06.10.2009

Fertig

Yürgen, 5. Okt. 2009

Gestern gab es ordentlich Futter für die Form. Neue Schritte, neue
Schritte.
Heute Vormittag haben wir im Tempel gefühlte drei Stunden den Taiji-
Grundschritt gelaufen, mit verschärften Einsprengseln. Gewicht
rechts, linken Fuß raus, linken Fuß wieder ran, linken Fuß raus,
linken Fuß wieder ran, linken Fuß raus, linken Fuß wieder ran, linken
Fuß raus, linken Fuß wieder ran, linken Fuß raus, linken Fuß wieder
ran, linken Fuß raus, linken Fuß wieder ran, linken Fuß raus, linken
Fuß wieder ran, linken Fuß raus, linken Fuß wieder ran, linken Fuß
raus, linken Fuß wieder ran, oder linkes Knie hoch, Bein strecken,
stehen
bleiben ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ...
wieder anwinkeln, absetzen, andere Seite.
Als nachmittags wieder die Matten zum gefürchteten Stretching
rausgeholt wurden, glaubte ich, Lehrer Li würde scherzen, als er
"Meditation" sagte. Deshalb verdrückte ich mich auf die obere
Terrasse, in den Schatten der Zeder und übte meine Kreise. Meister
Guan zeigte mir einen etwas schwierig nachzuvollziehenden Schritt
rückwärts, eine Drehung nach rechts, eine nach links, lief einmal im
Kreis und Schluss. Ende der Form. Ungläubige Blicke meinerseits.
Fertig? Ich war glücklich.
Eine Form ist eine Komposition. Wie bei einem Musikstück oder Gedicht
kannst du das Ganze erst verstehen, wenn du das letzte Wort, den
letzten Ton gehört hast. So kann ich auch erst richtig eine Form
lernen, mit Leben füllen, wenn ich sie verstanden habe. Ich muss sie
bis zum Schluss gesehen und gefühlt haben. Jetzt können die richtigen
Betonungen gesetzt, der Rhythmus, der Fluss, entwickelt werden. Noch
eine ganze Woche habe ich Zeitt, das unter den Augend er Meister zu
bearbeiten. Meister Gia Fu Feng hatte einmal gesagt, zuerst müsse man
den Lehrer kopieren, 1 zu 1, sich selbst ganz raushalten, dann sollte
man ihn imitieren und später erst, wenn man sich frei geschwommen
hat, kann man eine Form selbst interpretieren.

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