trigramme des Yijing, dem Buch der Wandlungen, das als Orakel- und Weisheitsbuch bis heute überliefert ist.
            Auch in der abendländischen Alchemie war es gängige Praxis, seine Forschungen z.B. als den Versuch auszugeben, aus Blei Gold herzustellen, um von gierigen Potentaten zumindest vorübergehend ein Sponsoring zu erhalten. So kann ein chinesischer Praktiker mit der Behauptung, seinem Fürsten die Pille der Unsterblichkeit zu entwickeln, für sich eine sorgenfreie Zeit zum Üben und Meditieren raus geschlagen haben. 
            Prozesse, die eine Entwicklung fördern sollen, müssen in eine Form gebracht werden. Es zeichnet sich als Pragmatismus aus, Übungen zum Erlangen von Stärke, Gesundheit, Verjüngung und Langlebigkeit in die Formen von Kampfkünsten zu kleiden. Immerhin verhilft die Möglichkeit, sich gegen einen starken Gegner wehren zu können auch zu einem längeren Leben.
            8. Zur äußersten Mitte
              „Voller Verlangen offenbaren sich die Formen“, schrieb Laozi, und dem nach Macht, Reichtum oder ewiger Jugend, der unbegrenzten sexuellen Potenz Gierenden, werden sich nur äußere Formen zeigen, in denen er endlos und erfolglos seinen Wahn verfolgen kann. Er wird sich im Kreise drehend durch das Leben wirbeln, verschwenderisch und  ohne Nutzen. Jene, die dem Dao folgen, begeben sich in die Mitte des Kreises. Wie in der Nabe eines Rades, in der die Achse lagert, halten sie sich in Ruhe, die Bewegung betrachtend. Als Mittel können die inneren Kampfkünste dienen, sie sind nicht Zweck. „Ohne Verlangen offenbart sich das Geheime.“

              14.11.2011

              Vortrag beim Taiji-Kongress 2009

              Zurückkehren zum Ursprung

              Das hat nichts mit meinem Verständnis von Taijiquan zu tun, war meine spontane Reaktion, als ich die Einladung zu diesem Kongress bekam. „Dann musst du dahin gehen und das sagen“ meinte meine Freundin und Kollegin Ramona. Mir fiel spontan die Geschichte von Zhuangzi über Ungeschiedenes Urwesen ein:

              Der Herrscher über das Südmeer wurde Licht genannt, der Herrscher über das Nordmeer Finsternis, und der Herrscher über das Königreich der Mitte Ungeschiedenes Urwesen. 
              Von Zeit zu Zeit trafen sich Licht und Finsternis im Königreich des Ungeschiedenen Urwesens, das sie herzlich willkommen hieß. Licht und Finsternis wollten ihm seine Freundlichkeit vergelten und meinten: „Alle Menschen haben sieben Öffnungen, mit denen sie sehen, hören, essen und atmen, Ungeschiedenes Urwesen hat jedoch keine einzige. Wir wollen versuchen, ihm einige zu geben.“ Also bohrten sie jeden Tag ein Loch, und am siebten Tag da starb Ungeschiedenes Urwesen.*

              Als ich letztes Jahr in China war, in den Wudangbergen, da hatte man die Gästezimmer der Akademie gerade frisch renoviert und neu möbliert. An einem der nächsten Tage kamen zwei Männer mit einem langen, niedrigen Tisch und einem Hocker, stellten den Tisch vors Fenster  und den Hocker darauf. Ich nahm gleich den Hocker wieder runter und probierte aus, wie es sich damit an dem Tisch sitzen ließ.
              „Nein, nein“, belehrte mich einer der beiden, stellte den Hocker wieder auf den Tisch, setzte sich dann auf den Tisch und zeigte mir, wie man von dort die Landschaft genießt und einen imaginären Trinkbecher auf dem „Hocker“ abstellt. 
              Ich hatte mir die beiden Möbelstücke aus meiner kulturellen Perspektive betrachtet. Das kleine Ding war zum drauf sitzen und das große zum dran arbeiten. Aber in Wirklichkeit war das, was ich für den Tisch gehalten hatte, zum drauf sitzen und mein Hocker war der Tisch.

              Wir betrachten die Dinge der Welt aus unserer Perspektive, vor unserem kulturellen Hintergrund.  Wir haben eine tief in uns sitzende Grundeinstellung. Wir schwimmen darin wie der Fisch im Wasser. Es ist eine so selbstverständliche „Umgebung“, dass sie uns nicht oder nur selten einmal bewusst wird. Diese Grundeinstellung zu ändern, ja nur einmal in Frage zu stellen, ist sehr schwierig, manchmal geradezu unmöglich.. Das geht nicht so einfach.
              Viele Konzepte in unserem Leben sind uns so selbstverständlich, dass wir sie noch nicht einmal zu formulieren wüssten. So haben wir uns und die Dinge in ein Koordinatensystem eingerichtet, in dem wir uns zurecht finden. Unsere Sprache spiegelt unsere Einstellungen oder prägt sie.
              Die letzte Woche liegt hinter uns und die kommende vor uns – oder?  Ist das so? Wir erfahren unser Dasein auf einer horizontalen Zeitachse. Wir halten das für normal. Die chinesische Zeitachse ist hingegen vertikal oder zumindest geneigt. Es geht nach unten. Die Vergangenheit liegt oberhalb, die Zukunft unterhalb des Jetzt. „Zeit fließt wie Wasser“  und Wasser fließt bekanntlich nicht bergauf. Wie angenehm, so in die Zukunft hinein zu fließen.  
              Meister Wu Maogui zeigte in meinem Studio auf eine Kaligrafie mit dem Schriftzeichen Dao. „Das hat man in China nicht an der Wand hängen“, sagte er, „das hat man in sich drin.“
              Man setzt sich also auf den Tisch, trinkt sich eins und genießt die Aussicht. Ein Teil dieser wunderbaren Landschaft, in der Zhang Sanfeng der Legende nach Taijiquan entwickelt habe soll, ist das Tal des sorglosen Lebens. Ein Tal so zu nennen, das ist doch Lebenskunst. 

              Die Grundeinstellung in China ist anders. Auch nach sechzig  Jahren Kommunismus und Staatskapitalismus. Auch nach einer Kulturrevolution, in der alles Alte, Traditionelle verpönt und bekämpft wurde. In den frühen achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts lebten nur noch einige alte Mönche in Wudangshan. Eine ganze Generation fehlte. Nun kommen auch wieder junge Leute dort hin, lernen und treten in die Klöster ein. Die neue Bedrohung heißt Tourismus. Ich bin mir sicher, das Dao wird auch diese Marotte überleben.

