16.10.2010

9.9.

Heute ist der große Tag. Doppelte Neun nach dem chinesischen Mondkalender. Als Festtag reicht er weit zurück, überliefert aus der Han Dynastie, aber vermutlich noch älter. Die 9 ist die große Yang - Zahl (s. Yi Jing), die doppelte 9 bedeutet deshalb ein zu großes Yang, welches nun übergeht in Yin. Mit dem Tag der Doppelten Neun ist das höchste Yang erreicht. Der Tag wird auch als Ehrentag für die älteren Menschen gefeiert. Man trinkt Chysanthemen- Tee oder Chrysanthemen Wein.
In Wudangshan wird der Tag auch als Datum der Erleuchtung Zhen Wus gefeiert. Im Tempel erhalten alle Pilger kostenlose Speisung, großartige Zeremonien werden abgehalten, Unmengen an Räucherwerk abgebrannt. Der ganze Berg riecht nach diesem Wasauchimmer.
Gleichzeitig eignet sich der Termin hervorragend als Auftakt für die Wushu Worldchampionship, die alle zwei Jahre in Shiyan abgehalten wird.
Heute herrscht das beste Wetter seit unserer Ankunft. Zhen Wu gibt es sich richtig. Sonne, keine einzige Wolke am Himmel, kein Dunst. Der Blick geht weit, wenn man ihn weit schickt. Aber im tempel ist einfach zu viel los, um den Blick in die Weite zu schicken. Bunte Gewänder, magische Handlungen, Gesänge, die ins Mark gehen.
Zwischendrin Mengen von Pilgern und Touristen, Stimmung wie auf dem Jahrmarkt, Prozessionen wie zu Fronleichnam.
Die Jungs und Mädels unserer Akademie geben zur Herzerquickung eines Offiziellen mit Baseballkappe einen Ausschnitt aus dem Expo-Performance-Programm. Schön machen sie das. Ich vermisse unseren Guan Shifu. Dann zeigt Moni ihn mir. Auf dem Display ihrer Kamera. Er hatte im dunklen Daoistenblau mit goldener Schärpe an der Prozession teilgenommen. Ich hatte geglaubt, das seien alles Taiwanesen.
Bei der Speisung im Kloster fand ich nicht gleich die Pappschalenausgabe, aber eine der jungen Nonnen, die ich im Frühjahr am Schwert trainiert hatte, lief mir über den Weg. "Wait for me" lautet ihre Antwort auf meine Frage nach dem Wo und sie bringt uns Porzelanschalen. Nachdem wir uns durch das Buffet gekämpft und einen Platz gefunden haben, kommt sie schon wieder an und stellt uns noch ein paar gefüllte Schalen auf den Tisch. Ja, auch im Kloster ist, gerade bei Massenverpflegung, Beziehung Gold wert. Das Essen war hervorragend. Vegetarisch aber vielseitig. Da könnte unser Hauskoch, der Einfaltspinsel, mal in die Schule gehen.
Gerade kommen die kleinen Mädels aus der Akademie ungeniert in mein Zimmer. Wollen mal gucken was der Waiguoren da macht, was er da für merkwürdige Früchte auf dem Tisch liegen hat (ich weiß auch nicht, was es ist, Lilo hat sie von Cici bekommen) und eine der Mäuse zeigt mir dann, dass sie doch prima als "Qigongkugeln" einzusetzen sind.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen