08.10.2010

Nachtaktive

Wir sind im Daoyuan, dem Daoistenhof. Ehemals eine Herberge für die Pilger und Gäste des Zixiaogong, sind nun auch die Gaststudenten der Wushuakademie hier und im "Policehotel" untergebracht. Aber auch weiterhin ist ein halbes Stockwerk für Pilger reserviert. Lilo berichtete bereits über deren Unterkünfte.
Ich habe so meine Vorstellungen über den gemeinen Pilger. Zunächst vermute ich eine gewisse Frömmigkeit, was sonst sollte ihn auf Pilgerschaft schicken. Ich erwarte hier keine Jakobswegwanderer. Ansonsten wähne ich vom Pilger Tagesaktivitäten. Beten, Niederwerfen, Räucherwerk und Knallfrösche abfackeln, das verrichtet er tagsüber, wenn die Tempel geöffnet sind. Was aber macht er nächtens. Du meinst, er würde schlafen. Was aber radaut da draußen rum? Schwatzt, kichert, schluft, rotzt, hustet bis auch ich es nicht mehr im Bett aushalte, im festen Glauben, es müsse doch kurz vor Aufstehen sein. Wenn vom Geräuschpegel her eine halbe Busladung Menschen im Stockfinstern vor meiner Tür und über meinem Kopf trampelt und trippelt, was soll ich sonst annehmen. als dass sie sich bereit machen für die Morgenandacht. Aber die Andacht ist fern.
Nachdem ich mir einen Tee bereitet habe um den Spinnwebwald der letzten Schlafgedanken aus meinem Hirn zu wischen, beruhigt es sich langsam in meiner Umgebung. Jetzt, anderthalb Stunden später, um zwanzig nach fünf, sind nur noch wenige Geräusche zu vernehmen. Die vermutlich von jenen, die tatsächlich sich herrichten zum frühen Tempelbesuch.
Was aber haben die anderen gemacht, die um vier Uhr einfielen? Gibt es doch Übungen im Geheimen, von denen wir ausgeschlossen sind? Wir, die Fremden, die Laowais, unwürdig tiefere Weihen zu empfangen, die wir abgespeist werden mit Schritten und Sprüngen. Ein wenig körperliche Übung schadet nicht, hat man sich wohl gedacht, und wenn es kompliziert genug ist, dann werden sie auch nicht neugierig sein, werden müde in ihren Betten liegen und nichts mitbekommen von den Vorbereitungen auf die Unsterblichkeit, Erleuchtung oder was auch immer. Woher kamen sie, mitten in der Nacht?

7 Kommentare:

  1. Hallo Oster,
    ja das leben läuft in China doch ein wenig anders ab als bei uns.
    Finde euren Blogg echt Cool,liest sich genauso Spannend wie euer Buch (Keine Gnade).
    Versuche Qigong zu erlernen aus dem Buch Qigong der Wudang Mönche.
    Es happert leider etwas an den Fußstellungen wie genau sind sie zu setzen nach jeder Bewegung.
    Vor über 25 Jahren habe ich Karate und Kickboxen gemacht hoffe das mir das beim erlernen weiterhilft.
    Heute mache ich nach der Arbeit (arbeite seit fast 29 Jahren in ner Lederfabrik)etwas Muskeltraining kein Bodybuilding.
    Naja und jetzt versuche ich Qigong zu erlernen ist in etwa so als wenn ich Meditiere ich werde dabei ganz ruihg und ich höre auf zu denken ich lasse dabei alles los.
    Du Konzentrierst dich nur noch auf deine Bewegungen und deinem Atem.
    Ich möchte gerne nächstes Jahr mit Dir/Ihnen mit der Gruppenreise nach China-Wudang Fliegen. Wann ist da der nächste Termin angedacht?
    Bin auch am Taoismus Interessiert!

    AntwortenLöschen
  2. Anonym3:17 PM

    nächste Reise ab Mitte April.

    AntwortenLöschen
  3. Georg2:02 AM

    Na, lieber Yürgen, das ginge doch auch etwas ausführlicher, oder?

    AntwortenLöschen
  4. Anonym5:31 AM

    Lieber Georg, leider nein.

    AntwortenLöschen
  5. doch, ein klein wenig, z.b. so :

    http://www.oster-dao.de/


    :D

    AntwortenLöschen