              Das von Zhang Sanfeng erfundene lange Boxen Changquan erhielt irgendwann einmal den Namen Taijiquan, nach dem  Symbol der beiden sich umschlingenden Tropfen, der Harmonie von Yin und Yang. Für mich symbolisiert es die höchste Einheit, die Aufhebung der Gegensätze.
               Man könnte nun mit Recht erwarten, dass ich hier mein Verständnis von Taijiquan erläutere. Ich kann es nicht. Taijiquan ist für mich Taijiquan. Ich stelle mich hin, hebe die Arme und los geht’s. Das mache ich so seit über 30 Jahren, und seit über 30 Jahren bin ich nicht fähig, anderen zu erklären, was ich da tue. Inzwischen weiß ich, dass ich auch immer wieder eine neue Erklärung finden müsste, denn es ändert sich ständig. 
              Als ich damit anfing, meine ersten Begegnungen, fanden im Umfeld der Nach Hippie Ära des New Age statt. Taijiquan als eine Meditation in Bewegung, etwas Spiritualität und sehr viel Selbsterfahrung. Die Gestalt therapeuten wollten Taiji integrieren und die modernen Tänzer wollten es auch. Inzwischen hat sich ein nicht unbedeutender Zweig von Praktikern gebildet, die den gesundheitlichen aspekt betonen. Was ja auch hier auf dem Kongress Thema ist. 
              Meine Kritik daran
              wenn Menschen etwas tun, bei dem sie die Sorgen des Alltags vergessen können und sich etwas entspannen, dann ist das gut für ihre Gesundheit. Egal ob sie nun im Chor singen, gärtnern, töpfern, oder eine Fremdsprache lernen.
              Gesundheit ist in Deutschland das Territorium der Mediziner. Und da lassen die ungern jemand hinpinkeln. Vor 40 jahren konnte man noch den Heilpraktiker machen, wenn man das Seuchegesetz kannte und wusste, was man als HP nicht darf. Heute legst du ein Medizinstudium hin, ohne dass du hinterher Medizin praktizieren darfst. 
              Je mehr wir auf  den Geldtopf schielen, aus denen Ärzte ihre Honorare beziehen, desto enger wird man uns die Eingangstüre zimmern.
              Musik ist schön und kann gut sein für die Gesundheit, Musiktherapie ist etwas aanderes. Malen ist schön und kann gut sein für die Gesundheit, aber therapeutisches Malen ist was anderes. Mit Taijiquan sollten wir es nicht anders halten..

              Wenn ich Taijiquan spiele, dann versuche ich, eine Einheit herzustellen. Zunächst einmal eine Einheit mit mir selbst. Alles Trennende in mir aufheben. Hand und Fuß, Kopf und Bauch, hinten und vorne, innen und außen, Knie und Ellbogen, alle diese Unterscheidungen, diese Teilaspekte meines Körpers, meines Denkens und Fühlens sollen verschmelzen zu einem Wesen. Wenn mir das gelingt, wenn ich die sieben Öffnungen wieder verschließen kann, bin ich sehr glücklich. Das ist mir schon Grund genug, Taijiquan zu spielen. 
              Im Daoismus nennen wir dies: Zurückkehren zum Ursprung. Zum ungeschiedenen Urwesen werden. Mit den Bewegungen des Taijiquan, in ständiger Rezitation, können wir diese Einheit erfahren. Es gibt schlichte Anweisungen, wie Taijiquan auszuführen sei. Beschreibungen, die erklären, wie Bewegung zu einer Taijiquan - Bewegung wird. Es gab Zeiten, in denen ich ohne Lehrer weiterkommen musste. Ich halte es für wichtig, einen Lehrer zu haben. Auch nach dreißig Jahren Praxis und eigener langjähriger Lehrtätigkeit. In diesen Zeiten ohne Lehrer waren mir die klassischen Schriften eine große Hilfe. Vor allem das Taijiquan Lun von Zhang Sanfeng. Hier wird in wenigen Sätzen alles gesagt. Lässt man diese Aussagen tief in sich eindringen, ruft man sie sich in der Praxis ins Gedächtnis, dann kann man wahrhaftig Taijiquan lernen und zurückkehren zum Ursprung.
              Als erstes, so heißt es, sei die Bewegung aus einem Guss, dazu muss der Körper gelöst und kraftvoll sein. Davon muss man durchdrungen sein, es muss sich wie ein roter Faden durch den ganzen Körper ziehen. Deshalb wird es auch übersetzt, die Teile des Körpers seien wie die Perlen auf einer Schnur. Man kann das nicht oft genug betonen und erinnern. Ist der Körper nicht in gelöstem Zustand, sind seine einzelnen Teile nicht kraftvoll verbunden, dann stagniert das Qi. In diesem einen Satz ist schon alles gesagt. Nur ist es nicht so einfach in der Praxis. Gelöst und kraftvoll bedeutet entschlossen. Entschlossenes ist offen, aufnahmebereit und lebendig. Wie eine geöffnete Hand, bereit etwas aufzufangen. Wie ein Grashalm, der unter Deinem Gewicht nachgibt und sich beugt, ohne zu brechen, und sich wieder aufrichtet, als sei nichts gewesen. Das ist wirkungsvoll im gelösten Zustand. Wer sich zu etwas entschließt, der war dem gegenüber zuvor verschlossen. Hat an etwas anderem festgehalten. Loslassen ist ganz einfach. Man öffnet die Faust. 
              In dem Film „Die lustige Welt der Tiere“ von Jaymie Uys verbuddlt ein Buschmann auffällig und für Affen sichtbar etwas in einem engen Loch in einem Termitenhaufen.  Ein neugieriger Affe steckt seine Pfote hinein, greift zu und will nicht mehr loslassen, auch wenn er dadurch gefangen wird. Nun sollten wir etwas intelligenter sein als diese Affen, aber oft genug erleben wir, wie schwer es fällt, los zu lassen. Wer festhält, nimmt sich selbst gefangen. 
              So wie man die Faust öffnet, kann man auch den ganzen Körper öffnen. Den Körper als ganzes,  als eine Einheit, als auch in seinen Teilen. Man kann sich sehr leicht im Stehen oder Sitzen vorstellen, wie sich der Körper öffnet. Die Faust öffnet sich von Innen, aus ihrer Mitte und so öffnet sich auch der gesamte Körper aus seiner Mitte. Du lässt los, was du in deinem Innersten festhältst. Du lässt es los und in die Welt treten. So beginnt mein Taijiquan. 

               *Tschuang Tse, Glückliche Wanderung, Eine neue Bearbeitung von Gia-Fu Feng und Jane English, Deutsche Übersetzung: Sylvia Luetjohann, Irisiana 1980



              13.11.2011

              Sendung November 2011


              Während des Jibengoing-Seminars auf Teneriffa habe ich einmal notiert:"Es muss alles noch viel einfacher werden."
              Die Grundlagen aller Arbeit in den inneren Künsten sind letztlich der Schlüssel zu den Geheimnissen, die hinter all den Formen vermutet werden. Sitzen in Selbstvergessenheit, Stehen wie ein Pfahl, tief verwurzelt, Drehen um die innere Mitte und immer wieder geduldiges Üben. Selbst das sind nur kleine Hilfsmittel, um letztlich das zu tun, von dem wir alle wissen, das es getan werden muss. Jeder weiß es, niemandem muss es gesagt werden. Wir müssen nur hinausgehen in die Welt und es tun. Dafür brauchen wir keine Lehre und keine Meditation, keine Meister und keine Heiligen. Nur einmal den Blick nach Innen gerichtet. Ehrlich, aufrichtig und ohne Scham. Das bist du, das bin ich, das ist unser Leben.
              Also, wie heißt es so schön:"Packen wir es an."

              Termine der nächsten Zeit, kurz im Überblick:

              19./20. November  Münster, Qigong "Zurückkehren zum Ursprung"
              10./11. Dezember Mainz, Wudang Sanfeng 18er Form Taijiquan, Jibengong
              28./29. Januar  Münster, Qigong "Zurückkehren zum Ursprung
              04./05. Februar, Mainz, Wudang Sanfeng 18er Form Taijiquan, Tuishou
              11. -18. Februar, Teneriffa, Jibengong und Wudang Sanfeng 18er Form Taijiquan

              Und im April in Teneriffa, dann nach Wudangshan und immer so weiter. Auf meiner Webseite unter Kontakt findest du auch meinen Terminkalender.
              Nun im Detail.

              Seminare

              19./20. November 2011
              28./29. Januar 2012
              Münster, Qigong "Zurückkehren zum Ursprung"

              Das erste, was ich in Wudangshan von Zhong Xueyong lernte, war dieses Qigong, was sonst an der Akademie nicht unterrichtet wird. Warum er mit uns dieses Übungen machte, er weiß es selber nicht. Es gibt aber eine kleine Geschichte.

              Wir waren im Jahr zuvor auf einer Reise durch China auch in Wudang vorbei gefahren, hatten etwas Taiji dort gemacht und uns die Tempel angesehen. Obwohl nichts spektakuläres geschehen war, verspürte ich das dringende bedürfniss, noch einmal dort hin zu reisen. Also organisierte ich für das nächste Jahr eine weitere Tour dort hin. Wir saßen mit unserer freundlichen Dolmetscherin "Michaela" in der Hotellobby und warteten auf den Meister, der uns unterrichten sollte.
              Nach einiger Zeit kam ein junger Mann in Mönchskittel und mit hochgesteckten Haaren, der ständig hin und her lief, telefonierte und mir sehr suspekt vorkam. Ich wollte schon vor die Türe gehen, bis er mit seinem Getue fertig sei, als er uns endlich ansprach und fragte, was wir denn lernen wollten. Ratlos zuckten wir mit der Schulter und fragten, was denn zur Wahl stünde. Er nahm uns mit, rüber zur Akademie und beauftragte von den dort Übenden nacheinander verschiedene Expeeten, uns vorzuführen: Baguazhang, Taiji-Schwert. Verschiedene schnelle Kungfu Formen. Da hätte uns sicher das eine oder andere gefallen, aber die Zeit war zu kurz, eine Woche. Vielleicht Qigong.
              Da wollte er uns einige Videos zeigen, aber der Recorder funktionierte nicht. Also machte er selber vor. Die acht Brokate im Sitzen, naja, das fanden wir dann doch etwas schwach, ja und dann wäre da noch was. Und er machte und machte und wir waren uns alle einig, DAS wollen wir lernen. 
              So kam das Qigong "Zurückkehren zum Ursprung" nach Deutschland. 

              Die beiden Seminare sind jeweils in sich abgeschlossen und können unabhängig voneinander besucht werden.
              je14 Ustd.



              10./11. Dezember 2011
              04./05. Februar 2012
              Mainz, Wudang Sanfeng 18er Taijiquan

              Die kurze Form wurde in Wudangshan aus der 28er Form destilliert. Für Vorführungen und Kurzzeitgäste. So lernte auch ich nach dem Qigong zunächst die kurze Form und ein halbes Jahr später dann die 28er. 
              In der kurzen Version wurden kompliziertere Abläufe und Figuren weg gelassen, so dass sich die Form gut eignet, um einen Einstieg in den Wudangstil zu finden.
              An den Wochenenden wird ausgiebig die Form geübt. Neulinge sind gerne willkommen.

              11. -18. Februar 2012
              Teneriffa, Jibengong und Wudang Sanfeng 18er Form Taijiquan

              bei meinem zweiten Teneriffa-Seminar möchte ich mich auch auf die kurze Form konzentrieren, dazu ein paar bewährte Jibengong Übungen.
              Der Seminarpreis beinhaltet Unterricht, Unterbringung und Vollpension, sowie Transfer vom und zum Flughafen Teneriffa Süd am Anreise- bzw. Abreisetag.


              Ausbildungen

              Alle Seminare können als Module der Ausbildung zum Kursleiter besucht werden. Es gibt einige Seminare in Münster, die speziell für die Ausbildung Qigong konzipiert sind. Eine Woche in Teneriffa wird mit 40 Unterrichtsstunden dokumentiert.


              Training im Park

              Wenn ich auf Teneriffa bin, also die meiste Zeit, gibt es zwei mal täglich Training im Taoro Park in Puerto de la Cruz. So kannst du einen Urlaub mit regelmäßigem Üben verbinden. Auch Einzelstunden sind möglich.
              Für die Zukunft denke ich auch an Wochenendseminare auf Teneriffa. Dazu brauche ich noch einen geeigneten Platz. 


              Reise Wudangshan 2012
              Die nächste Reise rückt nun näher. Bald wird es Zeit, Flüge zu buchen und die Gruppenstärke an die Akademie durch zu geben.
              Vorgesehen ist 15. April bis 11. Mai 2012
              Wer nicht so lange will oder kann, es sind auch frühere Rückreisen möglich, aber unter zwei Wochen sollte man nicht bleiben.
              Der Preis beinhaltet Flüge, Bahn- und Busfahrten, Eintritt in Wudangshan, Unterricht und Vollpension. 
              Vorgesehen für die Teilnehmer des gesamten Aufenthaltes ist eine Fächerform. Es kann aber auch Qigong geübt werden.
              Die ganze Reise kann mit 100 Unterrichtsstunden zu einer Ausbildung gerechnet werden.

              Lesetipp
              Wie man Taijiquan richtig übt:
              Ein Textauszug aus dem neuen Wenwu Magazin



              Das Thema der 5 Wandlungsphasen ist unerschöpflich und Klaus-Dieter Platsch scheint sich darauf spezialisiert zu haben. In seinem Buch Die fünf Wandlungsphasen: Das Tor zur chinesischen Medizin hat er ausreichend Informationen zusammengestellt, um ein intensives Studium dieser interessanten Weltbeschreibung zu beginnen. 


              Tuishou
              Es stößt bei mir noch immer auf Unverständnis, warum man einen Begriff aus der einen Fremdsprache in eine andere übersetzt, zumal das Umfeld, aus dem es kommt sich im Original durchgesetzt hat. Niemand, der sich ernsthaft mit Taijiquan beschäftigt, spricht noch von Schattenboxen oder gar Shadowboxing. Aber die Gemeinde trifft sich immer wieder gerne zum pushen. Na denn. 
              Hier zunächst eine Definition von Nils Klug  der zum 12 Internationalen Push Hands Treffen einlädt.  Ich möchte es zum Anlass nehmen, einige Gedanken dazu, die mich schon seit langem beschäftigen, zur Diskussion zu stellen.
              Von Anfang an wurde ich beim Erlernen der Taijiquan auch immer mit der Partnerübung Tuishou konfrontiert. Mir hat das auch gefallen, obwohl ich nie Kampfkünstler oder sonstiger Wettkampfsportler gewesen bin. Aber leider fand ich mich dabei meist allein auf weiter Flur. Die Mitlernenden fanden da weniger Gefallen dran. Entweder fanden sie es zu langweilig oder zu aggressiv. Langweilig wird es, wenn man desinteressiert mit den Armen im Kreis rumrührt und sich dabei über die neuesten Computerprogramme oder Schuhmode unterhält, aggressiv, wenn einer der beiden unbedingt "gewinnen" will, obwohl es darum, zumindest zunächst, nicht geht. Also richtig gut trainiert bin ich nicht im Tuishou und kann es deshalb auch weder gut vorführen noch unterrichten.
              In anderen Schulen haben sich hingegen eifrige Gruppen gebildet, die auf sehr unterschiedliche Weise diese Methode praktizieren. Vor Jahren war ich auf einem der von Niels Klug organisierten Treffen und bin nach dem ersten Tag ziemlich frustriert gegangen. Ich hatte drei interessante Partner, mit denen ich feines, differenziertes Tuishou erfahren habe. Der Rest machte Kuschelschubsen oder harte Muskelarbeit. 
              Meine Erfahrungen mit meinen Lehrern war von ganz anderer Art. Auch wenn ich selbst deren Fähigkeiten nicht annähernd erreichen konnte und weiß, dass dazu viel Übung gehört, so bin ich mir doch sicher, weder Kuschel- noch Muskeltuishou sind Wege dahin. Zwei, drei Mal ist es mir gelungen, meine Partner völlig mühelos, völlig absichtslos ins Exil zu schicken. Ich weiß, es geht.
              In neuerer Zeit bereitet sich nun eine jüngere Generation auf ein Taijiquan als Kampftechnik vor. Trainingsprogramme, die mir bisher nie vorgekommen sind, finden sich in der Email. Was ich dort finde, auch auf den oft verlinkten Videos, das hat auch nichts mit meiner Vorstellung von hochqualifiziertem Taijiquan zu tun. 
              Aber bitte, macht euch selbst ein Bild anhand meiner Auswahl angehängter Videos.



              Zum Schluss




              27.10.2011

              Macht der Gewohnheiten


              "Gemäß den Lehren des Buddha sind die Trübungen, die uns von wahrer Freiheit abhalten, von vierfacher Art. Erstens, so wie man sein eigenes Gesicht nicht sehen kann ohne eine spiegelnde Oberfläche, die es reflektiert, kann auch der Geist sich nicht selbst wahrnehmen und ist daher grundlegend unwissend in dem Sinne, daß er seine eigene wahre Natur nicht erkennt. Zweitens, aufgrund dieser Unwissenheit entwickelt der Geist die gewohnheitsmäßige Tendenz zur dualistischen Relativität eines Ich und eines vom Ich getrennten anderen. Drittens, ohne Gewahrsein dieser Unwissenheit und der daraus resultierenden Macht der Gewohnheiten reagiert der Geist, sobald er diesen dualistischen Projektionen ausgesetzt ist, mit emotionalen Trübungen und erzeugt Beunruhigung, Abneigung und/oder Anhaftung. Viertens, diese emotionale Verwirrung erzeugt sich anhäufende karmische Ergebnisse, die in physischen, verbalen und mentalen Reaktionen mainfest werden, die ihrerseits die karmischen Konsequenzen der Unwissenheit weiter verstärken."

              Kalu Rinpoche, Geflüsterte Weisheit, 

              18.10.2011

              Grundgedanken des chinesischen Qi Konzepts

              Qi wird als eine universelle Energie angesehen, die sich sowohl in unstofflichen, feinstofflichen und in grobstofflichen Erscheinungen offenbart. Die Qualitäten unterscheiden sich nur durch unsere Wahrnehmungsfähigkeit, nicht in der Wirklichkeit, d.h. sie zeigen ihre Wirkung gleichzeitig auf allen Ebenen. Beeinträchtigungen können auf allen Ebenen erfolgen und zeigen ihre Wirkung früher oder später auf den anderen.

              Das Qi – Konzept durchzieht alle Lebensbereiche und kulturellen Entwicklungen Chinas. Einigermaßen bekannt gemacht hat sich der Westen bisher mit einigen Aspekten der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) und der geomantischen Praxis des Feng Shui. In letzterem wird die richtige Wahl und Gestaltung des Lebensraumes verantwortlich gemacht für eine günstige Qualität des Qi, die TCM bemüht sich, durch frühzeitige Diagnose und mittels ihrer 5 therapeutischen Maßnahmen die Qualität des Qi im menschlichen Organismus in einem gesunden Fließgleichgewicht zu halten oder dieses wieder herzustellen. Die 5 therapeutischen Maßnahmen, die Säulen der TCM sind:
              • Diätetik
              • Arzneimittelkunde
              • Qi Gong (Imaginations-, Atem- und Bewegungsübungen)
              • Tuina (Manuelle Therapie)
              • Akupunktur und Moxibastion (Beeinflussung mittels Stechen von Nadeln oder Hitzeeinwirkung auf bestimmte Punkte der Energieleitbahnen)

              Die Diagnose erfolgt durch Betrachten, Hören und Riechen, Befragen und Fühlen. In diesen einfach klingenden Methoden hat die TCM eine enorme Differenzierung erreicht, die einen sorgfältig verfeinerten Überblick verschiedener Muster ermöglicht.
              Auch wenn die Ergebnisse der Diagnose unseren Ohren fremd klingen mögen; z.B. Nieren Yin Mangel mit emporloderndem Feuer, so können darauf durchaus sehr wirksame therapeutische Maßnahmen getroffen werden.

              Wie schon oben erwähnt, offenbaren sich Beeinträchtigungen der energetischen Zustände auf den verschieden dichten Ebenen. Der TCM-Arzt unterscheidet nicht zwischen somatischen und psychischen Krankheiten. Für ihn sind sie nur unterschiedliche Erscheinungsformen eines gemeinsamen Musters. So kann eine von Außen herbeigeführte organische Schädigung, beispielsweise eine Verbrennung, langfristig eine Instabilität im betroffenen Energiebereich und damit ein emotionales Ungleichgewicht hervorrufen. Ebenso kann eine lang anhaltende emotionale Störung zu organischen Symptomen führen. Wohlgemerkt: kann, muss nicht. Das System ist ständig bemüht, das Gleichgewicht, also die Überlebensfähigkeit, selbst zu regulieren. Wir sollten deshalb einem Menschen, dem es gelungen ist, trotz vieler Widrigkeiten und Schicksalsschlägen ein respektables Leben zu führen, die gleiche Bewunderung entgegenbringen, mit der uns eine am schroffen Abhang sich klammernde, von Wind und Wetter geformte Kiefer erfüllt.

              Yin und Yang

              Grundsätzlich ist die TCM bemüht, ein Gleichgewicht herzustellen, und dies möglichst ohne Hinzufügen äußerer Mittel. Auch in der Arzneimittelgabe wird in erster Linie eine Unterstützung des Systems verstanden, selbstständig sich zu regulieren. Ein harmonisches Gleichgewicht wird dargestellt im Symbol des Taiji.



              Dieses Bild der beiden in sich verschlungenen Tropfen zeigt uns, dass dort, wo das eine seine Fülle erreicht, das andere seinen Anfang nimmt. Beide bringen sich gegenseitig hervor, bedingen sich einander und enthalten auch jeweils ein Element des anderen. Nichts ist nur Yin oder nur Yang.
              Ein Ungleichgewicht zeigt sich in den Zuständen von Fülle und Leere, Hitze und Kälte, Feuchtigkeit/Nässe und Trockenheit sowie Innen und Außen. Je nachdem wie diese Zustände kombiniert sind, herrscht ein Yin oder ein Yang Zustand. Nach der Yin-Yang Lehre besteht dort, wo sich das Symptom einer Fülle zeigt an anderer Stelle eine Leere oder eine Mangel. Diese aufzuspüren und das Übermaß dorthin abzuleiten ist erstes Ziel der TCM.

              Die 5 Wandlungsphasen




              Neben weiteren Differenzierungen, aus denen sich die diagnostischen Muster ergeben und die wir hier zunächst nicht behandeln wollen, spielt die Lehre von den 5 Wandlungsphasen eine bedeutende Rolle. Diese Theorie besagt, dass alle Prozesse jene besagten Phasen durchlaufen, falls sich kein Hindernis in den Weg stellt. Störungen innerhalb einer Phase haben Auswirkungen auf alle anderen Phasen, können aber auch von allen anderen Phasen aus zur Regulation beeinflusst werden. Die Bezeichnungen der Wandlungsphasen erinnern an die altgriechische Elementenlehre, es besteht aber kein Zusammenhang. Die chinesische Betrachtung ist eher zeitlich als räumlich orientiert.
              Die 5 Wandlungsphasen werden benannt mit: Holz; Feuer; Erde; Metall; Wasser. Dargestellt werden sie in einer kreisförmigen Anordnung, sie bringen sich, wie die Jahreszeiten, mit denen sie auch verglichen werden, gegenseitig hervor. Diese Verbindung wird auch Mutter – Kind Beziehung oder Zyklus der Ernährung genannt. Die im Innern des Kreises sternförmig angeordneten Pfeile zeigen die gegenseitige Beeinflussung im Sinne einer Kontrolle oder Unterdrückung an.
              Betrifft nun ein schädigender Einfluss eine der Phasen – z.B. mangelnde Flüssigkeit im Systemhaushalt beeinträchtigt das Wasser – wird sich dieser Mangel als nächstes beim Holz auswirken, dem die Nahrung fehlt. Hält der Mangel an, verliert das Wasser seine kontrollierende Funktion auf das Feuer, welches nun ungehemmt noch mehr Holz verzehrt und verstärkt Erde produziert. Diese wirkt weiterhin unterdrückend auf das Wasser ein, sie wird vom schwachen Holz nicht gebremst, so dass sich das Ungleichgewicht permanent weiter verschiebt.
              Wir werden in einem solchen Fall also zunächst ein Symptom im Holz bemerken, in der Praxis bedeutet dies mangelnde Bewegungsfähigkeit, dann im Feuer, steigende Temperatur und letztlich in der Erde, Wahnvorstellungen bzw. Fieberhalluzinationen. In diesem Beispiel ließe sich natürlich durch einfache Flüssigkeitszufuhr das Problem mühelos beheben. Bei tiefer liegenden Ursachen ist es leider nicht immer so leicht.
              Wird fortgesetzt

