18.05.2008

Reise Frühjahr 08 Teil2



Da hätten wir die ersten Tage aus Lilos Sicht. Warum soll ich das alles aufschreiben, wenn sie es doch schon mal getan hat. Und zwar schon in Wudangshan, im Tianlu Hotel, welches in jeden Zimmer einen Computer stehen hat mit Internet-Anschluss. Deshalb ist der Text ohne Umlaute.
Los geht's:


Nun gleitet der Wudang-Bus die Serpentinen hinauf und bei jeder Kehre ziehen sich Yuergens und meine Mundwinkel ein kleines Stueck weiter nach oben - endlich Wudang! Wir landen im Tianlu-Hotel, machen begreiflich, dass wir Zimmer reserviert haben, erh alten die Schluessel, in dem Moment kommt der Manager. Obwohl der Yuergen erkennt, wird eine kleine Korrektur vorgenommen, wir wohnen nicht in der klammen Felsenhoehle, sondern residieren im 3. Stock (selbstverstaendlich ohne Aufzug) mit Blick in putzige kleine Reisterrassen - Guanxi ist alles in diesem Land! Wir schmeissen unsere Taschen in die Zimmer um uns sofort auf den Weg in den Zixiaogong zu machen.
Wir wollen Chengwu Bescheid sagen, dass wir jetzt da sind, ihm ein paar Brandopfer bringen, gewissermassen eine landesuebliche Alimentierung in der Hoffnung auf einigermassen nettes Wetter. Wir treten aus der Hoteltuer und laufen direkt unserem alten Lehrer Wang in die Arme. Er freut sich uns zu sehen, ist gerade mit seiner Klasse beim Lauftraining, laesst es sich aber nicht nehmen, uns zum Tempel zu begleiten, damit wir keinen Eintritt zahlen muessen. Das freut Yuergen ganz besonders, denn an der Kasse sitzt sein Intimfeind, liebevoll von uns Zerberus genannt, der hat uns - trotz diverser Zettel, die uns als Schueler der Akademie ausweisen - noch nie eingelassen. Wir machen unsere Aufwartung, nachdem uns Wang noch ermahnt hat, uns schleunigst bei Meister Zhong, dem Leiter der Akademie, blicken zu lassen. Wir verlassen den Tempel und stehen vor unserem letzten Lehrer, Guan. Auch hier freudiges Wiedersehen und Kraeuselschnute als er hoert, dass wir noch nicht in der Akademie waren. Wir versprechen, uns sofort auf den Weg zu machen, es ist auch hoechste Zeit, natuerlich hat es sich schon herumgesprochen dass wir da sind und Zhong erwartet uns bereits. Er teilt uns Lehrer Wang zu, wir sind zufrieden, auch wenn wir auf Unterricht von Guan gehofft hatten, der zumindest so etwas aehnliches wie englisch spricht. Es stellt sich heraus, dass Lin mittlerweile die Akademie verlassen hat, ich bin etwas ueberrascht, noch einen Tag vor un serer Abreise hatte mir Lin gemailt, dass sie sich auf ein Wiedersehen mit uns freut. Dinge gehen manchmal ziemlich flott in diesem Land...Javi hat den Absprung aus Spanien auch noch nicht geschafft, ich werde ihn wohl erst im September wieder sehen.

Wir packen unsere Mitbringsel aus, diese werden von Guo, Zhong und Wang gnaedig entgegengenommen, das entspricht chinesischer Hoeflichkeit, wie ich mich von meinem Freund Teng Jian habe aufklaeren lassen: offensichtliche Freude gilt als unhoeflich, schliesslich ist der Gast das groesste Geschenk! Allein Guan haelt sich nicht ganz an die Spielregeln: als er begreift, dass die kleine Musikmaschine tatsaechlich fuer ihn ist, strahlen seine Augen - offensichtlich haben wir Geschmack und Spieltrieb richtig eingeschaetzt! Sofort wird das Geraet eingesetzt und den ganzen Nachmittag ertoent beim Training die Musik, die ich vorsorglich schonmal draufgeladen habe. Im Treppenhaus begegnet mir Herr Wu, das Faktotum der Akademie, er sieht mich an, stutzt : "du warst doch letztes Jahr schonmal da?" Ich bestaetige, schliesslich war er mein Retter in der Not, als ich mich aus meinem Zimmer ausgesperrt hatte und als ich ihm sage, dass ich bald wieder komme und fuer einen Monat bleiben werde, strahlt er richtig.

Draussen spreche ich mit Guan kurz ueber meinen Plan, im Herbst eine Saebel-Form lernen zu wollen und habe damit die Lacher auf meiner Seite. Guan zeigt mir kurz einen Teil der Form, viele Spruenge und Drehungen, und das mit Waffe..danke, ich bin satt. Mich beschleicht der Gedanke, dass Javi bei seiner Demonstration in Mainz moeglicherweise das eine oder andere winzige Detail ausgelassen haben koennte. Demuetig bitte ich Guan zu entscheiden, was fuer mich das richtige ist. Das war wohl die korrekte Ansprache. Nun werde ich wohl einen Monat lang Basics trainieren duerfen...

Das Training beginnt, wir haben Spass mit Wang, auch Meister Zhong taucht staendig auf, um unsere Fortschritte zu begutachten. Wenn er vor mir steht, geht natuerlich gar nichts, was mit laut vernehmlichen Knurren quittiert wird. Dennoch ist Zhong diesmal ausgesprochen entspannt und hilfsbereit, korrigiert sehr viel und ich lerne unendlich viel von ihm. Wieder einmal habe ich das Gefuehl, voellig am Anfang zu stehen, da habe ich wenig Zeit, mich meinem "rebellierenden Magen-Qi" zu widmen, Yuergen hat sich dieserhalben einen Tag ausgeklinkt, aber der ist ja auch ein Mann...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen