31.12.2009

Die Kräfte des Daoismus

Unter die Bezeichnung "Daoismus" fallen unterschiedliche philosophische und religiöse Überzeugungen, welche die chinesischen Kultur auf allen Ebenen durchdrungen haben. Daoismus wird definiert durch den Glauben an das Dao 道 (als "Tao" in der älteren Wade-Giles-System) welches wörtlich "Weg" oder "Pfad" bedeutet. Dao bezieht sich auf die formlosen, grenzenlosen Aspekte des Universums, welche der ganzen Schöpfung zugrunde liegen. Daoisten studieren und streben danach, im Einklang mit den Rhythmen der kosmischen Kraft zu handeln. Der daoistische Lebensstil beinhaltet Studium der klassischen daoistischen Philosophie, rituelle Praktiken, Meditation und Körperübungen.


Die erste Schule des Daoismus, die in Wudangshan praktiziert wurde, war Zheng Yi Dao (正 一道 - Orthodox Unity Daoismus) , 142 u.Z. während der östlichen Han-Dynastie gegründet. Viele Praktiken der ursprünglichen "Einheit der orthodoxen Daoisten" sind schamanistischer Herkunft; die Herstellung von schützendenTalismanen einerseits und die Nutzung der natürlichen Kräuter und Mineralien zum Erhalt der Gesundheit. Mitglieder der"Orthodoxen Einheit" können wahlweise in Tempeln leben, oder ihre Dienste anbieten unter den Menschen. Viele orthodoxe Einheit Daoisten praktizieren Kampfkünste oder Medizin. Hunderte von Jahre nach Gründung der "Orthodoxen Einheits Schule", während der Song-Dynastie (960-1279), begann die daoistische Religion sich zu mischen mit den Ritualen des Buddhismus und lokaler Volkspraktiken, woraus die Schule der Vollständigen Wahrheit des Daoismus (Quanzhen Dao) entstand. Heute ist dies die größte klösterliche Form des Daoismus. Die Daoisten der Vollständigen Wahrheit leben zölibatär, traditionell ausschließlich in Klöstern und praktizieren "innere Alchemie", die den Körper durch Atemübungen, Visualisierungs-Verfahren und Meditation verfeinern soll. Im Westen werden die Daoisten der Vollständigen Wahrheit mitunter als daoistischen Mönche bezeichnet, und dagegen die Daoisten Orthodoxen Einheit als taoistischen Priester, aber in der chinesischen Sprache gibt es diese Unterscheidung nicht. Es gibt viele Ähnlichkeiten zwischen den Schulen des Daoismus, und alle beinhalten die drei Juwelen des Dao: Mitgefühl, Mäßigung und Demut.


Häufig wird Daoismus getrennt in einen philosophischen Daoismus
(Daojia 道家) über die Texte Dao De Jing und Zhuangzi (道德 经, 庄子) und den religiöse Daoismus (Daojiao 道 敎), der orthodoxen Einheit und Vollständigen Wahrheit (sowie anderer Schulen). Eine solche Trennung aber ignoriert die Verbindungen zwischen den klassischen Texten und daoistischen religiösen Praktiken. Sie wird von daoistischen Gelehrten und Historiker auf der ganzen Welt abgelehnt. Die Dao De Jing und Zhuangzi Texte bieten sehr einfühlsame und kraftvolle Lehren, aber auch sie sind nur ein kleiner Teil der großen daoistischen Literatur. Nur wenigen Menschen ist die Existenz der Daozang bekannt (道 藏 ), der daoistische Kanon. Dieser wurde ursprünglich in der Jin, Tang und Song-Dynastie kompiliert, aber die bis heute überlieferte Version wurde während der Ming-Dynastie veröffentlicht. Der Ming Daozang enthält fast 1500 Texte, welche daoistische Geschichte, Philosophie, die Methoden und Praxis diskutieren.
Die mühsame aber lohnende Arbeit einer Übersetzung des Daozang in Englisch ist langsam begonnen. Dies wird einen tieferen Bereich der daoistischen Praxis für den Rest der nicht-chinesischen Welt eröffnen.

Daoistische Mönche und Priester folgen verschiedenen Wegen. Einige leben als Einsiedler zurückgezogen aus der Gemeinschaft, oder in Klöstern. Andere leben in Dörfern und Städten. Die Arbeit des Daoisten in der Gemeinde dient der Heilung und Gesunderhaltung. In einigen Gegenden (vor allem in Hongkong und Taiwan) stellen daoistische Priester auch Amulette und Talismane her, arbeiten mit Zaubersprüche und Beschwörungen. Andere sind Spezialisten als Wahrsager oder als Medium; bilden eine Brücke zwischen den menschlichen und den göttlichen Welten. Auf den heiligen Bergen Chinas werden daoistische Priester ausgebildet und praktizieren ihre Künste, die auch von Laien ausgeführt werden können, in daoistischen Tempeln, in den Dörfern und Städten.


Die verschiedenen Schulen des Daoismus systematisieren auch die Volksheilkunde Chinas, zusammengefasst unter dem Begriff "Yang-sheng" (Lebenspflege). Dies umfasst verschiedene Techniken aus allen Bereichen des täglichen Lebens, ebenso Meditation und Visualisierungstechniken, Atemtechniken, sexuelle Praktiken und Ernährungslehren. Zur Stärkung des Körpers und Klärung des Geistes. Eine der wichtigsten Lehren ist der Gedanke, den Körper zu behandeln, bevor er krank wird. Dies deckt sich mit Erkenntnissen der modernen Präventivmedizin, die Wert legt auf richtige Ernährung und Bewegung.
Jede einzelne Person Der Körper jedes Individuums wird als ein Modell des Universums gesehen, ein untrennbarer Teil der natürlichen Welt. Durch die Reinigung des Körpers kann er in Harmonie mit der umgebenden natürlichen Welt gebracht werden, was wiederum zu einem höheren Maß an Gesundheit führen wird. Wudang Daoisten widmen ihr Leben dem Studium und der Bewahrung dieser wertvollen Kunst. Es ist unsere Hoffnung, dass die Schüler aller Kulturen und Religionen ihr Leben durch das Erlernen des Daoismus und der daoistischen heiligen Kunst bereichern.

Originaltext von Xuan Yun mit freundlicher Genehmigung - vielen Dank.

3 Kommentare:

  1. Anonym6:44 AM

    142 u.Z. während der Tang-Dynastie


    Das kann ja wohl nicht ganz stimmen?

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  2. Anonym11:12 PM

    natürlich ist das falsch. ich habe den autor gefragt und warte auf antwort

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  3. Anonym1:59 PM

    korrigiert in "...142 u.Z. während der östlichen Han-Dynastie gegründet"

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