              02.10.2011

              Oktober 2011

              Liebe Freunde,

              es gibt hier ein Bier, ganz lecker, nicht zu schwer oder zu würzig, also genau richtig nach einem heißen Tag. Es heißt Dorada, wie ein schmackhafter Fisch, den es preiswert frisch zu kaufen gibt. Dorado heißt golden, goldfarben, dorada im feminin. Nach der Goldgrube im goldischen Mainz will ich nicht so gerne vom Golde lassen. Dachte zunächst an carta dorada - goldener Brief, aber dann kam es ganz unvermittelt Radio Dorado, das klingt für mich rund. Nicht wegen des Rundfunks, denn es bleibt beim Rundbrief. Aber Radio kommt vom Radius, dem Strahl, der im Kreis das Äußere mit der Mitte verbindet. Und das ist uns doch das Wichtigste im Taijiquan, im Qigong und der stillen Meditation.
              Also herzlich willkommen bei Radio Dorado, dem goldenen Strahl aus Teneriffa.

              Euer
              Yürgen Oster



              In dieser Sendung:
              Neue Webseiten
              Ausbildungen Qigong und Taijiquan
              Seminare auf Teneriffa
              Seminare in Deutschland
              Filmtipp
              Reisen nach Wudangshan


              Neue Webseiten

              Zunächst der Hinweis auf die neue Seite des Mainzer Vereins Weißer Kranich e.V. Es ist alles etwas übersichtlicher ohne das gewohnte Erscheinungsbild gravierend verändert zu haben.

              Auch meine Seite ist in der Grundstruktur gleich geblieben. Das Dropdown-Menu, welches bei einigen Internet Explorer Versionen nicht funktionierte, habe ich auch eliminiert und dafür nun seitlich eine weitere Navigation eingerichtet. Bis ich die Seite komplett mit Sprachauswahl aufgebaut habe, sind die Seminare in Teneriffa sowohl auf Spanisch als auch auf Deutsch beschrieben.
              Immer noch nicht IE tauglich ist die neue Hintergrundfarbe, ein sanfter Sandton, aber wer unbedingt beim IE bleiben will, hat es nicht besser verdient. Die Seite ist natürlich auch weiterhin unter www.oster-dao.de aufrufbar.

              Dringend ebenfalls einer Überarbeitung bedarf die Seite der DAO akademie. Die Umstellung der Ausbildungen auf ein modulares Seminar-System erfordert doch einiger Zeit und ich möchte mich hier dafür entschuldigen, dass es so lange dauert.


              Ausbildungen Qigong und Taijiquan

              So lange also die Seite der DAO akademie noch nicht alles deutlich und ausführlich erläutert, muss ich wohl an dieser Stelle versuchen, das neue System verständlich zu erklären.
              Bisher wurde eine Ausbildung linear durchgeführt; fing an einem Termin an und lief über ca. 3 Jahre mit weiteren festen Terminen und endete dann mit einer abschließenden "Prüfung".

              Nun kannst du frei wählen unter den angebotenen Seminaren der DAO akademie Ausbilder. Du stellst dir somit die Inhalt und Zeiten deiner Ausbildung selbst zusammen. Damit die Ausbildung sinnvoll bleibt, sind ein paar Vorgaben zu erfüllen.
              Es bleibt dabei, dass Vorkenntnisse in Taijiquan oder Qigong nachzuweisen sind.
              Das Studium muss eine Schwerpunkt enthalten, eine bestimmte Form wird ausgiebig gelernt mit ca. 50% der Stundenzahlen.
              Das Studium muss darüber hinaus auch Übungen in weiteren Formen bzw. Methoden enthalten, mit ca. 25% der Stundenzahlen.
              In dem Studium sind weitere 25% der Stunden Themen wie Didaktik, Kursaufbau, Gruppendynamik etc. zu widmen. Nachweisbare Vorkenntnisse in diesen Bereichen werden anerkannt.

              Die Struktur ermöglicht auch cross over Ausbildungen, zum Beispiel die 25% anderer Formen bei einer Qigong-Ausbildung könnten auch im Taijiquan erworben und dann bei einer Taijiquan-Ausbildung angerechnet werden.

              Fas alle meine Seminare sind damit ab sofort als Ausbildungsmodule anrechenbar.


              Seminare auf Teneriffa

              In einem Monat startet das erste Seminar. Ausgebucht! Anmeldung hierzu nur auf Wartelist möglich.

              Für das Seminar im Februar gibt es schon einige Anmeldungen und Anfragen, weswegen wir darüber nachdenken, gleich im Anschluss (18. - 25. Februar 2012) ein zweites Seminar anzubieten. Interessenten für diesen Termin sollten sich bitte recht bald melden, damit wir die Finka für diese Zeit buchen können.

              Taiji-Grundlagen
Kurze Wudangform mit 18 Bildern
              11. - 18. Februar 2012

              Die 5 Schritte und 8 Handpositionen des Taijiquan, die Grundlagen jeder Form, bilden das Herzstück dieses Seminars. Eingefasst werden diese Techniken in die kurze Sanfeng Form mit 18 Bildern.
mehr:http://wudang-dao.com/ger_ten2.html

              Auch für das April-Seminar gibt es schon Anmeldungen, was mich natürlich sehr freut und zeigt, das der Schritt hierher richtig war.

              Qigong 18 Wege vom Berg Wudang
              03. - 10. April 2012

              Die Qigong-Übungen der daoistischen Mönche der Wudangberge dienen der Gesundheit und Langlebigkeit. Die Reihe der 18 Wege wird seit fast 400 Jahren in der Familie Fei aus Nanjing weiter gegeben.
              mehr.


              Und jetzt blicken wir weit voraus, fast ein ganzes Jahr. Aber es lohnt sich, hin zu schauen:

              17. - 22 September 2012
              Taihequan
              Wudang Meister Guan Yongxing

              Die heiligen daoistischen Wudangberge wurden bis zum 3. Jahrhundert Taiheshan genannt, was bedeutet: Berge der Höchsten Harmonie.

              Taihequan ist eine kurze Form der inneren Kampfkünste, wenig bekannt und nur in den Wudangbergen zuhause. Es eignet sich auch bei geringen Vorkenntnissen als Einstieg und ist andererseits eine überraschende Ergänzung zu schon bekannten Formen und Stilen.
              Anders als im Taijiquan wird im Taihequan die Bewegung von den Oberschenkeln geführt. Es ist eine weiche aber auch kraftvolle Methode.

              Meister Guan Yongxing aus Fuyang, Provinz Henan, begann im Alter von 11 Jahren mit seiner Kungfu Ausbildung. Im Jahr 2000 kam er nach Wudangshan, um seine Technik in den Kampfkünsten und sein Wissen über daoistische Selbstkultivierung zu vertiefen.
              Seit 2007 ist er Haupttrainer der Wudang Taoist Kung Fu Academy. Mit seinem großen Einfühlungsvermögen und den profunden Wissen über die daoistischen Künste kann er auch den unterschiedlichen Vorkenntnissen seiner Schüler gerecht werden.

              Wir sind natürlich sehr froh, Meister Guan auch auf Teneriffa begrüßen zu dürfen. Voranmeldungen nehmen wir gerne entgegen.


              Seminare in Deutschland


              Filmtipp

              "Die Unsterblichkeit ist nicht jedermanns Sache." Kurt Schwitters
              Recht hat er. Für Daoisten ist Unsterblichkeit hingegen ein anzustrebendes Ziel. Erreicht ma es, ist wohl tatsächlich nur noch der Weg das Ziel.
              Einen sehneswerten, meditativen Bericht produzierte Jochen Richter in der Reihe Glaubenswege, in denen auch Sufismus, Judaismus, Christentum, Buddhismus und Hinduismus vorgestellt werden. Jetzt auf Youtube zu sehen


              Reisen nach Wudangshan

              Lilo war gerade dort und hat wieder berichtet auf unserem Reiseblog
              Die nächste Reise biete ich an im April 2012.
              Beschreibung


              Zum Schluss

              Die Webcam - wen's interessiert, wie das Wetter bei uns ist, Auch nicht immer nur Sonnenschein:

              14.09.2011

              Nachrichten aus der Goldgrube September

              Liebe Freunde

              das ist nun der letzte Brief aus der Goldgrube. Noch ein paar Seminare und dann geht mein Flieger nach Teneriffa und mein Wohnsitz wird dorthin verlegt. Wie soll ich dann meine monatlichen Briefe nennen? Weil sie von einer Insel kommen, hab ich schon mal an Flaschenpost gedacht. Für Anregungen bin ich offen, schickt mir Eure Ideen.
              Jetzt sitze ich hier zwischen gepackten Kartons und einigem Kleinkram, der bald in der Tonne verschwindet. Ich besitze nicht viel und davon gebe ich jetzt vieles weg. Vielleicht schaffe ich es eines Tages, nicht mehr zu besitzen als das, was ich mit mir tragen kann.
              Besitzen und loslassen, oder, wie es Erich Fromm formuliert hatte "Haben oder Sein", kann durchaus ein Thema der Taiji-Praxis sein. Nur mit einer leeren Hand kannst du etwas neues aufnehmen, nur mit einem leeren Geist kannst du die Gegenwart als Gegenwärtiges erfahren. Also denn, für mich geht es in einen neuen Lebensabschnitt. Mit fast leeren Händen und auch ein wenig Lampenfieber. Drückt mir die Daumen.
              Ich komme oft genug nach Deutschland zurück.

              Euer Yürgen Oster

              in diesem Brief:
              • Internet
              • Neue Ausbildungen
              • Reise nach Wudangshan
              • Taiji-Kleidung und T-Shirts
              • Zum Schluss

              Internet

              Mit dem großen Schritt in eine neue Umgebung wird auch mein Internetauftritt verändert. Gerade wird daran gearbeitet, weswegen zur Zeit nicht alle gewohnten Funktionen erreichbar sind. Aber es soll schnell gehen und bald steht alles in neuem Gewand wieder zur Verfügung.

              Für manche ist der Umgang mit den neuen Medien noch erschreckend, für andere eine kaum rückgängig zu denkende Lebensweise. Wie sehr der Umgang damit sich auf den Alltag auswirken kann, beschreibt Astrid Paprotta in einer lesenswerten Glosse:


              Wie sehr sich alles noch verändern kann und womöglich auf die eine oder andere Weise auf uns zukommt, zeigt der Inder Pranav Mistry in seinem Vortrag.
              Ob das alles schon tatsächlich so von ihm realisiert wurde oder teilweise hier getrickst wird, kann ich nicht beurteilen. Vorstellbar ist es.

              Die Sprache und auch die Präsentation der Sprache, das geschrieben Wort, der zusammenhängende Text, verlieren bedauerlicherweise in den Foren, den facebooks und Twitters
              an Schönheit und Präzision. Gerade fand ich in einem Online-Beitrag der "Zeit', einer Hüterin des Feuilletons, das Wort "Arbeitsmarktlosenzahlen". Liest denn da keiner mehr drüber?

              Was man typografisch beachten sollte bei seinen Texten, auch denen die per Email verschickt werden oder auf einer Webseite auftauchen, hat Christoph Bier sehr schön zusammen gefasst.
              Ich weise darauf hin, wohl wissend, dass ich selbst nicht alles hier in diesem Brief beherzige. Zum Beispiel einfach deshalb nicht, weil ich nicht weiß, wie ich die Anführungszeichen am Anfang des Zitats nach unten setzen kann.


              Neue Termine, neue Ausbildungen

              Mit dem neuen Ausbildungskonzept können nun viele Termine als Modul benutzt werden. Andererseits sind nun fast alle Ausbildungstermine auch offen für alle anderen Interessierten.
              Wer jetzt eine Ausbildung beginnen möchte, der meldet sich dazu einfach an, erhält ein Studienbuch und los geht es.
              Für die Qigong Lehrerausbildung empfiehlt sich allerdings eine Anmeldung zu der noch linear geplanten Reihe im Sobi Münster.

              Alle Termine sind nun sehr übersichtlich auf meiner neu gestalteten Webseite zu finden.


              Reise nach Wudangshan

              Die nächste Reise ist vorgesehen im Frühjahr 2012, geplanter Termin 15. April bis 11. Mai.
              Ich sammel schon Interessenten, je früher wir buchen können, desto preiswerter wird die Reise. Ich hoffe, wieder unter 2000 € zu bleiben. Die ersten Anmeldungen liegen vor, mehr als 12 Personen nehme ich auf keinen Fall mit. Anmeldeschluss ist der 31. Dezember.

              In Wudangshan ist viel passiert in den letzten Jahren. Als ich zum ersten Mal dort war, gab es die Akademie am Zixiaogong und eine an der Terasse der Acht Unsterblichen. Unten in der Stadt ein paar kleine private Schulen, unter anderem die von Tian Lilong, der in Deutschland bekannt wurde durch den Film von Ulla Fels "Der Meister von Wudang".
              Inzwischen gibt es mehrere Schulen auch in den Bergen. Meister verschiedener Richtungen der Wudang-Tradition werden dort nun ansässig. Einige haben nur wenige Schüler. Sogar zwei Lehrer aus Deutschland haben nun in der Stadt Laoying am Fuß der Berge eine Schule gegründet. Eine Übersicht bietet Niko Klinger auf seiner interessanten Webseite.

              Auch hat der Tourismus stark zugenommen. Lilo fährt in einigen Tagen dort hin und wird sicher
              wieder berichten auf unserem Reiseblog.



              Taiji-Kleidung und T-Shirts

              Von meinen letzten Reisen habe ich gerne Taiji-Kleidung aus Wudangshan mitgebracht. Nun dauert die nächste Reise noch eine Weile und die Schneiderin hat mir versprochen, auch Bestellungen per Email anzunehmen und ordentlich nach Deutschland zu schicken. Wer interessiert ist schickt mir bitte seine Maße und die gewünschte Farbe zu. Einen Leitfaden findest du hier.

              T-Shirts und Jacken mit unserem Wudang-Dao Motiv und anderen Entwürfen findest du in Frau Qus Internetshop.



              Zum Schluss

              Noch anzuhängen an die Überlegungen zur Sprachverletzung, sowohl im Internet als auch im Alltag ist dieses Video von Sebastian Krämer:

              28.06.2011

              xinxinming 28

              迷生寂亂  悟無好惡  一切二邊 

              Fanatismus erzeugt

              Einsamkeit und Verwirrung;

              Erleuchtung ist ohne

              Zuneigung und Abneigung.
              Alles hat zwei Seiten.




              迷 生1寂2乱3  悟4无5好恶6  一切7二边8 

              1 生 shēng: gebären; geboren werden; leben
              2 寂 jì: einsam, verlassen; still, ruhig
              3 乱 luàn: verwirrt, durcheinander, Unordnung, Chaos
              4 悟 wù: begreifen, nachvollziehen
              5 无 wú: Nichts; es hat nicht; fehlen, un-; keiner,keine; nein,nicht, ohne
              6 好恶 hàowù: neuen Eintrag anlegen
              7 一切 yīqiè: alles, gemeinsam, zusammen
              8 二边 èrbiān: zwei Seiten

              10.06.2011

              Der junge Meister in Mainz

              Nun war er da und nun ist ber schon eine Woche wieder weg. Zuerst hatten wir ihn drei Tage am Bein, was ihn sehr verwunderte: "Kein Training?" Also sind wir auch mit ihm zum Training in den Park gegangen. In meinen Zixiaogong. Den Rosengarten in Mainz. Ich bilde mir ein, er hat verstanden, warum ich den Platz so nenne.
              Den Gedanken, uns an ihm, dem Unschuldigen, nun zu rächen für die geführten Besichtigungen in chinesischen Manufakturen, Jadeschnitzer, Seidenweber oder Perlenzüchter, bei denen wir nicht nur staunen, sondern vor allem kaufen sollten, habe ich rasch wieder verworfen. Das wären gewesen Werksbesichtigung bei Opel, einem ihm unbekannten Autobauer, der den chinesischen Markt total verschlafen hat, Winzer im Rheingau mit Kellerei und anschließender Verkostung. Dann noch Glas Schott, mit einem Weinpokal mit eingraviertem Namen als Andenken. Aber da hätte ich auch immer mit hin gemusst und ihn interessierten alte Dinge mehr als neue. Das Alte, was es jetzt noch zu sehen gibt, hat aus einem Grund überlebt in unsere Zeit und ist deshalb wert, beachtet zu werden. Neues kann man sich auch ansehen, aber was dann weiter? Zunächst machte wir ihn mit dem alltäglichen Leben vertraut. Gingen auf den wunderschönen Mainzer Markt, kauften Gemüse und Gewürze, die ich in meinem Wok zu deutsch-chinesischem Mahl bereitete. Meine leere Stube gefiel ihm, hat ihn fast schon amüsiert.
              Am nächsten Tag hatte ich ein Plakat gesehen für eine Ausstellung im Palmengarten"Tausend und ein Öl", weshalb ich das als Erlebnis vorschlug. Wurde aber erst einen Tag später eröffnet. War dennoch ein schöner Ausflug. Der Meister hat fleißig fotografiert und die Vorstellung darüber, was in Deutschland alles so wächst wird zumindest in Wudangshan eine wunderliche Erweiterung erfahren.
              Am Montag war er froh. als wir vor Ort ankamen und der erste Unterricht begann. Sorgsam macht er sich ein Bild von den unterschiedlichen Kenntnissen. Dann legt er los. Ganz sanft und vorsichtig. Direkt aus seinem Herzen und direkt zu uns. Zu jeder und jedem Einzelnen. Ich weiß wie das ist, vom Herzen zu unterrichten, ich mache das auch. Aber ich lege noch jede Menge Filter vor. Vielleicht weil ich zu hitzig bin, wie er einmal gesagt hat. Wo ich Feuer bin, da ist er Wasser.
              Langsam, ganz langsam steigt das Wasser und ehe es uns bis zum Hals steht, haben wir schwimmen gelernt. Die einen noch unbeholfen, die anderen kräftig. Aber keiner geht unter.

              Am Samstag frei und am Sonntag eine etwas verunglückte Veranstaltung. Breiten wir darüber das Mäntelchen des Schweigens und Vergessens und hoffen, nie in eine Wirbelsäulengymnastikgruppe zu müssen.

              Drei Tage sollte es nun Vertiefung heißen. Tui Shou und Anwendungen. Aber es gab nicht das große Geschbbse, wie ich es bei anderen Lehrern erlebt hatte. Auch kein stundenlanweiliges Kreiseln mit den Armen, wpbei die Frauen tratschen und die Männer verbissen werden. Nichts davon. Sanft mal wieder der Herr Guan. Den Herzschlag des Partners spüren oder den Atem und in die Kontraktion sich hinein dehnen.

              Schon in Wudang hatte ich mein Interesse an Xuan Wu Quan bekundet. Wolle er mir beibringen. In Deutschland. Morgens. Was denn jetzt damit sei, fragte der Meister. Er warte auf mich. Also war ich da um 6 Uhr und weil ich am nächsten Morgen wieder zum ZDF musste, gleich am Abend noch mal. So bin ich dann auch noch den Genuss der ersten Schritte dieser ungewöhnlichen Form gekommen, von der J. glaubt, es sei nur Gong Fu.
              Nachmittags gab Guan dann Doa-Lesson, Vertiefung eben. Manchmal ist es wohl hilfreich, in einer Sprache nur wenige Wörter zu kennen und sich sehr einfach ausdrücken zu müssen. Das mit dem Dao, das ist dann nämlich ganz einfach. Nein, noch einfacher, als du glaubst.

              Alles andere hat ja Lilo schon beschrieben auf ihrem Blog http://xiaomoswelt.blogspot.com/
              Ich geh dann mal üben.

              13.05.2011

              Nachtrag: Die Heimreise

              wie sehr hatte ich gehofft, das mir dieser Post erspart bleibt. Eine einfache, glatte unkomplizierte Heimreise hatte ich mir gewünscht. Nichts, worüber es zu berichten lohnt. Und dann das.
              Angefangen hatte es eigentlich schon vor der Hinfahrt. Ich hatte einen Flug für uns gebucht, abends ab Xiangfan nach Beijing und von dort direkt weiter nach Frankfurt. Wir wären dann am Donnerstag so um 16:00 vom Berg runter und am nächsten Morgen 6:00 In Frankfurt. Für mich bedeutet das, innerhalb von 24 Stunden von Tür zu Tür. Die Flugzeit am Morgen wurde dann zweimal nach weiter vorne, also früher verlegt, bis sie so früh war, dass wir erstens es nicht geschafft hätten, mit dem ersten Bus rechtzeitig anzukommen. Sorry, aber Ortsfremden muss ich das erst genauer erklären. Im Wudanggebiet sind nur Linienbusse und Fahrzeuge mit einer Sondergenehmigung zugelassen. Die Akademie hat zwar einen Station Wagon, aber damit bekommt man keine 10 Leute transportiert. Deshalb mussten wir schon am Mittwoch Spätnachmittag runter in die Stadt, dort in einem Hotel übernachten und früh am nächsten Morgen dann mit einem gemieteten Bus zum Flughafen.
              Zweitens war der Flug jetzt so früh, dass uns die Airline einen Weiterflug von Beijing noch am selben Tag um 13:30 anbieten konnte. Das wollten nicht alle Teilnehmer nutzen, weil die Ankunft um 18:00 in Frankfurt ihnen für die Weiterfahrt nicht passte. Verständlich, wenn man dann z.B. noch mit dem Zug nach Berlin muss.
              Aber mit mir ud Guan waren es dann doch sechs Leute. Ich wollte einfach einen über 12 stündigen Aufenthalt im Flughafen buw. einem Flughafenhotel, was wir angeboten bekommen haben, vermeiden.
              Aber da hatte ich die Rechnung nicht mit Freitag dem 13. gemacht. Nein, meine Lieben, kein Aberglauben, sondern das Einreisedatum auf Guans Visum. Deshalb hat man ihn nicht auf den Flieger gelassen. Achso, soll ich noch die Kamelle mit unserem Gepäck erzählen? Klar, soviel zeit muss sein.
              Wir hatten in Xiangfan nachgefragt, ob das Gepäck in Beijing direkt durchgecheckt würde, denn die junge Frau bappte Aufkleber drauf mit dem Endziel FRA.
              Nein, durch ginge das nicht, wir müssen erst abholen. Stehen wir am Gepäckband im immer wieder faszinierenden Flughafen Terminal 3 und warten. Einer unserer Koffer kommt. Aha, ein Zeichen, dass wir richtig sind. Aber dann kommen keine weiteren mehr und irgendwann sind wir auch die Einzigen, die da rumstehen und warten. Also doch durch. Wie gut, dass wir wenigstens den einen Irrläufer abfangen konnten. Aber das hatte auch Zeit gebraucht und die junge Frau am Check In drängte dann auch zur Eile. Bis sie Guans Pass in die Hand nahm. Nein, er könne nicht mitfliegen. Eben weil sein Visum erst ab dem nächsten Tag gültig sei. Ich versprach, dann mit ihm im Flughafen zu warten bis 00:01, aber darauf wollte sie sich nicht einlassen. Er müsse dann am Schalter H25 umbuchen lassen auf eine spätere Maschine. Da machte man natürlich Zicken und wollte über 200 Euro Gebühr für's Umbuchen. Ich wäre ja bereit gewesen, auch für mich umzubuchen, damit der arme Kerl nicht allein dort rumsitzen müsste. Aber bei der Summe ...
              Für mich wurde nun langsam die Zeit eng. Also überließ ich ihn seiner Fähigkeit, durch die Welt zu kommen und schnell rausgefischten 250 Euro (wie gut, das ich noch so viel dabei hatte) falls er tatsächlich bezahlen müsste. In der Eile u vergass ich noch, ihm die nötigen zusätzlichen Papiere für die Einreise zu geben. Meine lieben Freunde, ihr dürft nicht denken, es sei leicht. als Chinese nach Deutschland zu kommen, wenn man nicht in einer professionellen Reisegruppe reist. Europa in fünf Tagen. Da braucht man fast alles, was man schon zum Erlangen des Visums gebraucht hat, bei der Einreise an der Passkontrolle noch einmal. Nie! Nie würde einer von uns bei dem Umstand jemals das Reich der Mitte betreten. Nie und niemand. Es gibt eine große, dicke aber unsichtbare Mauer rund um Schengenland.
              Alles weitere weiß ich nur vom Hörensagen. Jedenfalls hat er es geschafft. Sowohl das Umbuchen ohne zu zahlen als auch die Einreise ohne die Papiere. Bei letzterem konnten ihm die vier Mitreisenden, die ja auch den späteren Flieger genommen hatten, noch behilflich sein, wofür ich ihnen sehr dankbar bin. Hier in Deutschland hatte es bis zu seinem Eintreffen ein paar neue graue Haare gegeben. Aber nun ist der Meister hier, wir sind alle glücklich und freuen uns auf die Seminare mit ihm.

              11.05.2011

              Abschied

              Die Sonne scheint wieder. Die Luft schwirrt von einer Million weißer Schmetterlinge.
              Im Tempel haben sich die höchsten Gottheiten des Daoismus inkarniert, um uns eine gute Heimreise zu wünschen.
              Es ist alles wunderschön.

              10.05.2011

              Tische und Tees

              Einer ist vom Hocker gefallen. Nein, ich muss das anders erzählen. Zunächst die Einrichtung unseres Speisesaals, was auf Chinesisch zufällig Can Ting heißt, und so sieht es auch aus. Bei dem schönen Wetter haben natürlich alle draußen gesessen gegessen. Aber bei der Feuchtigkeit gestern und heute. Also das sind helle Tischplatten, fast weiß und orangene Sitzschalen, beides aus Plaste auf zusammengeschweißten Vierkantrohren montiert. Immer vier Sitze zusammen mit einer Tischplatte. Der chinesische Gelehrte Gu Hong Ming (1857 -1928) hat damit seine Vielweiberei begründet, dass auch vier Stühle um einen Tisch ständen. Er hat natürlich nicht die Konstruktion unserer Kantine gemeint. Nun sind die Sitzschalen an ein Blech geschraubt, welches auf ein senkrechtes Rohr geschweißt ist und das ist die Schwachstelle. Gestern brach wieder ein solches Blech ab, dem vormals Sitzenden ist aber nichts passiert außer dem Schreck in den Gliedern. Deshalb hat heute der Hausmeister, der vor allem an seinem extrem langsamen Gang zu erkennen ist, alle Sitze einer Inspektion unterzogen, während wir im Karree standen und die Brokate wiederholten. Das bedrohlich knatternde Schweißgerät brachte wohl Herrn Li etwas aus der Fassung, er hat sich mehrmals bei den Übungen verzählt.

              Morgen wird gepackt und am Nachmittag geht's runter vom Berg. Eigentlich wollte ich noch Tees einkaufen, spezielle Heiltees, so hatte sie mir ein Schüler empfohlen und einmal hab ich sie gekauft in Deutschland, im Versand für teuer Geld. Da wurden sie auch hoch gelobt ob ihrer tollen Wirkung. Ich hab hier mal vorsichtig angefragt in einer Apotheke, ob sie das Zeugs führen oder besorgen könnten. Als man mir dann aber erklärte, das hätten sie immer vorrätig, ganz gewöhnliche Hausmittel, gegen Fieber und gegen Erkältung, da hab ich das Projekt abgeblasen. Hab an tibetisches Salz gedacht, was ich mal gekauft habe und an andere Wundermittel, von denen ich gleich die Finger gelassen hab. Hier hätten die Tees nur Pfennige gekostet, aber mein Gepäck ist voll.

              Das war's mal wieder, liebe Leserinnen und Leser. Bald steh ich auf dem europäischen Kontinent, mit dem Meister an der Hand. Bis denne.

              Geräusche

              Diese Nacht hab ich es gehört. Das Rauschen. Lilo hat vor zwei Jahren davon geschrieben. Nicht so ein behagliches, dauerhaftes Plätschern, was jetzt zu hören ist, auch nicht dieses fast fröhliche Plästern eines kurzen, heftigen Regens. Es war ein Rauschen, wie wir es vielleicht von einem Wasserfall erinnern, kontinuierlich, ohne Rhythmus, ohne die kleinen Zwischentöne.
              Vor dem Einschlafen war mir noch die absolute Stille aufgefallen, die so absolut nicht war, denn sie ließ zu, ein leises Brummen wahrzunehmen. Wahrscheinlich der Kühlschrank in der Küche. Ganz leise, aber auffällig wider die Natur der Stille. Ich habe mich erinnert an ein Video mit John Cage, worin er berichtet, in einem vollkommen schallisolierten Raum ein Rauschen und Pfeifen gehört zu haben. Man hatte ihm erklärt, das sei sein Blutstrom und sein Nervensystem gewesen.
              Die Stille hier ist anders. Ich höre weder Blut noch Nerven, denn die Stille hat Weite. Sie isoliert mich nicht, sie nimmt mich auf. Deshalb glaubte ich auch nicht meinen Blutkreislauf zu hören, als ich von dem Rauschen wach wurde. Es war eindeutig außerhalb und es umgab mich. Nur mein Zimmer trennte mich. Sonst wäre ich Teil geworden.
              Inzwischen ist wieder Leben zu hören, Vogelrufe, Stimmen, Klopfen und Scharren, das Klappern von Geschirr. Zeit für's Frühstück. Alles nur zu hören, weil es immer noch die Stille als Hintergrund gibt. Die Geräusche verklingen, die Stille bleibt.